Matthias Lepschi


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Bergwinter 2018/19

Hintertux


Der Start in die Skitourensaison 2018/19 fand Anfang Dezember 2018 mangels Schnee im Voralpenraum im Tuxer Gletscherskigebiet statt - und sogar dort nicht von der Talstation aus, sondern von der ersten Zwischenstation der Gondel an der Sommerberg-Alm. Selten habe ich zu dieser Jahreszeit im Tuxer Tal weniger Schnee erlebt!

Wie schon im letzten Jahr ist die Weiße Wand unser Ziel. An der Sommerberg-Alm steigen wir in die Bindungen und kommen neben der Piste gut voran. Bei windigen Bedingungen erreichen wir das Tuxer Joch Haus, von dem aus es Richtung Gipfel weitergeht.

Wir erreichen den höchsten Punkt nach einigen fast komplett vom Wind schneefrei geblasenen Passagen und sehen zu, so schnell wie möglich in die Daunen zu kommen. Deja Vu - auch im letzten Jahr war es hier zugig und kalt.

Immerhin haben wir gute Sicht und können das Treiben im Gletscherskigebiet von hier oben gut verfolgen.

Nach der Abfahrt zum Tuxer Joch Haus beschließen wir kurzerhand, ein zweites mal zum Gipfel aufzusteigen - wir sind noch nicht satt und wollen noch ein paar Höhenmeter herunterreißen. Der zweite Gipfelaufenthalt ist noch kürzer als der erste, und wir freuen uns auf die Abfahrt zur Sommerberg-Alm, wo uns schon Freunde zum Mittag erwarten.

Allgäuer Schmankerln


Ein paar Tage später schaut die Situation schon ganz anders aus - die erste Welle Schnee hat das südliche Allgäu erreicht und den Tourengehern leuchtende Augen beschert. Ich verbringe zwei Tage in der "Heimat" und nutze das tolle Wetter mit meinem Vater für zwei schöne Ausflüge. Zunächst geht es im Gunzesrieder Tal zum Bleicher Horn...

...wo uns ein traumhaftes Winter-Wunderland bei strahlendem Sonnenschein erwartet.

Vom Gipfel ergibt sich ein traumhaftes Panorama in alle Richtungen. Dann kommt mit dem federleichten Pulverschnee des Gipfelhangs das Dessert zum langen Anstieg - wir schweben geradezu nach unten. Leider ist der Pulverschnee auf den langen und flachen Passagen zurück zum Parkplatz so hinderlich wie er im Gipfelhang schön war. Immer wieder müssen wir kräftig anschieben oder sogar mit den Ski an den Füßen bergab durch den tiefen Schnee stapfen. Aber egal - die wunderbare Winterstimmung läßt uns dieses Manko ertragen.

Tags darauf ist ein anderer Pflichttermin angesetzt - das Wertacher Hörnle will seinen jährlichen Besuch abgestattet bekommen. Wieder lacht uns die Sonne...

...und am Gipfel sind wir beileibe nicht unzufrieden mit der Tour auf den Allgäuer Extremklassiker.

Hohe Köpfe bei Ischgl


Bei der nächsten Tour ein paar Tage später teilt mir der Wettergott zur Abwechslung mal eher ruppige Bedingungen zu. Ein paar Kilometer von Ischgl entfernt felle ich in Piel zum Aufstieg zu den Hohen Köpfen an und arbeite mich durch einen reizvollen Waldaufstieg steil nach oben. Als ich an der Friedrichshafener Hütte vorbeilaufe, hat sich der Himmel schon deutlich eingetrübt, und es wird düster.

Ich gehe noch eine halbe Stunde weiter - dann kommt zur Bewölkung noch starker Wind und Schneetreiben hinzu. Nebenstehende Aufnahme entsteht an dem Punkt, an dem ich mich zur Umkehr entschließe. Wer genau hinguckt, erkennt in der linken Bildhälfte den eigentlich geplanten Gipfel - ich schenke mir dieses Ziel, felle ab und begebe mich vorsichtig an die Abfahrt, besser gesagt den Blindflug talwärts.

Weiter unten bin ich froh, daß mir die Orientierung durch den Wirtschaftsweg der Friedrichshafener Hütte erleichtert wird. Ich fahre unspektakulär die flachen Serpentinen ab. Das Wetter hat sich nun wieder leicht gebessert, und ich erlebe eine intensive Stimmung aus Licht und Wolken.

Später treffe ich in Ischgl meine Kollegen, die den Tag auf den Pisten verbracht haben. Sie erzählen mir, daß die Lifte in Kammnähe teilweise wegen Sturm geschlossen hatten - also war ich nicht der einzige, dem das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Die nächsten zwei Tage verbringen wir zusammen beim Pisteln im Ischgler Gebiet, und ich addiere auf meine bereits von der Skitour schweren Beine den typischen Muskelkater eines Snowboarders, ehe es nach zwei legendären Tagen mit breitem Grinsen im Gesicht wieder nach München geht.

Lampsenspitze


Mit wilden Wetterbedingungen geht es auch ein paar Tage später weiter - es soll von Praxmar aus der Klassiker Lampsenspitze werden. Der Wetterbericht sagt einen Höhensturm voraus, und wir wissen schon im Voraus, daß ein Gipfelerfolg wohl eher unwahrscheinlich sein wird. Immerhin steigen wir in der ersten Stunde noch bei nicht allzu schlechtem Wetter bergan und sehen ab und an sogar noch kurz die Sonne.

Am Joch vor dem Gipfelanstieg ist allerdings Schluß - der Wetterbericht hält Wort, es stürmt wirklich ganz ungemein, und während der Böen prasseln mir die Schneekristalle wie Nadelstiche ins Gesicht. Mit Mühe verpacken wir die Felle, zwingen uns zu einem Lächeln für nebenstehendes Bild und fahren dann bei Nullsicht vorsichtig wieder ins Tal ab.

Wir kommen wieder!

Zunächst aber geht es über den Jahreswechsel auf eine Skitouren-Reise nach Svanetien in Georgien...

Voralpen-Freude: Scheinbergspitze und Heimgarten


Nach einer gewaltigen Dosis Pulverschnee, die wir in Svanetien abbekommen haben, sind natürlich die Erwartungen in Bezug auf den Schnee in unseren Gefilden hoch. Wieder zurück in Bayern können wir uns jedoch nicht beklagen - in einem gewaltigen Wintereinbruch fallen auch bei uns mehr als üppige Schneemengen. Nachdem die Lawinenwarnstufen wieder auf niedrigem Niveau und die Restrisiken gut vertretbar sind, geht es skitourentechnisch mit der Scheinbergspitze los. Wir steigen bei gutem Wetter durch den tief verschneiten Wald auf und müssen dabei einigen Bäumen ausweichen, die von der Schneelast der Tage zuvor umgeknickt worden sind.
Über dem Waldstück laufen wir gemütlich den schönen Hang bis zum Skidepot nach oben.

Das letzte Stück zum Gipfel birgt eine Mischung aus tief verschneiten Passagen und ungut abgeblasenen eisigen Stellen nahe des Grates. Wir haben keine Steigeisen dabei und beschließen, das Risiko nicht einzugehen - der Gipfel muß also wohl noch länger auf unseren Besuch warten. Der Abfahrt durch den weichen Pulver tut das natürlich keinen Abbruch...

Tags darauf steht eine Tour auf dem Programm, die nur bei wirklich guten Schneebedingungen von unten machbar ist: Wir wollen den Heimgarten von Ohlstadt aus angehen. Es gibt nicht wirklich viele Tage im Winter, an denen die Schneedecke auf etwa 700 Metern Höhe gut genug ist, um mit den Skien loslaufen zu können. Heute passt aber alles zusammen, und wir arbeiten uns vom Parkplatz aus den verwundenen Weg durch den Wald nach oben. Auch hier müssen wir vielen umgestürzten Bäumen ausweichen, die aber bereits von den örtlichen Forstarbeitern einigermaßen zurechtgeschnitten sind.

Weiter oben geht es dann den steilen baumdurchsetzten Hang zum Westrücken des Heimgartens bergan. Wir kommen an wild verschneiten Schneegestalten vorbei.

Vor dem eigentlichen Gipfelaufbau können wir schließlich das Nordkar einsehen, in dem der steile Anstieg von Rauth aus mündet. Im Hintergrund liegt der dunkel und kalt der Kochelsee.

Am Gipfel erwartet uns zugiges Wetter, und wir gehen durch die übliche Routine Zieh so schnell du kannst alles Warme an, was im Rucksack ist.

Danach erwartet uns eine ruppige Abfahrt mit nur wenigen Pulverstellen, dafür deutlichem Bruchharsch-Anteil und vielen komplett eingefahrenen Stellen. Zu guter letzt lassen wir uns über eine lange Wirtschaftsweg-Schleife wieder zurück zum Parkplatz spülen.

Nun haben wir den Heimgarten endlich auch einmal im Winter bestiegen!

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