Matthias Lepschi


Reisen
Über mich
Page in English
Nach oben

 

Algerien 202425

Von Djanet zur Oase Iherir

Wenige Orte auf dieser Erde bieten ähnlich gute Chancen auf eine wirklich entspannte, Medien- und sogar Strom-freie Pause vom Alltag wie die Sahara. Wir besuchten diese magische Region über den Jahreswechsel 2024/25 im Rahmen einer Hauser-Reise, bei der wir mit Martin Völker-Draxinger unseren altbekannten Reiseleiter von Mount Kenia und Kilimanjaro wiedergetroffen haben. Zwei Wochen lang durften wir das südlichen Algerien in der Gegend des Tassili n´Ajjer erleben und durchwandern, die atemberaubende Landschaft bewundern und die Gastfreundschaft der Tuareg genießen. Die Alternative zum üblichen Chaos der Feiertage daheim in Deutschland hat uns definitiv gut beommen!


Noch vor Heiligabend machen wir uns zusammen mit sieben Reisekameraden von Frankfurt aus auf den Weg in den Süden. Die erste Hälfte der Strecke vergeht im Flug wie im Flug (nicht gerade ein kreatives Wortspiel, aber 2025 ist ja noch jung...). In Algier angekommen verbringen wir die eigentlich üppig bemessene Wartezeit mit dem Ausfüllen der Visa-Anträge und dem darauf folgenden unvermeidlichen Warten auf die Erteilung der Zugangsberechtigungen. Ich habe ja nun bei Gott schon einige wirklich schlecht organisierte Zugangsprozeduren an Flughäfen erlebt, aber was uns hier in Algier wiederfährt, toppt die bisherigen Erfahrungen bei weitem. Nach etwa vier Stunden hat unsere Reisegruppe endlich die mit Kugelschreiber verfaßten Visas in den Reisepässen und befindet sich nach einer absurden Zurschaustellung von organisatorischer Inkompetenz des Flughafenpersonals am Abfluggate nach Djanet - hallelujah, oder besser gesagt, hamdullilah!
Der Weiterflug nach Djanet gestaltet sich dann unauffällig; die etwa 2000 Kilometer über fast ganz Algerien hinweg dösen wir gemütlich weg. Um kurz nach ein Uhr Nachts setzen wir auf und machen uns zur Gepäckabholung auf. Gottseidank - ah, hamdullilah - kann jedes Gepäckstück in Empfang genommen werden. Auch wir werden in Empfang genommen, nämlich von unserer Tuareg-Mannschaft, die uns in den folgenden zwei Wochen eine gigantische Zeit in der Wüste bescheren wird. Während ich übermüdet am Gepäckband stehe, materialisiert sich vor mir eine hohe Gestalt in blauem Umhang und weißem Chéche und sieht mir mit einem Blick in die Augen, der einen Felsen durchbohrt hätte. Wir schütteln die Hände - Achmed, der Chef des Teams, heißt uns in seiner Heimat willkommen.
In vier Fahrzeugen verläßt die Gruppe darauf den Flughafen und fährt ein paar Kilometer weit in die Wüste hinaus. Dort stehen bereits die Zelte für uns bereit, in die wir völlig übermüdet fallen. Der wunderbare Sternenhimmel verschwendet in dieser ersten Nacht seine Schönheit völlig umsonst an uns.


Am nächsten Morgen genießen wir dann das erste Frühstück im Freien. Die Gruppe wird auf der Reise fast alle Mahlzeiten auf den drei Polstermatten einnehmen, die eine aus einer Plane bestehende "Tischfläche" einrahmen. Eine tolle, wenn auch nicht unbedingt Knie- oder Hüftschonende Angelegenheit - Leute mit Erfahrung im Schneidersitz haben hier deutliche Vorteile.

Nach dem Frühstück gehen wir ein paar Schritte in der fremdartigen Landschaft, während die Mannschaft das Camp zusammenpackt und die Fahrzeuge bepackt. Bald holt uns der Troß ein, und wir steigen zu. Es geht nach Djanet weiter, wo noch einige Formalitäten erledigt werden, und ein kurzer Besuch ins örtliche Museum abgestattet wird.

Danach geht es eine längere Strecke überland nach Westen - die Oase Iherir ist unser Ziel. Auf dem Weg können wir auch die ersten Wüstenschiffe, sprich Dromedare, sehen. Den trächtigen Stuten sind die Beine zusammengebunden, so daß sie nicht zu weit weglaufen können.

Wir erleben den Auftakt einer zweiwöchigen Symphonie aus Sand und Fels. Urgestein und Sandstein stehen knapp nebeneinander.

Mittagspause mit dem Whisky der Touareg: Grüner Tee mit zuckrigem Schaum. Der erste Aufguß bitter wie das Leben, der zweite stark wie die Liebe, der dritte schließlich sanft wie der Tod. Wir gewöhnen uns gern an den leckeren Geschmack!

Durchaus ungewöhnlich: Größere gefüllte Wasserbecken. Im Oktober 2024 gab es unwetterartige Regenfälle in der Sahara, die auch Menschenleben gekostet haben. Auch noch Wochen später findet sich deutlich mehr Wasser als sonst hier üblich...

Wir erreichen das Camp in Iherir und haben das Glück, zwei Nächte in Zeriba-Hütten verbringen zu können: Gemauerte Wände mit einem Dach aus Palmenstroh.

In einer etwas größeren dieser Hütten versammeln wir uns auch zu den Mahlzeiten. Selbstverständlich gibt es eine Feuerstelle, die immer in Betrieb gehalten wird. Es ist zu dieser Jahreszeit erstaunlich frisch, sobald einmal die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist. Außerdem gehört bei den Tuareg ein kleines Feuer zum abendlichen Zusammensein ganz offenkundig einfach dazu.

Wanderungen bei Iherir


Am nächsten Tag beginnt die erste längere Wanderung der Reise. Wir laufen von oben her kommend in den Canyon von Iherir ein.

Der Fluß hat die Schlucht aus dem geschichteten Boden in Jahrmillionen herausgearbeitet.

Im Talgrund findet sich genügend Wasser für üppige Palmen.

Wir treffen auf erste Felszeichnungen, die mutmaßlich aus der Zeit stammen, als in der Region der heutigen Sahara noch ein grünes Paradies mit Landwirtschaft und Vieh zu finden war.

Mittagspause mit Zubereitung des Tees: Der Schaum entsteht durch wiederholtes Umgießen des Tees von einem ins andere Gefäß. Abdel-Karim und Ibrahim sehen Ali bei der Arbeit zu, Martin freut sich bereits auch den leckeren Tee.

Der Flußlauf hat sich in die unterste Gesteinsschicht tief und spektakulär eingeschnitten.

Iherir Tag 2


Auch am zweiten Tag halten wir uns in der Umgebung von Iherir auf; wir erwandern ein weiteres Stück des Canyons etwas flußabwärts. Die Morgensonne erleuchtet die schroffen Wände der Schlucht.

Spektakuläre Orgelpfeifen - oder doch versteinerte Wächter?

Herrliche Reflexionen in dem stillen Wasser

Wasser - der Schatz der Wüste

Felszeichnungen aus der Zeit, als hier noch Rinder gehalten wurden - vor mutmaßlich etwa 5000 Jahren

Ein weiterer Solitär wird von der Sonne in Szene gesetzt.

Gegen Mittag kommen wir an den Autos an, die uns zum Mittagsessen noch einmal ins Camp zurückbringen. Anschließend geht es eine längere Strecke in den Autos weiter, und zwar wieder zurück nach Osten.

Weiter zur gelockten Kuh


Unsere Fahrzeuge fahren nur auf der Straße hintereinander. In den deutlich größeren Zeitanteilen, in denen wir querfeldein unterwegs sind, nehmen die Autos größere Abstände ein. Niemand möchte in der Staubfahne eines anderen Gefährts unterwegs sein; solch ein Blindflug wäre viel zu riskant.

Bald kommen wir bei einer größeren Felsplatte mit sehr berühmten Felsgravuren an: Die Antilopen zieren sogar einen algerischen Geldschein.

Nur ein paar Meter weiter: Die gelockte Kuh...

...hier in Vergrößerung.

Paradiesisches Lager im Erg Admer


Nach der Besichtigung der Gravuren haben wir es nicht mehr allzu weit zum Lager - und welch ein spektakuläres Lager uns erwartet! Wir schlagen unsere Zelte in den großen Sanddünen des Erg Admer auf!

Ich bin von der Umgebung mehr als angetan und streife längere Zeit um das Lager; natürlich fleißig knipsend...

Structure is Beauty...

...but a little Chaos gives it Character!

Schroffe hohe Felsen am Horizont - Arizona ist es nicht!

Licht und Schatten

Wolkenspiele

Heim in der Weite

Sand fließt

Kurz vor Sonnenuntergang steht noch eine Wanderung auf einen der Dünengipfel an.

Der Rundumblick über die desolate, aber gleichzeitig harmonische Landschaft ist wirklich etwas Besonderes.

Im schwindenden Licht werden die Farbtöne unglaublich weich.

Die Sonnenbrille war unnötig - Stimmung gut!

Abendrosa an den hohen Wolken.

Wir verbringen eine wunderbare und beinahe komplett lautlose Nacht zwischen den Dünen. Allerdings bin ich um den dicken Schlafsack froh, und gegen zwei Uhr nachts setze ich mir die Mütze auf. Wüstennächte sind wirklich kalt!

Wadi Essendilene


Am nächsten Morgen packen wir das Lager nach dem Frühstück wieder ein und gehen noch ein paar Schritte durch die Dünen, ehe uns die Begleitfahrzeuge aufgreifen und zur nächsten Transferfahrt einladen - nämlich zum Wadi Essendilene. Dort angekommen erleben wir nach der weitläufigen Dünenlandschaft eine ganz andere Seite der Sahara: Versteckt zwischen himmelhohen Sandstein-Schluchtwänden finden wir ein schattiges Paradies mit Oleander und Tamarisken an den verborgenen Wasserläufen.

Der Weg in die Schlucht

Oleander - giftig, aber schön

Erste Wasserbecken...

...vor gewaltiger Kulisse.

Die Schlucht verängt sich schließlich soweit, daß ein Weiterkommen nur mehr schwimmend und kraxelnd möglich wäre.

Foto am Umkehrpunkt. Daß es in den tiefen Schluchten durchaus nicht gerade warm ist, ist an unserer Kleidung abzulesen.

Auf den Rückweg zurück in die gleißende Wüstensonne folgt das einmal mehr leckere Mittagessen im Freien unter einer Akazie, welches nach dem Tee sogar noch mit einem Nickerchen abgeschlossen wird. Perfekte Entspannung!

    Weiter zum Abschnitt 2