Matthias Lepschi

  

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Bergsommer 2016

Ötztal - Mittlere Hintereisspitze und Fluchtkogel


Nach der schönen Tour auf den Großvenediger lockt uns eine weitere Hochtour: Im hinteren Ötztal soll es zum Brandenburger Haus gehen; einem idealen Stützpunkt für den Fluchtkogel und andere unschwierige Touren.
Wieder geht es an einem Freitag los, diesmal Richtung Ötztal. Von Vent wandern wir bei Nieselregen das Rofental entlang zum Hochjochhospiz, wo wir die erste Nacht verbringen wollen. Das schlechte Wetter schreckt uns nicht ab, weil für den kommenden Tag beste Bedingungen gemeldet sind...

...und der Wetterbericht enttäuscht uns nicht!

Am Kesselwandferner seilen wir an - die Steigeisen bleiben aber erst einmal noch im Rucksack. Der Gletscher läuft relativ flach und griffig dahin. Wir kommen gut voran und haben bald das Brandenburger Haus vor uns. Wie ein Adlernest hängt es an einem Felsaufbau der Dahmannspitze.

Da wir noch sehr früh unterwegs sind, beschließen wir spontan, die Mittlere Hintereisspitze anzugehen, die gegenüber des Brandenburger Hauses auf der anderen Seite des riesigen Gletscherkessels liegt. Ziel ist der im Bild ganz rechts liegende weiße Hauptgipfel. Die Tour verläuft ohne große Probleme; allerdings packen wir vor dem steilen Aufschwung auf den eigentlichen Berg doch noch die Steigeisen aus.

Vom Gipfel geht der Blick vorbei an der Weißkugel Richtung Ortler und Königsspitze.

Blick beim Abstieg vor der steilen Zone zum Brandenburger Haus und zum komplett weißen Fluchtkogel, unserem morgigen Ziel.

Nach erfolgreicher Besteigung der Mittleren Hintereisspitze geht es zum Brandenburger Haus, der mit 3277 m höchstgelegenen Hütte des deutschen Alpenvereins. Wir verbringen noch ein wenig des strahlend schönen Tages auf der Sonnenterasse der Hütte - was für eine Aussichtsloge!

Auch am nächsten Tag sind wir mit hervorragenden Wetterbedingungen gesegnet. Im frischen Morgenlicht geht es weiter zum eigentlichen Ziel, dem Fluchtkogel. Meine Frau muß mit ihrem Frühstück ein Aufputschmittel zu sich genommen haben - sie rennt geradezu auf unser Ziel zu. Ich komme mir am Seil vor wie ein nutzloser Klotz oder ein Hund mit zu kurzen Beinen. Nach etwa einer Stunde hat sie mich energisch auf den Gipfel gezerrt, und ich bekomme endlich eine wohlverdiente Pause.

Wieder erleben wir ein phantastisches Panorama.

Der Absteig vom Fluchtkogel führt uns über das obere Guslarjoch hinunter Richtung Vernagthütte. Direkt unterhalb des Jochs befindet sich eine nicht ungefährliche Spaltenzone. Beim Sprung über eine etwas breitere Spalte verhake ich den Frontalzacken eines Steigeisens in der Hose des anderen Beines - die Folge ist ein etwa 5 cm langer Riß im Stoff. Natürlich ärgere ich mich über die Ungeschicklichkeit - ich hätte mich schlicht etwas besser konzentrieren müssen. Auf der anderen Seite bin ich froh, daß ich mir nur die Hose und nicht den Unterschenkel selbst aufgeschlitzt habe. Immerhin habe ich jetzt beim Weg ins warme Tal eine zusätzliche Belüftung...

Kurz nach dem Mittag sind wir bereits wieder knapp vor den Rofenhöfen. Das satte Grün wirkt auf uns nach dem strahlenden Weiß der Gletscher und dem rostroten Gestein wie aus einer anderen Welt - zwischen den Extremen liegen am heutigen Tage nur wenige Stunden. In Vent wechseln wir aus der Hochtourenkleidung in kurze Hosen und T-Shirts und freuen uns auf zwei weitere hochsommerliche Tage im Ötztal, in denen wir zwei Klettersteige angehen werden.

    Ötztal - Klettersteige Stuibenfall und Lehner Wasserfall


Das erste Mal holen wir uns am Klettersteig am Stuibenfall eine Portion Luft unter den Sohlen...

...in Kombination mit einer Erfrischung an der abschließenden Seilbrücke: Da der Stuiben recht viel Wasser führt, werden wir beim Überqueren bis zur Hüfte nassgespritzt.

Tags darauf gehen wir - als Schlusstour eines kurzen Urlaubs - noch den Klettersteig am Lehner Wasserfall an. Auch hier führt am Schluß eine spektakuläre Seilbrücke über den Fall!

Danach fahren wir mit einem Koffer voller schöner Erlebnisse wieder nach Bayern zurück.

    Franz-Senn-Hütte - Vorderer Wilder Turm


Schon am Großvenediger habe ich bei der Lektüre einer Bergzeitschrift ein neues Tourenziel gefunden: Ausgehend von der Franz-Senn-Hütte im Stubai wollen wir den Vorderen Wilden Turm besteigen. Wieder geht es am Freitag Nachmittag los, und wieder spielt das Wetter mit.

Ankunft an der Hütte

Die Franz-Senn-Hütte ist eine der größten Hütten, die ich kenne. Wie man auf dem Bild erkennen kann, bietet sie eine schöne Aussichtsterasse, die wir auch fleißig benutzen.

Nach dem Frühstück geht es tags darauf los zum Wilden Turm. Ich spare mir hier die übliche Bemerkung vom tollen Wetter...

Nach einem kurzen und unschwierigen Gletscherstück kommen wir an die Schlüsselstelle der Tour - die Turmscharte. Dort müssen etwa 50 Höhenmeter steil durch Fels zurückgelegt werden; allerdings bei sehr guter Absicherung mit Stahlseil. Wir kommen an die Scharte und stellen verwundert fest, daß kein Stahlseil, sondern ein normales Kletterseil hängt. Der Zustieg zu diesem Seil ist darüber hinaus alles andere als einfach, weil es recht unlogisch durch stark brüchiges Gelände geht. Bis auf das Seil sind auch keine Spuren anderer Leute zu entdecken. Meine Frau prusikt an dem Seil vorsichtig noch ein paar Meter hinauf und berichtet dann, daß es eher nach Fünfer-Gelände statt einfachem Zweier-Gelände aussieht. Irgendwas kann hier nicht stimmen - wir drehen um und gehen ein paar Meter auf den Gletscher zurück. Und tatsächlich entdecke ich etwa 50 Meter weiter links die richtige Route mit dem Stahlseil! Dort steigen wir zügig und ohne größere Probleme auf.

Oben angekommen entdecken wir auch das andere Seil wieder, welchem wir irrtümlicherweise zuerst gefolgt waren. Vermutlich wurde es als Abseilstrecke eingerichtet und vergessen oder einfach noch nicht abgeholt.
Nach etwa 200 Metern über einen schön aufgefirnten Gletscher erreichen wir den kleinen Gipfelaufbau des Vorderen Wilden Turms. An Eisenklammern geht es wie in einem Klettersteig die letzten 30 Höhenmeter nach oben...

...und dann stehen wir auf dem Gipfel!

Das Panorama mit der Ruderhofspitze läßt nicht zu wünschen übrig.

Da auf dem Gipfel nur relativ wenig Platz ist, und außerdem eine weitere Seilschaft nach oben kommt, verschieben wir die Brotzeit auf etwas später und seilen uns direkt vom Gipfel ab zum Gletscher. Ein paar Meter weiter kommen große Felsen in den Blick, die schön in der Sonne liegen - der Rastplatz ist gefunden. Wir genießen die Aussicht und füllen die Akkus wieder auf. Danach stapfen wir einen Gletscherrest bis zu einem kleinen Schmelzwassersee hinunter. Dort gönnen wir uns eine weitere Pause - wir liegen sehr gut in der Zeit - mit Kneippbad und kurzem Nickerchen. Schließlich folgen wir dem Normalweg des Aperen Turms weiter nach unten Richtung Hütte.

Die letzten Meter erinnern uns in ihrer Ursprünglichkeit an die Landschaft Kanadas. An der Hütte angekommen lassen wir den Tourentag auf der Sonnenterasse bei einem kühlen Getränk ausklingen.

Für den nächsten Tag gäbe es noch einige Tourenoptionen - allerdings sind wir durch die vielen Touren der letzen Wochen einfach schon satt und nicht wirklich hoch motiviert. Daher beschließen wir das Wochenende mit der Wanderung ins Tal und rollen von dort aus wieder gemütlich nach München.

    Karwendel - Wörner


Zum Abschluß der Saison gönnen wir uns wieder einmal einen Klassiker bei Mittenwald - den Wörner. Diesmal würzen wir die relativ lange Tour jedoch noch mit einer Zufahrt per Mountainbike bis zum "Bankerl". Die teilweise höllisch steile Straße bis dahin kostet uns allerdings mehr als nur ein bißchen Schweiß.

Der verbleibende Fußanstieg ist immer noch lang, und ab dem Wörnersattel zudem noch ziemlich anspruchsvoll. Einige Passagen sind steil und abschüssig - absolute Trittsicherheit ist ein Muss.
Umso mehr freut man sich über den Gipfelerfolg!

Wieder zurück am Wörnersattel photographieren wir die heimlichen Stars des Bergsteigers: Seine (oder ihre!) Beine. Die haben uns durch einen tollen Bergsommer getragen, und hoffentlich werden sie dies auch auf unserer anstehenden Trekkingreise in Jordanien tun!