Matthias Lepschi


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Norwegen 2020: Kvaløya

Nach Lofoten und Ofoten vor zwei und den Lyngen-Alpen vor einem Jahr zieht es uns dieses Jahr auf die Insel westlich von Tromsø, namentlich Kvaløya. Dort hoffen wir zu finden, was uns der Herr des Wetters in den Alpen dieses Jahr bisher nicht gegönnt hat: Winter. Schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug ist erkenntlich, daß wir wohl Erfolg haben werden - Schnee soweit das Auge reicht. Vielleicht sogar etwas zu viel Schnee, wie wir bei der Fahrt zu unserem kleinen Häuschen feststellen müssen, denn trotz Spikes rutschen die Autos auf der mit Schnee und Eis bedeckten Fahrbahn bisweilen recht lustig herum.

Für die Touren der kommenden Tage sind wir aber trotzdem - oder vielleicht sogar gerade deswegen - sehr erwartungsfroh!


Wir starten mit dem Gratinden die erste Tour der Urlaubswoche standesgemäß vom Meeresufer aus und arbeiten uns durch lichten Wald aus Krüppelbirken nach oben. Der Blick nach oben in die tief hängende Wolkendecke verheißt uns jedoch nichts Gutes. Und tatsächlich erreichen wir auf etwa 500 Hm über Null die Null-Sicht-Zone. Da aber Aufgeben nicht gilt, arbeiten wir uns zumindest zu einem Vorgipfel des Gratinden nach oben.



Dort fellen wir im stürmischen White Out ab und machen uns an die Abfahrt. Bodenwellen oder Schneeverwehungen können wir im diffusen Licht natürlich nicht wirklich ausmachen - daher geht es in sehr verhaltenem Tempo nach unten.



Immerhin stehen wir am Ende dann wieder am aufgewühlten Nordmeer und sind nun auch stimmungsmäßig in Norwegen angekommen!



Da der Schneefall, der uns über den letzten Tag immer wieder begleitet hat, nicht nachläßt, und leider auch der Wind nicht wirklich schwächer wird, haben wir am nächsten Morgen ein Problem: Wir brauchen eine maximal sichere Tour, um unser Lawinen-Risiko klein zu halten. Mit dem flachen Kjolen haben wir gottseidank einen passenden Kandidaten an der Hand. Wir stapfen zwischen den weißen Flocken gemütlich nach oben.


Im flachen Mittelteil der Tour verschlechtert sich dann die Sicht wieder - wir beschließen, den Tag gut sein zu lassen. Die Abfahrt ist nicht ganz so angenehm wie erwartet, da sich durch den Wind teilweise lästige Deckel auf der eigentlich pulvrigen Schneeschicht gebildet haben. Aber egal - eine gewisse Herausforderung muß nun mal sein.


Am Abend klart das Wetter etwas auf, und wir unternehmen noch eine kleine Spritztour mit dem Auto entlang der malerischen Küstenlinie.


Ja um Himmels Willen - wieviel Schnee kommt denn noch herunter? Als von einem nicht vorhandenen Winter in den Alpen Heimgesuchte sind wir mit der Überfülle der weißen Pracht hier in Norwegen etwas überfordert - und gleichwohl angenehm angetan. Auch die nächste Tour zum Buren fällt in die Kategorie "Sicherheitstour". Der traumhaften Stimmung beim Aufstieg durch einen tiefverschneiten Wald tut das natürlich keinen Abbruch.


Bald jedoch läßt der Schneefall nach, und blauer Himmel kommt zum Vorschein...


...und ein paar Minuten später zeigt sich dann auch noch die Sonne - wunderbar!


Nun ergeben sich auch die Tiefblicke in die tiefblauen Fjorde, für die Norwegen so berühmt ist.


Ski-Touring par excellence!


Kurz vor dem Gipfel des Buren hüllen uns dann wieder Wolken ein, und es rieselt wieder etwas Schnee. Sollte es das mit dem Schönwetterfenster schon gewesen sein? Drei Norweger, die mit uns in der diffusen Szene stehen, versichern uns glaubhaft, daß in zehn Minuten das schlechte Wetter mit dem Winde verweht sein wird - und sie behalten recht! Es reißt wieder auf, so daß ich die Aufnahme am Gipfel machen kann.


Wir starten in eine legendäre Abfahrt in 60 cm Pulverschnee.


Ohne Worte.


Am Ende des Abfahrtsrausches bewegen wir uns durch die typischen Birkenwäldchen zum Parkplatz.


Der Blick zurück auf die gigantische Abfahrt - was für eine tolle Tour!


Mit der Tour zum Buren waren unsere Vorräte an blauem Himmel und Sonnenschein zunächst mal erschöpft. Am nächsten Tag gehen wir in trüben Bedingungen das Botnfjellet an.


Zu den Wolken gesellt sich weiter oben - man kennt es ja - starker Wind und etwas Schneefall.


Wir beenden die Tour am Radarhäuschen und nehmen den fluffigen Schnee auf der Abfahrt gerne mit.


Eine etwas entlegenere Tour steht tags darauf auf dem Programm - es geht zum Kinnbeinet. Wir gehen zunächst recht flach durch eine märchenhafte Winterlandschaft.


Nach und nach steilt sich das Gelände etwas auf, bis...


...wir den Grat des Kinnbeinet erreichen. Dort arbeiten wir uns dann vorsichtig nach oben - soweit es geht. Etwa 50 Hm unter dem Gipfel wird die Unterlage dann eisig (der starke Wind der letzten Tage fordert seinen Tribut). Da wir keine Steigeisen dabei haben, lassen wir es gut sein und rutschen den Grat wieder ins Joch ab.


Von dort aus beschließen wir spontan, den namenlosen Nachbarsberg des Kinnbeinet anzugehen. Dieser weist keinen so scharfen und windverblasenen Grat auf, und wir kommen ohne größere Probleme nach oben. Im Rückblick zum Kinnbeinet erkennen wir die Stelle, an der wir umgekehrt sind, dort, wo die große Windfahne nach links abstreift.


Blick Richtung Nordmeer


Portrait vor dem Grat des Kinnbeinet.

Danach geht es in einer langen Abfahrt wieder zurück zum Auto.


Mit der Tour zum Skittentinden steht tags darauf eine Route nicht weit entfernt vom Kinnbeinet auf dem Programm.


Nur etwa 10 Minuten beglückt uns die Sonne an diesem Tage - immerhin kann ich in dieser kurzen Periode zwei meiner Mitstreiter gut in Szene setzen.


Danach zieht es zu, Wind kommt auf und wir erleben immer wieder Schnee von der Seite. Wir gehen noch bis zum Skidepot südlich des Gipfels weiter, fellen schleunigst ab und machen uns an die Abfahrt.


Auch am nächsten Tag erleben wir am Hatten ganz ähnliche Wetterbedingungen. Wenigstens sehen wir aber ab und an auf die dunklen Fjorde hinunter.

Und außerdem können wir zwischen den felsigen Passagen des Hatten noch einigen feinen Pulverschnee zerfahren!

Kurz vor dem Parkplatz mache ich noch diese für Norwegen typische Aufnahme: Wind, Schnee und bewegtes Meer. Was für ein Land!

Nach der Tour geht es für eine letzte Nacht zurück in unser Häuschen, und wir lassen vor dem Holzofen mit einem Bier in der Hand die Tourenwoche Revue passieren. Nicht immer hatten wir wirklich gute Tourenbedingungen - aber in dem in den Alpen fast nicht vorhandenen Winter haben wir hier in Norwegen Schnee in Hülle und Fülle gehabt. Wieder einmal geht eine sehr schöne Zeit nördlich des Polarkreises zu Ende - und es schreit eigentlich schon jetzt nach einem nächsten Kapitel hier in Norwegen!