Matthias Lepschi


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Bergsommer 2019

Wandern und MTB im Pinzgau


Einen ganzen Monat nach dem Skitouren-Urlaub in den Lyngen-Alpen bleiben wir berg-abstinent - erst gegen Ende Mai rollen wir für ein verlängertes Wochenende aus der Münchner Schotterebene wieder in die Alpen. Mit alten Bekannten nehmen wir in einem idyllisch gelegenen Haus bei Wald im Pinzgau Quartier. Der Ausblick von der Terrasse zeigt sattgrüne Täler unter weißen Bergspitzen. So schön der Anblick auch ist, haben wir doch Bedenken, ob sich bei der geplanten Wanderung zum Gernkogel nicht doch noch zu viel des weißen Goldes in den Hängen befindet - liegt doch ein außergewöhnlich schneereicher Winter hinter uns.

Tatsächlich stoßen wir bei etwa 1800 Hm auf die ersten Schneereste.

Kurz vor dem Gipfel wühlen wir uns dann durch hüfttiefen Schnee nach oben. Außerdem macht auch das Wetter nicht mehr richtig mit; wir stehen mitten in den tiefen Wolken und haben gerade mal noch zwanzig Meter Sichtweite.

Trotzdem - Gipfel ist Gipfel! Wir können der eher nordischen Stimmung einen gewissen abenteuerlichen Reiz nicht absprechen. Auch der folgende Abstieg ist gerade wegen des Schnees reizvoll und spannend - ohne dabei gefährlich zu sein.

Kurz vor dem Parkplatz entdeckt meine Frau mit ihren Adleraugen unter Millionen von dreiblättrigen Kleeblättern tatsächlich auch ein vierblättriges Exemplar. Nun halten wir das sprichwörtliche Glück in der Hand; das Wetter muß demnach besser werden.

Der nächste Tag begrüßt uns tatsächlich mit Kaiserwetter. Wir holen die Mountain-Bikes aus ihrem Winterschlaf und verschaffen ihnen mit der Tour zur Happing-Alm artgerechte Betätigung vor der gewaltigen Bergkulisse...

...die uns auch Tags darauf bei der Tour ins Nadernach-Tal begleitet. Am Umkehrpunkt müssen wir ein paar kurze Meter weit die Räder über sulzigen Schnee tragen und sind uns sicher, in diesem Jahr die ersten Radfahrer dieser Strecke zu sein.

Nach diesem gelungenen Saisonauftakt im Pinzgau rollen wir gemütlich nach München zurück und freuen uns auf die nächsten Unternehmungen.

Garmischer Klassiker


Der hohen Schneelage geschuldet führt uns das nächste verlängerte Wochenende in die unmittelbare Umgebung Münchens - will heißen Garmisch. Bei bewölkter Wetterlage und leichtem Nieselregen nehmen wir uns den Kramer vor. Beim Aufstieg über die Stepberg-Alm blicken wir in durchaus ansehnliche Schneefelder in den Nordabstürzen.

Kurz vor dem Hauptgipfel mache ich das obligatorische Bild von dem wilden Nebenaufbau. Durch die Wolken entsteht eine Stimmung, die mich an Island erinnert - mit dem kleinen Unterschied, daß der Fels am Kramer anders als auf dieser fernen Insel kein schwarzes Lavagestein ist.

Nach dem Gipfel statten wir der Stepberg-Alm einen Besuch mit Verköstigung ab, bevor es wieder hinunter zum Parkplatz geht. Wir freuen uns schon auf das kleine Kneipp-Becken, in dem wir selbstredend die dampfenden Füße abkühlen.

Im Garten unserer Unterkunft erwarten uns schließlich noch kleine Augenweiden mit schönen Blüten und runden den Tag ab.

Tags darauf sind Friederspitz und Frieder unsere Ziele - also Nachbarn des Kramer nur zwei Gipfel weiter. Während wir bei schönsten sommerlichen Bedingungen loslaufen, erleben wir in den Gipfelbereichen stürmischen Wind.

Der Blick zur Zugspitze läßt nichts zu wünschen übrig.

Nach den beiden Touren auf Kramer und Frieder gönnen wir den Wanderschuhen eine Pause und wechseln auf das Fahrrad. Von Grainau aus rollen wir durch die wunderschöne, an Kanada erinnernde Landschaft zum Plansee.

Am Wegesrand entdecken wir einen Kletterturm für Waldelfen.

Angekommen am idyllischen Camping-Platz am Plansee schauen wir bei Bekannten vorbei und bewundern deren schönen Stellplatz. Danach geht es am Hotel Ammerwald vorbei Richtung Linderhof. Dort biegt der Weg in südliche Richtung ab und steilt noch einmal ordentlich und schweißtreibend auf. Wir sind froh, als wir endlich auf der Paßhöhe angekommen sind, und lassen dann die letzten Meter auf der Abfahrt im Entspannungsmodus laufen. Die Räder im Auto verstaut geht es dann wieder in die Isarmetropole zurück, wo wir den Beinen die verdiente Erhohlung von den drei anstrengenden Tagen gönnen.

Östliche Karwendelspitze


Gleich vorweg - unser ursprüglicher Plan, früh im Jahr vom Karwendelhaus die Birkkarspitze anzugehen, scheitert an der üppigen Schneelage in den Nordseiten über 2000 Hm. Aber wer sagt denn, daß man sich nur auf letztere Expositionen beschränken muß? Wir beschließen daher, die Hüttenbuchung im Karwendelhaus nicht verfallen zu lassen, und unser Glück an der südseitig ausgerichteten Östlichen Karwendelspitze auszuprobieren. Und in der Tat erleben wir einen traumhaften Tourentag.

Zwar sind auch hier noch Schneefelder zu finden, jedoch nur an einigen wenigen Stellen, und außerdem schön aufgefirnt und daher trittfreundlich. Auch die Gemsen wissen das zu schätzen...

Blumenwiese im Karwendel

Am Gipfel erwartet uns ein beeindruckendes Karwendel-Panorama. Schön, daß wir wieder einmal hier heroben sind!

Nach dem Abstieg zum Radldepot machen wir kurz Pause und wechseln für die anstehende Abfahrt nach Scharnitz in trockene Klamotten. Dann geht es flott und kraftsparend in das wieder einmal absolut idyllische Karwendeltal hinunter. Auf der Hälfte der Strecke steht eine Kneipp-Einlage im wenigen Grad warmen Wasser des Karwendelbachs an - erfrischt fahren wir danach Richtung Talausgang weiter. Kurz vor dem Ziel kommen wir an einem etwa drei Meter hohen Schneerest vorbei, an dem wieder einmal abzulesen ist, wie ungewöhnlich schneereich der vergangene Winter war.

Nachdem wir uns am Cafe an der Länd in Scharnitz mit einem Eiscafe belohnt haben und - wie üblich - den ein- oder anderen Mountainbiker mit Tourenski am Rucksack von der Tour zurückkommen gesehen haben, fahren wir glücklich und zufrieden wieder nach München zurück.

Überschreitung Zugspitze


Ein stabil schönes Wochenende hat sich angekündigt - Zeit für größere Unternehmungen! Da wir die Zugspitze bislang tatsächlich noch nie über das Höllental angegangen sind, ist das Ziel der Tour schnell ausgesucht. Noch am Freitag steigen wir durch die Höllentalklamm zur Höllental-Hütte auf...

...und verbringen dort auf der Sonnenterrasse einen schönen Abend samt Abendrot.

Am nächsten - strahlenden - Morgen laufen wir in Richtung der Felsaufschwünge beim Brett los.

Bald sind wir im Klettersteig-Bereich.

Das legendäre Brett von oben gesehen

Der Gletscherrest des Höllentalferners ist mit Stapfschnee bedeckt; wir können unsere Steigeisen und auch das Seil im Rucksack lassen. Unschwer kommen wir bis zum Beginn des eigentlichen Klettersteigs.

Auch die Randkluft stellt uns vor keine größeren Probleme. Beide Zustiegsvarianten sind machbar.

Schon im Aufstieg ergeben sich spektakuläre Blicke.

Der größte Teil unseres Aufstiegs von der Höllentalhütte liegt nun unter uns. Nur noch wenige Höhenmeter trennen uns von Gipfel.

Endlich geschafft! Wir tauchen in den zu erwartenden Trubel am Zugspitz-Gipfel ein - der uns den Genuß des Gipfel-Weizens (natürlich alkoholfrei) aber nicht vermiesen kann. Gemütlich sitzend überlegen wir, wie wir nun den restlichen Tag verbringen wollen - mit der Seilbahn nach unten, oder zu Fuß? Es ist noch früh; wir sitzen nach flottem Aufstieg ja noch deutlich vor Mittag schon hier oben. Zeit genug für einen ehrlichen Abstieg zu Fuß wäre also noch. Wir beschließen also, über den Stopselzieher zur Wiener-Neustätter-Hütte abzusteigen.

Wie auch schon im Aufstieg müssen wir an vielen Stellen ordentlich zupacken; der Stopselzieher hat stellenweise Klettersteig-Charakter.

Endlich kommt die Wiener-Neustätter-Hütte mit ihren grünen Dächern in den Blick. Bald haben wir das schwierigere Gelände hinter uns und können normal weiterlaufen. Nach kurzer Kuchenpause an der Hütte machen wir uns auf den Weiterweg - und der zieht und zieht und zieht sich dahin! Noch dazu ist die erste Hälfte der Strecke noch erstaunlich steil und führt mehrere Male über Altschnee-Felder. Eine Stunde von unserem Ziel, dem Eibsee, entfernt machen wir noch eine weitere Pause, in der meine Frau im Brustton der Überzeugung die weisen Worte spricht: "Wenn wir noch einmal von der Zugspitze runter müssen, dann nehmen wir die Bahn." Vom Eibsee bringt uns dann ein vollkommen überfüllter Bus zurück zum Parkplatz in Hammersbach. Eine lange und anstrengende Tour geht zu Ende.

Wir fahren nach kurzem Stop in einem Supermarkt nach Scharnitz weiter, wo wir eine Übernachtung gebucht haben. Mit müden Beinen überlegen wir uns, welche Karwendeltour wir morgen machen wollen - die Entscheidung fällt auf eine Bike-and-Hike-Tour zum Hohen Gleirsch.

Hoher Gleirsch


Da sich der befürchtete Muskelkater aufgrund der Gewalttour über die Zugspitze erstaunlich zurückhält, verläuft die Radetappe zur Amtssäge relativ schmerzlos. Beim folgenden nicht gerade kurzen Aufstieg über teilweise erbärmlich schotteriges Gelände merken wir aber recht schnell, daß die Energiespeicher unserer Beine nicht mehr frisch sind. Umso froher sind wir, als wir endlich den Gipfel erreicht haben.

Das Panorama läßt mal wieder keine Wünsche offen, und wir können nach Norden Ödkar- und Birkkarspitze sehen.

Den Rückweg zum Raddepot wählen wir unterschiedlich vom Anstieg - wieder mal steigen wir weglos durch das Rigel-Kar ab. Allerdings kann ich mich nicht mehr erinnern, welche Routenführung ich beim letzten Mal gewählt habe. So kommen wir zunächst zu weit rechts heraus und müssen an einem Steilabbruch wieder umkehren. Wir queren den Hang nach links (in Abstiegsrichtung), und finden dort den passenden Weg. Nach ein paar Schuttabfahrten kommen wir in den Latschenbereich des Kars und können noch einige Gämsen beobachten. Wieder an der Amtssäge angekommen strecken wir die dampfenden Beine ins kalte Wasser des Baches, bevor wir gemütlich auf den Rädern wieder nach Schanitz rollen. An der Länd belohnen wir uns für das Wochenende mit zwei ausgewachsenen Touren mit einem Eiscafe - und dann geht es schon wieder in die bayrische Hauptstadt zurück.

Zwickauer Hütte


Schon am nächsten Wochenende geht es mit dem Ziel einer hohen Übernachtung wieder in die Berge. Von Obergurgl aus wollen wir auf die Zwickauer Hütte gehen. Wir schaffen es, schon am Freitag dort zu sein und verbringen eine Übernachtung in einer netten Pension.

Am nächsten Morgen nehmen wir - wenig ehrenvoll - die Gondel zur Hohen Mut, von der dann der Weg Richtung Rotmoosferner weiterläuft.

Aufgrund der immer noch ordentlichen Schneedecke können wir ohne Steigeisen und Seil den Gletscher bis zur Rotmoos-Scharte gelangen (Bildmitte). Dort ist ein kurzer versicherter Steig mit vielen Klammern eingerichtet, der die letzten fast senkrechten zwanzig Höhenmeter überwindet. Auch hier profitieren wir von der guten Schneelage; es gibt keine Randkluft zu überwinden. Ich möchte nicht wissen, wie der Übergang über die Scharte im Spätsommer bei aperen Bedingungen aussieht...

Auf der anderen Seite erwartet uns nach einer Dreiviertelstunde dann bereits die Zwickauer Hütte. Wir beschließen, noch einen Versuch am Hinteren Seelenkogel, dem Hausberg der Hütte, zu machen. Nach etwa 20 Minuten erreichen wir dann eine ausgesetzte und steile Passage, die keinen Fehler erlaubt. Ich komme ins Grübeln - brauche ich das heute wirklich noch? Wir machen eine kleine Pause und beschließen dann, den Nachmittag lieber auf der Hüttenterasse ausklingen zu lassen. Eigentlich wollen wir ja ohnehin morgen den Berg machen, und dann vom Gipfel aus wieder auf die Gurgler Seite absteigen.

Zum Jubiläum der Hütte wurde ein Trabi zur Hütte geflogen.

Wir erleben eine unglaubliche Abendstimmung - die Dolomiten stehen geradezu im Flammen!

Am nächsten Morgen werden wir mit einer eher instabilen Wettersituation konfrontiert - Regen liegt in der Luft, und es könnte auch Gewitter geben. Daher ändern wir unseren Plan und beschließen, so schnell wie möglich über die Rotmoos-Scharte auf die Gurgler Seite zu kommen. Um halb acht brechen wir von der Hütte auf und sehen zu, im leichten Nieselregen zur Zwickauer Scharte keine Zeit liegen zu lassen. Meine Frau meint einmal, ein Gewittergrollen gehört zu haben, was zu einer abermaligen Steigerung der Geschwindigkeit führt. Interessant, was alles in einem steckt, wenn man Angst bekommt!

Wir kommen gut über die Scharte und von dort weiter über den Rotmoosferner. Auch das Wetter schaut nun wieder etwas besser drein.

Wir steigen das Rotmoostal Richtung Schönwies-Hütte ab und haben zwischen dem leichtem Nieselregen tatsächlich sporadisch Wetterphasen mit blauem Himmel. An der Schönwieshütte nehmen wir ein zweites Frühstück, bevor es dann über den idyllischen Zirbensteig nach Obergurgl zurückgeht.


Nun fühlen wir uns für die nächste Herausforderung bereit - das Ruwenzori-Trekking, welches uns in Uganda bis auf über 4000 Hm bringen wird!

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