Matthias Lepschi


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Bergwinter 2021/22 - Abschnitt 1

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Sellrain


In der zweiten Februarhälfte geht es bei warmen Temperaturen und dem entsprechend schlechter Schneelage auf den nächsten Ausflug in die Alpen. Wir fahren Freitags früh ins Sellrain, um dort im Fotscher Tal eine Skitour anzugehen. Leider finden wir die Rodelbahn, auf der es normalerweise in das Tal hineingeht, komplett aper vor. Trotzdem probieren wir unser Glück und tragen die Ski in der Hoffnung auf Schnee noch ein Stück taleinwärts. Irgendwann jedoch ist die Hoffnung auf Schnee komplett verschwunden, und wir hatschen den nassen Ziehweg wieder nach unten - ein Plan B muß her.

Praktischerweise liegt das Kühtai ja quasi ums Eck, und wir probieren unser Glück am Kreuzjoch. Spät am Vormittag laufen wir von der Galerie an der Straße los und finden die erhoffte geschlossene Schneedecke.

Im Joch angekommen präsentiert sich ein intensives wolkiges Panorama; der Wind pfeift uns um die Ohren. Wir beschließen den Aufsteig an dieser Stelle und sparen uns den Fußaufsteig zum Mitterzaigerkopf.

Nach dem Abfellen geht es wieder hinunter ins Tal. Die relativ diffusen Lichtverhältnisse erforden eine defensive Fahrweise, aber immerhin - anders als im Fotscher Tal müssen wir immerhin keine Ski tragen!
Nach der Tour quartieren wir uns im Praxmarer Hof ein und lassen den Tag gemütlich ausklingen

Am nächsten morgen nehmen wir wieder einmal die Lampsenspitze ins Visier. Den Aufstieg erleben wir bei intensivem Wolkenspiel - schön!

Die Sonne leuchtet die tiefen Talwolken von oben her golden an.

Vom Skidepot aus laufen wir über stark ausgeapertes, teilweise eisiges Gelände zum Gipfel nach oben. An einigen Stellen wären Steigeisen sinnvoll, durch umsichtiges Gehen entschärfen wir die Rutschplatten. Am Gipfel erleben wir dann sowohl Wind als auch eine längere Pause von eben diesem - gern für eine kurze Rast genommen!

Die Aussicht nach Südwesten über das Kühtai ist nicht zu verachten.

Nach Absteig zum Skidepot geht es von dort über gemischten Schnee wieder nach Praxmar hinab. Gerade im unteren Bereich sind wir froh, einfach der Rodelbahn folgen zu können und nicht durch den bucklig eingefahrenen Hang zu würgen.

Das Motto des nächsten Tages ist: Wenn die Lampsenspitze funktioniert hat, dann probieren wir einfach auch mal wieder den Zischgeles.

Gesagt, getan: In der Morgenstimmung arbeiten wir uns über stark verblasenes Gelände nach oben, das nach oben hin immer öfter von einer relativ dünnen Eisschicht überzogen ist.

Wir vergießen unseren Schweiß immerhin in schöner Umgebung.

Am unteren Ende des Steilhangs zur Schulter des Zischgeles strecken wir dann jedoch die Waffen. Ein gewaltiger Wind bläst uns von oben her entgegen, und darüber hinaus ist der Hang nur noch in schmalen Streifen schneebedeckt. Die Aussicht auf ein vorsichtiges Abrutschen mit potentiellem Steinkontakt reizt uns nicht wirklich... Nach dem Abfellen machen wir uns auf den durchaus mühseligen Weg nach unten - Hartschnee und Bruchharsch machen die Angelegenheit nicht wirklich zu einem Vergnügen. Dennoch kommen wir in guter Stimmung in Praxmar an und freuen uns, die Sache zumindest probiert zu haben! Sorgen macht uns jedoch der weitere Winter - ohne Neuschnee werden die Tourenmöglichkeiten bald sehr ausgedünnt sein.

Auf dem Weg nach Südtirol: Nößlachjoch


Eine Woche später schaut es schon etwas besser aus - es gab einige (wenn auch nicht gerade üppige) Schneefälle. Auf dem Weg in den Skiurlaub in Südtirol können wir deshalb en passant wieder einmal das Nößlachjoch mitnehmen. Bei windigen, aber dennoch reizvollen Bedingungen geht es nach oben.

Am Gipfel verweilen wir nicht allzu lange. Es pfeift durchaus unangenehm...

Immerhin macht das Brennertal in seiner weißen Färbung wieder ein winterliches Bild.

Nach der Tour geht es weiter nach Südtirol an die Sellaronda. Ob dort wohl auch noch genügend Schnee liegt?

Eine Woche Pistenskifahren an der Sellaronda


Auf der Fahrt nach Wolkenstein präsentiert sich uns ein weitgehend braunes Bild - so wenig Schnee hatten wir hier tatsächlich noch nie erlebt! Die Furcht, daß wir vielleicht gar keinen Wintersport treiben können würden, wird jedoch in der Nähe des Langkofels wieder gelegt: Die Pisten sind in sehr gutem Zustand und werden die nächste Woche sicher noch halten. Anders schaut es jedoch mit den Möglichkeiten für Skitouren aus: Die Südseiten im freien Gelände sind böse ausgeapert; wir sehen bald ein, daß wir für die erhofften Ziele aus dem Edelweiß-Tal heraus wohl ein andermal wiederkommen müssen.

Unabhängig von der Schneesituation freuen wir uns wahnsinnig, endlich wieder einmal mit unseren Freunden unterwegs zu sein! Schon zwei Jahre mußten die traditionellen Ausfahrten nach Südtirol und auch ins Tuxer Tal corona-bedingt ausfallen - nun findet der gemeinsame Skiurlaub endlich wieder statt!

Der Blick von der Forcelles ins Mittagstal hinein - auch hier extrem wenig Schnee.

Da absehbar ist, daß wir die Woche nur auf der Piste verbringen werden, leihen wir uns passende Skiausrüstung und schonen die leichten und weniger stabilen Tourenski.

Die sechs Skitage verbringen wir in einer Schönwetterblase vom Feinsten. Wolken sind nur in seltenen Momenten am Himmel, Sonnencreme hat Hochkonjunktur.

Kaffee Trausines an der gleichnamigen Hütte

Mit unserem Scout Carsten, der seit 40 Jahren von Kolfuschg aus die Pisten unsicher macht, geht es in der Woche in alle möglichen Ecken des weitläufigen Skigebietes. Auch der Marmolata statten wir einen Besuch ab.



Tags darauf der Ausflug nach Sankt Ulrich auf die Seceda, Blick zum Sas Rigais.

Abstecher nach Osten: Laguazoi, Cinque Torri und von dort aus zu den Pisten von Cortina

Über Cortina

Blick über Laguazoi und Tofana di Rozes

Nochmal Tofana di Rozes vom Laguazoi

Wir haben in den sechs Tagen mit unseren Freunden einen Spitzen-Urlaub an der Sellaronda verbringen dürfen - und das, obwohl die eigentlich geplanten Skitouren nicht zusammengekommen sind. Der Schnee auf den Pisten hat gewaltig schöne Ausfahrten in alle Ecken erlaubt, so daß wir voll und ganz auf die Kosten gekommen sind. Wie üblich gilt: Wir werden wiederkommen!

Alpspitze - Sonne und Firn


Auch im Norden der Alpen liegt in diesem Winter sehr wenig Schnee. Unsere nächste Skitour muß daher notwendigerweise in etwas größeren Höhen stattfinden; eine klassische Voralpen-Tour ist kaum mehr möglich. Aus diesem Grund bewegen wir uns wieder einmal im Wetterstein - wir nehmen uns eine Skitour aus dem Skigebiet Garmisch Classic vor. Mit der Alpspitzbahn geht es erst einmal gemütlich nach oben, gefolgt von einer schönen Abfahrt über die bereits leicht aufgefirnte Bernadeinabfahrt. Unten angekommen fellen wir an und machen uns in den frühlingshaft warmen Bedingungen an den Aufsteig Richtung Bernadeinkopf. Wir erreichen den bereits ausgeaperten Gipfel, gehen aber unmittelbar weiter auf die Alpspitze zu. In der Mitte des nebenstehenden Bildes ist die spätere Abfahrt zwischen den aperen Felsen der Ostflanke bereits gut zu erkennen.

Auch in diesem Bild ist der spätere Weg zwischen den Felsen durch nach unten gut auszumachen. Wer genau hinschaut, erkennt sogar die Hauptspur in Form eines großen Z zwischen dem Fels. Zunächst jedoch sind wir mit dem schweißtreibendem Aufstieg entlang des Ostgrates beschäftigt - die Ski haben wir am Rucksack.

Das warme Wetter hat für guten Stapfschnee auf den Firngraten gesorgt. Eigentlich wäre der Aufsteig ohne Steigeisen möglich; wir sind sicherheitshalber jedoch mit ihnen unterwegs.

Endlich oben angekommen! Im Hintergrund zeigen sich Jubiläumsgrat und Zugspitze.

Auch der Blick nach unten über das etwas vorversetzte Gipfelkreuz nach Garmisch darf nicht fehlen.

Nach kurzer Gipfelrast wartet die Abfahrt ins Oberkar auf uns. Der Schnee ist gut aufgefirnt und teilweise sogar etwas sumpfig - damit ist das Risiko, in der Steilstelle der Abfahrt auszurutschen, erfreulich klein. Wir kommen gut zwischen den Felsen durch und anschließend in unkritisches Gelände. Kurz überhalb des aperen Bernhardeinkopfes drücke ich noch einmal auf den Auslöser. Danach genießen wir im Gras sitzend eine längere Brotzeit - verdient haben wir sie uns ohne Frage! Die darauffolgende Abfahrt durch das Grieskar bis zur Talstation des Bernadein-Schleppers ist dann eine schöne Kür zum Ende der Tour im freien Gelände. Mit dem Lift geht es von dort bequem nach oben und dann weiter zur Hochalm, wo wir uns noch eine Suppe auf der Terasse schmecken lassen. Bei der anschließenden Abfahrt ins Tal treffen wir zufälligerweise noch zwei Reisekameraden der Sibirien-Reise, deren Ziel ebenfalls die Terasse der Hochalm ist. Nach einem netten Ratsch geht es für die beiden zum Radler, und für uns beiden über eine schön aufgefirnte Olympia wieder zurück zum Parkplatz. Eine tolle Tour nimmt ihr Ende!

Längenfelder Kopf - der Winter schlägt zurück


Genau eine Woche später, und überhaupt nicht weit entfernt, finden wir uns im naßkalten Winter abermals über Garmisch wieder. Aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse wählen wir die unverwüstliche Tour über die Olympia-Piste am Kreuzeckhaus vorbei hinauf zum Längenfelder Kopf. Das Ziel von vor einer Woche zeigt sich in den dichten Wolken nicht - die benachbarte Alpspitze bleibt uns verborgen.

Wir verweilen nicht lange am Gipfel, sondern sehen zu, dem ungemütlichen Wetter zu entfliehen. Zunächst gibt es auf der Hochalm Kaffe und Kuchen, dann zischen wir nach unten ins Tal. Wie schön es doch sein kann, sich an einer Sitzheizung im Auto aufwärmen zu können...