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Bergwinter 2019/20 - Teil 2
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Äußere Wetterspitze aus dem Gschnitztal
Eine Woche später unternehmen wir mit einem alten Bekannten eine Skitour ganz in der Nähe des Obernberg-Tales.
Als bestens mit der Gegend vertrauter Tiroler nimmt uns Andreas, den wir auf dem Dolpo-Trekking kennengelernt haben,
ins Gschnitztal mit. Dort geht es dann zunächst bei frostigen Temperaturen in den hinteren Talgrund und dann
von dort schweißtreibend durch steiles Waldgelände nordseitig nach oben.
Oberhalb der Bäume legt das Gelände wieder zurück, und wir laufen durch eine verschneite Traumlandschaft leicht ansteigend
nach Westen weiter.
Allmählich münden wir in die Ostflanke unseres Ziels ein - die Äußere Wetterspitze soll es sein. Das Gelände wird deutlich
steiler. Im Hintergrund stehen die drei Tribulaune Spalier.
Schließlich erreichen wir nach mehr als vier Stunden den Gipfelgrat der Wetterspitze - die Münchner Beine sind da schon
gut bedient. Mit den Skiern am Rucksack geht es darauf noch en paar Meter zum Skidepot weiter.
Nach dem Depot steht uns noch ein steilerer Aufschwung zu Fuß zum Gipfel bevor; im Bild über der Mitte. Der Schnee
ist gottseidank nicht eisig und gut zu stapfen - dennoch bin ich auf diesem letztem Stück alles andere als entspannt.
Am Gipfel angekommen genießen wir die hervorragende Rundumsicht und stärken uns mit einer kurzen Brotzeit.
Was für ein Panorama!
Zurück am Skidepot freuen wir uns auf die bevorstehende lange Abfahrt über die mühsam erarbeiteten 1800 Hm.
Allerdings sind die Energiespeicher der Schenkel so gut wie leer - immer wieder müssen wir deswegen pausieren.
Der Abfahrt tut das natürlich keinen Abbruch, und wir genießen trotz der Erschöpfung den Weg nach unten. Nur die letzten
400 Hm durch den steilen Waldbereich fordern uns noch einmal alles ab. In einigen Bereichen mit Bruchharsch
verseucht müssen wir für dieses Wegstück noch einmal alles mobilisieren. Zu guter letzt erreichen wir den Talgrund
und können ohne weitere Mühen recht bequem zum Parkplatz zurück rutschen.
Eine Tour der Extraklasse ist zu Ende gegangen - ein komplettes und langes alpines Erlebnis an einem schönen Ort!
Nachdem wir unseren Bärenhunger an einem wunderbaren Curry gestillt haben - danke Andreas! - rollen wir mit müden
Beinen zurück nach München, wo wir sehr bald erschöpft und glücklich ins Bett fallen.
Skitouren von Praxmar: Zischgeles und Lampsenspitze
Am folgenden Wochenende verschlägt es uns in ein Gebiet, das wohl das Gegenteil von Geheimtip ist: Wir nehmen in
Praxmar Quartier, um von dort zwei Ultra-Klassiker zu unternehmen. Zunächst gehen wir bei etwas diffusen Bedingungen
den Zischgeles an. Wir arbeiten uns gleichmäßig und gemütlich den Hang nach oben zum Skidepot und von dort zu Fuß weiter
zum Gipfel. Immerhin verschafft uns das bewölkte Wetter eine relativ entspannte Atmosphäre am sonst komplett überlaufenen
Gipfel.
Blick vom Gipfel Richtung Süden zur Schöntalspitze. Die Abfahrt gestaltet sich dann durchaus schweißtreibend. Zwischen vereinzelten
pulvrigen Passagen bewegen wir uns anstrengend durch recht zerfahrenes Gelände, ehe es auf den letzten Metern zum Parkplatz
Pistencharakter annimmt. Natürlich belohnen wir uns nach der gelungenen Tour mit einem Stück Kuchen im Alpengasthof.
Am nächsten Morgen nehmen wir uns einen weiteren alles andere als unbekannten Berg vor - die Lampsenspitze. Vor ein paar Jahren
hatten wir die zwar schon einmal probiert, waren seinerzeit jedoch aufgrund eines Schneesturms im Joch kurz vor dem Gipfel
umgekehrt. Diesmal sind wir uns sicher, daß uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung machen wird...
Tatsächlich stehen wir noch vor Mittag in Windstille auf dem Gipfel - zu unserer Überraschung sind wir sogar allein!
Nach einer kurzen Rast stapfen wir zum Skidepot am Joch zurück.
Auch die Sichtbedingungen sind heute deutlich besser als gestern am Zischgeles. Wir kurven gemütlich zurück ins Tal und
bemühen uns, das ein- oder andere Fleckchen Pulver mitzunehmen. Mittlerweile kommen uns auch die Horden an
Tourengehern entgegen, die wir erwartet hatten - offenkundig waren wir einfach früher unterwegs als die große Schar.
Nachdem die Ausrüstung im Auto verstaut ist, geht es dann zurück nach München. Schon etwa auf 1300 Hm wird es dann mit
dem Schnee knapp, und im Talgrund des Inntals ist das kühle Weiß dann nur noch an vereinzelten Flecken im Schatten zu
erahnen. Hoffentlich bekommen wir bald Neuschnee!
Steinskitouren bei Hinterriß
Der fromme Wunsch wird uns leider nicht so bald erfüllt. Am nächsten Wochenende zieht es uns nach Hinterriß im Karwendel,
wo wir früh in einen der Münchner Klassiker einsteigen. Im Morgengrauen beginnen wir mit dem Anstieg zum Schafreiter.
Zwar kommen wir noch auf einer geschlossenen Schneedecke zum Gipfel, jedoch sind selbst dort die großen braunen
Flecken nicht zu übersehen.
Wir freuen uns dennoch über die schönen Ausblicke im Sonnenschein.
Die Abfahrt gestaltet sich dann durchaus
etwas kniffliger, wollen wir doch die Stellen mit dünner Schneeauflage und Steinen tunlichst vermeiden. Verdächtigen
Stellen mit Halmen oder kleinen Buckeln weichen wir daher in langsamer Fahrt aus. Gottseidank verbessert sich die
Situation, als wir aus dem wind-exponierten Gipfelhang herauskommen, und auch der unter der Alm anschließende
Ziehweg ist noch halbwegs mit Schnee bedeckt. Unten angekommen manövrieren wir unser Auto aus der mittlerweile
endlosen Reihe geparkter Fahrzeuge heraus und rollen zu unserer Unterkunft nach Hinterriß weiter.
Am nächsten Tag wollen wir eigentlich zur Rappenklammspitze aufsteigen. Allerdings sehen wir recht bald, daß der
Südost-Hang aus dem Rontal heraus mit noch weniger Schnee gesegnet ist als tags zuvor der Schafreiter. Wir mühen
uns teilweise über Gras steigend nach oben. In der Querung zur Rappenklammspitze wird uns klar, daß es nicht wirklich
sinnvoll ist, dieses Ziel anzugehen. In weiten Bereichen schauen Latschen heraus, zwischen denen wir mühsam in
stetem Auf- und Ab weiterlaufen müßten. Wir brechen das Gewürge ab, und beschließen, zumindest noch zum
nahe gelegenen Hochalplkopf aufzusteigen. Dort können wir im Sonnenschein gemütlich brotzeiten, bevor es an die
Abfahrt geht. Die ersten Schwünge verlaufen tatsächlich noch in Butterfirn - dann aber kommt die Harke in Form
eines üblen Latschendickichts, durch daß wir mit vollem Körpereinsatz hindurchturnen müssen. Wir erleben eine Abfahrt,
die mindestens so anstrengend ist wie der Aufstieg. Als wir nach dem Latschenlabyrinth nocht den stark ausgeaperten
Hang nach unten schleichen, wird uns klar, daß wir diese Skitour nicht in bester Erinnerung behalten werden.
Immerhin können wir das schattige Rontal wieder bequem nach Hinterriß hinaus fahren. Von dort geht es wieder zurück
nach München. Zwar war die Suche nach Schnee nicht erfolgreich, allerdings haben uns wir immerhin eine schöne Portion
Sonnenschein abholen können.
Am Tiroler Fjord
Über die nächste Woche hinweg fallen dann in den höheren Lagen ein paar Flocken in die Alpen. Allerdings sind
wir nicht wirklich sicher, ob es reicht, die aperen Stellen wieder fahrbar zu machen. Als uns dann aber unsere
Weilheimer Informanten freitags mit Bildern von einer tief verscheiten Scheinbergspitze versorgen, sind wir doch
optimistisch, am auch am Achensee gute Bedingungen vorzufinden. Und in der Tat laufen wir im Anstieg zum Kotalmjoch
bald durch ein kleines Winter-Wunderländchen.
Zwar müssen wir immer wieder abgeblasenen Stellen wie hier kurz vor dem Gipfel ausweichen, jedoch ist in Summe die
Schneelage gar nicht übel.
Panorama von der Rofanspitze über das Karwendel bis zum Christlumkopf
Wir finden in der Abfahrt einige schöne Hänge mit etwa 10 cm Auflage. Nach den eher mageren Abfahrten des letzten
Wochenendes eine wahre Wohltat!
Auch am nächtsten Tag erleben wir am Bärenkopf eine gute Zeit. Nach dem schweißtreibenden und am Ende ordentlich steilen
Anstieg stehen wir wieder einmal auf der schönen Aussichtskanzel über Achensee und dem Inntal.
Der Tiroler Fjord in all seiner Pracht.
Die Abfahrt gestaltet sich nicht übermäßig ruppig, und nach der Bärenbadalm
ohnehin als präparierte Piste. Wir lassen es gemütlich zum Gasthof Hubertus auslaufen, stärken uns dort noch mit einer
Kleinigkeit und rollen dann wieder in die Heimat zurück.
Nun steht die Skitourenreise zu den richtigen Fjorden in Norwegen an!
Tanzeck
Nach dem schönen Norwegen-Urlaub geht es wieder zurück in den schneearmen Winter der Alpen. Ich nehme mir trotzdem
aus Traditionsbewußtsein das Tanzeck vor - nach einem der spärlichen Schneefälle liegen dort 10 cm Neuschnee auf der
zweifelhaften Unterlage aus Altschnee, Gras und Steinen.
Immerhin kann ich mich nicht über das Wetter beschweren.
Die Abfahrt gehe ich mit hoher Wachtsamkeit an, aber bereits nach 20 Metern habe ich den ersten neuen Kratzer im Ski.
So schön die dünne Auflage auch in der Sonne glitzert - darunter lauern die Steine. Den zweiten dicken Kratzer fahre ich
mir auf den letzten Metern zum Parkplatz der Taubensteinbahn in die Laufbahn. Das hätte nun wirklich nicht sein müssen!
Nach dieser kleinen Voralpentour schaltet sich ein ganz anderes Thema in die weitere Skitourenplanung: Die Corona-Epidemie
greift um sich, und schon bald wird das schöne Tirol zum Risikogebiet erklärt. Damit fällt ein Großteil der noch
möglichen Touren in der näheren Umgebung flach. Ob sich also in dieser Saison noch eine Skitour ergibt - wer kann das
sagen?
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