Matthias Lepschi

  

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Bergwinter 2017/18

Christlumkopf


Nach langer sommerbedingter Abstinenz starten wir Anfang Dezember wieder in die Skitourensaison. Weil die Schneelage noch nicht wirklich prickelnd ist, beschließen wir zum Schutz der Ski mit einer Pistenskitour einzusteigen - nämlich mit dem Christlumkopf im gleichnamigen Skigebiet am Achensee. Frühmorgens deutlich vor Liftstart fellen wir bei frostigen Temperaturen am Parkplatz an und laufen mit klammen Fingern los. Es dauert eine Weile, bis uns die ersten Sonnenstrahlen erreichen und die Temperaturen auf ein angenehmeres Niveau klettern. Außerdem wird die Aussicht auf die winterliche Umgebung durch das morgendliche Licht ganz hervorragend.

Am Gipfel - knapp überhalb der Bergstation - freuen wir uns über einen gelungenen Einstieg in den Tourenwinter. Auch die Abfahrt über das Skigebiet ist nicht zu verachten, und wir beschließen spontan, mittels einer Liftkarte noch ein paar Abfahrten dran zu hängen. Die nächste Überraschung: Da gerade an diesem Tag die Saisoneröffnung des Skigebietes stattfindet, bekommen wir die Tageskarte geschenkt! Da machen die Abfahrten gleich noch mehr Spaß; wir sind den Rest des Tages mit einem dicken Grinsen im Gesicht unterwegs.

Weisse Wand, Hintertux


Nur zwei Tage später geht es im Tuxer Gletscherskigebiet mit der nächsten Tour weiter. Diesmal führt uns der Weg auf die Weisse Wand. Zunächst steigen wir bei sehr kalten Temperaturen über die für den Pistenbetrieb noch geschlossene Waldabfahrt auf. Danach geht es neben der Piste durch Pulverschnee weiter zum Tuxer Fernerhaus.

Von dort flacht der Weg etwas ab und führt durch ein prachtvolles Wintermärchen weiter.

Am Gipfel angekommen legen wir schnellstmöglich alle verfügbaren Kleidungsschichten an; es ist wirklich höllisch kalt und windig . Nachdem ich ohne Handschuhe ein paar Bilder geschossen habe, spüre ich meine Fingerspitzen nicht mehr - ein deutliches Zeichen für einen baldigen Aufbruch.

Die ersten hundert Höhenmeter schweben wir in feinstem Pulverschnee nach unten, bevor die Abfahrt in die normalen Pisten des Skigebiets einmündet. Am noch nicht bewirtschafteten Tuxer Fernenhaus legen wir auf der Südseite des Gebäudes noch eine Pause ein - es ist kurios, wie angenehm es hier, nur ein paar Hundert Meter unter dem zugigen Gipfel, in Windstille und Sonne ist. Gut ausgeruht geht es dann an die Abfahrt nach Hintertux, wo wir nach zwanzig Minuten mit schweren Beinen ankommen.

Amberger Hütte


Nachdem wir uns in den Tuxer Bergen an niedrige Temperaturen und alpine Umgebung gewöhnt haben, fühlen wir uns bereit, von der Amberger Hütte aus zwei alte Bekannte zu unternehmen. Von Gries aus steigen wir zur Hütte auf - dieses Mal komplett auf Schnee.

Am nächsten Morgen geht es - wieder einmal bei sehr kalten Bedingungen - Richtung Hinteren Daunkopf los. Über mangelnden Schnee können wir uns nicht beklagen...

Am Gipfel des Hinteren Daunkopfes kommen - dem Namen entsprechend - alle verfügbaren Daunenprodukte zum Einsatz. Da wir aber glücklicherweise eine windstille Phase erwischt haben, halten wir es derart dick vermummt eine Weile auf dem perfekt besonnten Gipfel aus.

Wir werden durch phänomenale Aussichten ins Stubaital und dessen Gletscherskigebiet entlohnt.

Auch die Abfahrt läßt nichts zu wünschen übrig.

Der nächste Tourentag beginnt zwar noch genauso schön, wie der letzte aufgehört hat - allerdings zieht es auf dem Weg zur Kuhscheibe nach einer Weile zu. Immer wieder schneit es leicht, und die Sichtverhältnisse sind sehr wechselhaft. Am Skidepot knapp unter dem Gipfel vollziehen wir wieder die bei diesen Temperaturen obligatorische Komplettvermummung, bevor wir die letzten Höhenmeter zum Gipfel zu Fuß angehen.

Kurz vor dem Gipfel der Kuhscheibe im schneidenden Wind lassen wir die Sache dann aber trotzdem gut sein - der Wind pfeift derart unangenehm, daß wir ohne größeres Bedauern auf die letzten zwanzig Höhenmeter und den Gipfelmoment verzichten. Stattdessen geht es zurück zum Skidepot, und von dort bei immer schlechter werdenden Sichtbedingungen zurück ins Tal.

Winterträume in den Bayrische Voralpen: Taubenstein...


Warum immer so weit in die Ferne schweifen? Nachdem der Winter endlich auch in den bayrischen Voralpen angekommen war, stellten wir uns diese Frage als Skitourengeher ganz berechtigt. Konsequenterweise führten uns die nächsten drei Touren auf drei klassische Münchner Hausberge.

Der erste in der Reihe ist der Taubenstein. An einem Freitag Nachmittag früh aus dem Büro entkommen, fellen wir am wolkenverhangenen Parkplatz zur Taubensteinbahn an und quälen uns im kalten Nebel über die eisige Buckelpiste im unteren Teil des Aufstiegs nach oben - gelobt seien die Harscheisen.

Erst deutlich nach der Hälfte des Anstiegs können wir durch die kalten Schwaden zum ersten mal die Sonne erahnen.

Knapp überhalb der Taubenstein-Bergstation ist es dann soweit - wir brechen durch die Nebeldecke!

Der lange schattige Aufstieg wird uns durch eine unbeschreiblich schöne Aussicht über das Wolkenmeer in der Abendsonne vergolten.

Taubenstein-Bergstation vom Gipfel.

Schnee und Reif auf dem Taubenstein-Gipfel

Bevor die Sonne wieder im Wolkenmeer versinkt, machen wir uns durch die tief eingereifte Landschaft an die Abfahrt. Die Hochstimmung des Gipfels bekommt auf der komplett umgeackerten Piste samt eisigen Buckeln einen kleinen Dämpfer - trotzdem steigen wir glücklich und zufrieden am Parkplatz ins Auto ein.

...Bodenschneid...


Der nächste Morgen beschert uns wieder einen Aufstieg im Nebel durch den Wald Richtung Bodenschneid. Die Stimmung ist verwunschen wie in einem Märchen; wir fühlen uns wie in einer anderen Welt.

Erst im Gipfelhang durchstoßen wir die Wolkendecke...

...und werden wieder einmal mit herrlichen Ausblicken beschert.



Blick vom Gipfel der Bodenschneid Richtung Süden.

Wir genießen die Aussicht - wohl wissend, daß die Abfahrt uns sehr bald wieder in den Nebel führen wird. Und wirklich sind wir keine fünfzig Höhenmeter unterhalb des Gipfelgrates schon wieder im Blindflugmodus Richtung Firstalm im Skigebiet Spitzingsee. Nachdem wir uns erfolgreich zur unteren Firstalm getastet haben, fellen wir an und besuchen ihr höhergelegenes Pedant, die obere Firstalm - schließlich macht das Gestochere im Nebel ja hungrig. Nach der Mittagspause fahren wir über die Freudenreich-Alm wieder ins Tal ab.

... und Brünnsteinschanze


Auch auf der Tour am nächsten Tag bekommen wir wieder das Wechselspiel aus Wolken und Sonne vorgeführt. Der Weg zur Brünnsteinschanze ist gesäumt von vom Nebel tief verreiften Bäumen.

Am Gipfel werden die Wolkenfetzen dann weniger, und wir sehen die Gipfel ringsum.



Es dauert nicht lange, bis wir auf der Abfahrt wieder im diffusen Licht versinken.

Am Auto angekommen blicken wir auf ein Wochenende mit drei wunderschönen Touren vor den Toren Münchens zurück. Stimmungstechnisch hätten wir auch in den Zentralalpen keine schönere Zeit verbringen können. Es ist schön zu wissen, daß man für die kleine Auszeit vom Alltag nicht allzu weit zu fahren braucht...

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