Matthias Lepschi


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Bergwinter 2020/21 - Abschnitt 4

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Roßkopf


Nach den Wanderungen am Heimgarten und am Ettaler Mandl packen wir am nächsten Wochenende wieder die Tourenski aus. Früh geht es zu einer Pisten-Tour ins Spitzing-Gebiet. Auch wenn es auf dem Bild nicht so aussieht - die Abfahrt vom Roßkopf zum Spitzingsee ist ein perfekter Traum im Firn. Wir genießen die Vormittagstour also trotz der generell niedrigen Schneelage. Unten angekommen steigen wir noch einmal etwa bis zur Hälfte auf, um den Genuß zu verlängern.

Hirschberg


Die niedrige Schneelage wird bald darauf kuriert - Frau Holle liefert nach ihrer langen Arbeitspause an zwei Tagen insgesamt einen halben Meter Neuschnee. Wir nutzen die weiße Pracht zu einem erneuten Ausflug an den Hirschberg und steigen im Schneefall nach oben. Wie schnell sich doch der Winter zurück gemeldet hat!

Am Gipfel werden diesmal so schnell wie möglich alle Schichten angezogen; das Schneetreiben ist alles andere als angenehm. Die folgende Abfahrt ist auf den ersten 50 Hm zwar ein Blindflug durch eine konturlose weiße Leere - danach aber wird die Sicht deutlich besser, und wir genießen einen Traum im tiefen Pulverschnee!

Scheinbergspitze


Dieser Traum geht Tags darauf an der Scheinbergspitze weiter - und auch hier tut das generell trübe Wetter der Stimmung keinen Abbruch.

Wir genießen die kanadisch anmutende Stimmung, bevor wir uns an die tolle Tiefschnee-Abfahrt machen. Einem Arbeitskollegen, der uns auf der Tour begleitet hat, gefällt es gar so gut, daß er schon am nächsten Tag noch einmal an die Scheinbergspitze fährt - Pulverschnee kann süchtig machen.

Dammkar


Gänzlich anders präsentiert sich das Wetter bei unserem nächsten Ausflug, der uns nach Mittenwald ans Dammkar führt. Wolkenloser Himmel liegt über einer strahlenden Morgenstimmung, als wir die wohl bekannteste Skiroute Bayerns angehen. Immerhin haben wir durch die Corona-Situation keinen frühen Gegenverkehr durch Abfahrer von der Gondel zu erwarten - diese ist außer Betrieb.

Die Tour führt am gleichnamiger Hütte vorbei ins Dammkar - das rechts liegende Viererkar heben wir uns für ein andermal auf.

Das Gelände mutet im Vergleich zu den vorhergegangenen Touren dieses Winters hochalpin an - so alpin es in Bayern eben werden kann. Schroffe Abbrüche begrenzen das Dammkar zu beiden Seiten. Mir gruselt vor der Vorstellung, hier bei kritischer Lawinenlage unterwegs zu sein...

Endlich kommen wir aus dem schattigen Kar in die Sonne!

Wir steigen am versperrten Tunnelportal vorbei noch ein paar Meter auf, ehe wir an die verdiente Pause gehen.

Der Rundumblick ist trotz der Sprenganlage schlicht atemberaubend. Wir saugen den Blick ins Karwendel in uns auf - die letzte Tour nach Tirol an die Pleisenspitze ist schon eine ganze Weile her.

Die Abfahrt führt rassig zurück ins Dammkar, welches für uns heute alle Schneesituationen parat hat. Dem entsprechend anstrengend gestaltet sich der Weg nach unten. Mit schweren Beinen kommen wir schließlich wieder am Parkplatz an, und rollen danach zur Verpflegung nach Mittenwald hinunter.

Schöttelkarspitze


Nur wenige Kilometer weiter nördlich geht es zwei Tage später wieder zur Sache: Das Schöttelkar steht an. Wir müssen die Ski etwa eine Viertelstunde am Waldrand entlangtragen, ehe wir genügend Unterlage zum Anschnallen finden. Dann jedoch geht es ausreichend eingeschneit nach oben.

Die Scharte erreichen wir natürlich nicht allein; allerdings verteilen sich die Tourengeher recht gut.

Kaum aus dem Schatten des Kars herausgetreten, werden wir einmal mehr von einem gewaltigen Bergpanorama erschlagen - wir können uns an den verschneiten Gipfeln und überwechteten Graten kaum sattsehen.

Vom Skidepot in der Scharte weg laufen wir zu Fuß in etwa 20 Minuten zum Gipfel der Schöttelkarspitze weiter.

Am Horizont grüßt das gelobte Land Tirol über die Grenze zu uns herüber.

Die Querung zurück zum Skidepot läßt sich schön stapfen. Jedoch haben wir Glück, als uns ein Steinschlag von oben verfehlt, der durch den weichen Schnee ausgelöst wurde. Die anschließende Abfahrt durch das steile Schöttelkar nach Westen ist leider unsagbar ruppig und alles andere als ein Genuß. Wir sind froh, als wir endlich wieder am Ziehweg ankommen und gemütlich bis zum Waldrand herausrutschen können.

Bernadeinkopf


Mit den schönen Touren an Damm- und Schöttelkar haben wir Lust auf mehr bekommen, und so gehen wir wieder zwei Tage später von Garmisch aus über das Kreuzeck den Bernadeinkopf an. Den steilen Aufstieg über die Schöngänge lassen wir jedoch rechts liegen und fahren stattdessen die Piste des Bernadeinlifts ab, um unterhalb der gleichnamigen Wände den flacheren Ski-Weg zum Gipfel zu nehmen.

Nach etwa 1600 anstrengenden Höhenmetern in frühlingshaft warmen Bedingungen stehen wir endlich am Gipfel. Gottseidank haben wir noch genügend zu Trinken dabei und können den Schweiß, den uns die Tour bis dato gezollt hat, wieder ausgleichen.

Wir genießen das Panorama bei einer kleinen Brotzeit.

Über uns thront die Alpspitze - der wir jedoch heute keinen Besuch abstatten werden. Unsere Batterien sind schon ordentlich geleert, und auch im Rückweg stehen uns ja noch 350 Hm Gegenaufstieg am Bernadeinlift bevor, die bewältigt werden wollen. Als wir diesen dann tatsächlich absolviert haben, sind unsere Trinkflaschen leer. Beinahe magisch zieht es uns daher in der Hoffnung auf ein alkoholfreies Weißbier zum Kreuzeck-Haus - allein das Schicksal ist uns nicht gewogen; die Hütte ist geschlossen. Wir berappeln uns und machen uns an die obligatorische und schöne Abfahrt hinunter an den Parkplatz der Kreuzeck-Bahn. Dort steht zum Glück ein kleiner Verpflegungsstand, an dem wir unseren Durst löschen können. Eine ordentlich lange, aber auch ausnehmend schöne Tour liegt hinter uns! Ob in diesem Winter überhaupt noch weitere Touren folgen werden?