Matthias Lepschi

  

Reisen
Über mich
Page in English
Nach oben

 

Nepal 2017

Kathmandu, Thame und Gokyo-Tal

Eigentlich wäre der nächste Besuch im Himalaya - nun schon unser vierter - nach der geglückten Kailash-Umrundung im letzten Jahr nicht so bald vorgesehen gewesen. Bekanntlich kommt ja aber unverhofft bekanntlich oft...

Nachdem die ursprünglich geplante Bergsteigerreise nach Südamerika aufgrund mangelnder Teilnehmerzahl nicht zustande gekommen war, mussten wir relativ schnell ein Alternativziel auswählen. Zeitlich am ehesten mit dem ursprünglichen Plan kompatibel kristallisierte sich das Gokyo-Khumbu-Trekking im Everest-Gebiet heraus. Und wenngleich hierbei auch kein Sechstausender auf der Agenda stand, kann man sich bei Schlafhöhen von bis zu knapp über Fünftausend Metern wirklich nicht über mangelnde Höhen beklagen. Schließlich und endlich lockte natürlich auch die Aussicht, endlich einmal den höchsten Berg live und in voller Pracht sehen zu dürfen. Die Entscheidung fiel also ein weiteres Mal zu Gunsten des Himalaya, und Ende April hob der Flieger von München Richtung Kathmandu ab.


Die Aufnahmen der Boudnath-Stupa in Kathmadu gehören beinahe schon traditionell zu einem Reisebericht aus Nepal. Im Gegensatz zum letzten Jahr ist die Stupa nun wieder fertig repariert; das Gerüst am Kopfteil ist entfernt. Zumindest hier sind also die Folgen des Erdbebens von 2015 beseitigt.

Die Restaurationsarbeiten in Swayambunath sind dagegen noch nicht so weit gediehen. Zwar ist die Hauptstupa - wie in nebenstehendem Bild gezeigt - in gutem Zustand, allerdings sind die benachbarten Klosterräume noch stark zerstört, und die Arbeiten daran werden sich noch eine ganze Zeit hinziehen. Trotzdem kann ich Nepal-Reisenden den lohnenden Besuch von Swayambunath nur ans Herz legen!

Butterlampen

Nachdem wir mit dem Besichtigungsprogamm in Kathmandu den Jetlag einigermaßen überwunden haben, geht es von der Hauptstadt aus per Flugzeug nach Lukla weiter. Ich bin durchaus etwas aufgeregt, den berühmt-berüchtigten Flughafen nun endlich einmal anzufliegen. Nebenstehendes Bild zeigt eine Maschine kurz vor dem Start auf der recht kurzen und zudem noch abschüssigen Start- und Landebahn, die direkt am Abgrund endet...

Gott sei Dank verläuft der morgendliche Flug in einer zweimotorigen Maschine zu der Ortschaft auf 2800 Metern Meereshöhe ohne Probleme. Schon um kurz nach neun Uhr morgens verlassen wir mit den Rucksäcken auf dem Rücken das kleine Flughafengebäude und nehmen im Ort selber noch ein kleines Frühstück zu uns. Danach geht es per pedes Richtung Namche Bazaar weiter; das Trekking hat begonnen!

Mit dem Karyolung sehen wir einen der ersten höheren Berge, die unsere Strecke säumen.

Die erste Etappe führt uns nicht komplett nach Namche, sondern in ein kleines Dorf namens Phakding. Wir schließen am Nachmittag noch einen kleinen Spaziergang die westlichen Talseite hinauf an und besichtigen einen Kloster-Neubau. Auf dem Rückweg werden wir von den beiden Sherpa-Mädchen in Augenschein genommen...

Das nebenstehende Bild ist typisch für den Charakter der Wegstrecken der nächsten paar Tage: Blühende Rhododendren, schwarz-weiss bemalte Mani-Steine und üppige grüne Vegetation prägen das Landschaftsbild.

Kurz vor Namche Bazaar überqueren wir die Hillary-Hängebrücke.

Namche Bazaar mit Blick auf den Khongde Ri.

Von einem Aussichtspunkt über Namche aus haben wir einen ersten Blick auf den legendären Berg: Mount Everest erscheint unscheinbar als kleine Spitze über dem Nuptse-Grat in der linken Bildhälfte, während rechts bei der kleinen Wolke der Lhotse hervorlugt.

Nach dem ersten Blickkontakt mit den Bergriesen geht es zur Akklimatisation jedoch erst einmal ins Thame-Tal weiter. In den nächsten Tagen werden wir die Schlafhöhen sanft ansteigen lassen (von Nacht zu Nacht etwa drei- bis vierhundert Meter), um uns ungewünschte Anpassungs-Effekte wie Kopfschmerzen oder Übelkeit zu ersparen. Immer wieder durchqueren wir auf unseren Etappen blühende Rhododendren-Wälder.

Die prachtvollen Blüten laden zum Fotografieren ein.

Je höher wir kommen, desto öfter sehen wir rosa oder gar weisse Rhododendren-Blüten.

Neben den allgegenwärtigen Rhododendren gibt es am Wegesrand allerdings noch andere Schönheiten unter den Pflanzen.

Blick über Thame zum Talschluss

Von Thame aus statten wir in der strahlenden Morgensonne dem nahegelegenen Kloster einen Besuch ab, welches sich eng an die Bergwand drückt. Über Nacht hat es in den höheren Lagen etwas geschneit, und die leicht angezuckerten Hänge verleihen der Landschaft einen besonderen Touch. Das Kloster stellt den Höhepunkt und gleichzeitig die Umkehrstelle des Akklimatisations-Ausfluges ins Thame-Tal dar. Nach der Besichtigung wandern wir talauswärts zurück zum Ort Khumjung.

Stupa vor dem Kloster

Auf dem Weg von Thame zurück Richtung Namche: Ein lokaler Schutzheiliger rechts, und eine Padmasambhava-Darstellung samt Tara auf der linken Seite

Beobachterin am Wegrand

Nach einer Übernachtung in Khumjung geht es Richtung Gokyo-Tal weiter. Der Blick geht noch einmal zurück zum Khongde Ri...

...und nach vorne Richtung Thamserku. Unser Pfad klebt in der linken Bildhälfte an der steilen Talseite.

Am Mong La zeigt sich uns wieder einmal eine Padmasambhava-Darstellung. Der Gelehrte hatte den Buddhismus von Indien nach Tibet gebracht, und wird seitdem nicht nur dort, sondern auch in den buddhistisch geprägten Bergregionen Nepals als Heiliger verehrt.

Wir haben mit dem Wetter an der Aussichtskanzel des Mong La Glück - wie auf einem Präsentierteller liegen uns einige der weißen Berggiganten in der Sonne - hier der Kangtega mit seiner weißen Gletscherhaube.

Die Ama Dablam thront majestätisch am Horizont.

Kangtega und Thamserku.

Zwischen den vielen Gebetsfahnen, die an der Mong La Stupa befestig sind, flattert auch eine weiße Kadakh, die mit westlichen Schriftzeichen beschrieben ist. Ich kann den Namen Ueli Stecks darauf entziffern. Offensichtlich hat jemand zum Gedenken an den Ausnahme-Bergsteiger, der wenige Tage vorher am Nuptse den Tod gefunden hat, hier am Mong La eine Fahne aufgehängt. Das Memento Mori inmitten des umwerfend schönen Panoramas verursacht eine seltsame, beinahe irreale Stimmung - wie nahe sind sich doch Tod und Leben...

Blick vom Mong La nach Phortse

Immer öfter begegnen wir nun Yak-Karawanen. Waren es unterhalb von Namche noch hauptsächlich Muli-Kolonnen, mit welche Lasten transportiert werden, verrichten in größeren Höhen die robusteren Rinder die Transportdienste.

Wir wandern in den nächsten Tagen das Gokyo-Tal in Richtung der berühmten fünf Seen hinauf. Hier eine abendliche Impression mit Blick zum Kangtega von der Ortschaft Dhole aus.

Stürmische Wanderung bei Machhermo

Sonnenkollektoren für Wasserkessel, ebenfalls bei Machermo. Der Besitzer der Lodge erzählt mir, daß bei guten Bedingungen das Wasser in einer knappen halben Stunde heiß ist.

Am ersten der Gokyo-Seen auf etwa 4700m: Am Talende der blendend weiße Cho Oyu

Blick zurück zum Kangtega

Die Siedlung Gokyo auf knapp 4800 Hm. Die nächsten zwei Nächte werden wir hier verbringen, und in der doch schon recht dünnen Luft mehr oder weniger gut schlafen können...

Warum in aller Welt die Lodge hier zwischen den hohen Bergen ausgerechnet nach einem Berg in Patagonien benannt ist, kann ich nicht erklären - nichtsdestotrotz ist sie sehr gemütlich und verfügt über eine angeschlossene Bäckerei samt Kaffee-Bar. Welch ein Luxus!

In dieser Höhe das für die Menschen wohl wichtigste Tier - das Yak

Die Wanderung zum vierten und fünften Gokyo-See startet bei Traumbedingungen. Blick über den Gokyo Tso zum Phari Lapche. In der Scharte am rechten Bildrand verläuft der Renjo La, der einen Übergang ins Thame-Tal bietet.

Cho Oyu in der Morgensonne

Silhouette vor dem Tenzing-Peak im Cho Oyu Massiv

Am fünften See der Blick Richtung Everest und Lhotse. Die beiden Giganten über unseren Köpfen sind mit kleinen Höhenwolken versehen und wirken unscheinbarer als sie in Wirklichkeit sind.

In Vergrößerung, mit gutem Blick zum South Col

Das gute Wetter verläßt uns leider nach der Tour zu den hinteren Seen noch am Nachmittag - es fallen etwa 10 cm Schnee, und über Nacht werden noch ein paar Flocken nachkommen.

Den Yaks mit ihrem dicken Fell macht das so gut wie nichts aus.

Am nächsten Morgen steht die Wanderung auf den Gokyo Ri an. Der Aussichtshügel neben Gokyo ist eigentlich ein technisch unschwieriger Wanderhügel mit 5360m - wir finden aber durch den Neuschnee durchaus anspruchvolle Bedingungen vor. Der Pfad ist durch den niedergetretenen Schnee extrem seifig, und ich bereue bitterlich, diesmal keine Stöcke mitgenommen zu haben. Einige der anderen Wanderer waren wach genug, sich mit Grödeln auszustatten - meine liegen natürlich in München (und lachen wahrscheinlich gerade über meine Dummheit...).

Auch am Gipfel ist vorsichtiges Bewegen angesagt; die dünne Schneeschicht auf den Blöcken ist heimtückisch rutschig. Das Panorama wirkt durch die graue Bewölkung über den eingezuckerten Bergen düster und intensiv.

Everest und Lhotse vom Gokyo Ri aus vor bewölktem Himmel

Blick vom Gipfel hinunter nach Gokyo...

...und zu Arakam Tse, Cholatse und Taboche. Im Vordergrund die gewaltige, schuttbedeckte Gletscherzunge des Ngozumba-Gletschers.

Auch der Abstieg vom Gokyo Ri ist aufgrund der Wegsituation wie befürchtet sehr mühselig. Nach einigen Minuten verlasse ich den Pfad - besser: die Rutschbahn - und gehe ein paar Meter nebenan im noch unverspurtem Schnee. Dort ist die Reibung deutlich besser - allerdings sehe ich auch nicht mehr, wie die Steine liegen, auf die ich steige. Obwohl ich voll bei der Sache bin, rutsche ich ein paar Mal aus; glücklicherweise ohne Folgeschäden. Nach einer sehr anstrengenden Stunde dieser Achterbahnfahrt bin ich gottfroh, wieder am Ufer des Gokyo Tso zu stehen. Die Lehre daraus ist: Im Himalaya gehören die Grödel in den Rucksack!

Nach dieser Erfahrung ist uns ziemlich schnell klar, daß unser ursprünglicher Plan einer Cho-La-Überschreitung hinüber ins benachbarte Khumbu-Tal nicht riskiert werden sollte. Die Bedingungen am Cho La unterscheiden sich nicht wesentlich von der Rutschbahn am Gokyo Ri - und nicht nur wir selbst müssten über den 5400 Meter hohen Pass kommen, sondern auch unsere Träger mit dem Gepäck. Eine etwa 30 kg schwere Kraxe von Trägern mit Turmschuhen oder Sneakers über einen steilen verschneiten Pass schaffen lassen? Nein, keine praktikable Idee. Selbst wenn die Träger mit Bergschuhen und Grödeln unterwegs wären, würde das in meinen Augen keinen Sinn machen. Wir sind uns daher relativ schnell einig, wieder das Gokyo-Tal hinunterzuwandern, und dann auf dem normalen Khumbu-Trek Richtung Everest zu wandern.

Wir stolpern von Gokyo aus noch einige Zeit durch unangenehm verschneites Blockgelände; erst bei Phangga sind die Wege wieder frei, und das Gehen wird einfacher.

Weiter unten im Tal betreten wir wieder die Baumzone. Luftwurzeln an den Bäumen verbreiten eine märchenhafte Stimmung.

Thar-Ziegen beäugen uns neugierig.

Nach Aufenthalten in Dhole und Somare befinden wir uns im Khumbu-Tal knapp vor Pheriche: Blick bei bestem Wetter Richtung Süden. Nun geht es in die unmittelbare Nähe des Mount Everest!

Weiter zum Abschnitt 2