Matthias Lepschi


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Bergwinter 2022/23 - Abschnitt 1

Hintertux


Nur anderthalb Wochen nach unserer Heimkehr aus Nepal geht es für ein verlängertes Wochenende wieder in die Berge. Nachdem das traditionelle Treffen mit den Freunden die letzten Jahre wegen der Pandemie ausfallen mußte, sind wir sehr glücklich, endlich wieder in Hintertux zusammenkommen zu können. Da macht es auch nichts aus, daß über den Zeitraum des Kurztrips die Bedingungen auf dem Gletscher einem genußvollen Fahren nicht wirklich förderlich sind. Am Anreisetag sind nur die obersten Sektionen des Gletschers in Betrieb, und noch dazu mit ein paar komplett vereisten Passagen. Wir ziehen uns daher ohne großes Bedauern in die Sauna zurück und genießen das entspannte Aushängen mit Blick aus den Whirlpool auf die Berge.

Tags darauf beschert uns Frau Holle massive Schneefälle - in Kombination mit der geringen Sichtweite allerdings wieder ein Grund, die Investition in den Tagesskipaß nicht zu tätigen. Wir bleiben nahe des Talgrundes und unternehmen einen langen Spaziergang durch das Winterwunderland.

Die weißen Federn tauchen die Umgebung in Winterwatte. Wir schütteln regelmäßig den Schnee von Kopf und Schultern.

Endlich Winter - Schneekissen im Bach.

Über den Tag verteilt kommen knapp 40 cm an Neuschnee herunter.

Auch der nächste Tag lohnt nicht zum Skifahren, und leider auch noch nicht zum Tourengehen. Zwar liegt jetzt Schnee - allerdings noch gänzlich ohne Grundlage. Außerdem bleibt die Sichtweite bei unter dreißig Metern hängen. Wir verbringen einen weiteren gemütlichen Tag in Schwimmbad, Sauna und Whirlpool, ehe es tags darauf wieder nach München zurück geht.

Wir sind gespannt, wann der Winter in die niedrigeren Regionen im Voralpenland herunterkommt!

Hirschberg


Den nächsten Kontakt mit Schnee haben wir erst wieder Anfang Dezember. Die traditionelle Geburtstagswanderung einer Kollegin führt uns in einer lustigen Truppe von Ohlstadt aus auf den Hirschberg hinauf. Während oben eine geschlossene Schneedecke schweißtreibendes Stapfen nötig macht, sind die Täler noch in Grün gekleidet.

Gleich ist es geschafft - der Gipfel des Hirschberg kommt in Reichweite.

Wir stehen an diesem Tag über einer dichten Wolkendecke, die das Loisachtal samt Garmisch bedeckt. Über uns sorgen Schleierwolken für eine spezielle Lichtstimmung. Nach dem Abstieg hinein in die Wolkenschicht lassen wir den schönen Tag im Schloßcafe von Murnau bei Kaffee und Kuchen ausklingen.

Am Spitzingsee


Nachdem sich die Schneesituation durch weitere Niederschläge etwas verbessert hat, wagen wir uns endlich an die erste Skitour der Saison. Mit dem Aufstieg zum Tanzeck über den altbekannten Weg sind wir traditionell unterwegs.

Am Tanzeck fellen wir in kalten Temperaturen und winterlich angereifter Landschaft ab, ehe es in die Abfahrt zur Krottenthaler Alm geht. Wir fahren mit Handbremse; die Grundschnee-Unterlage ist durchaus noch tückisch dünn.

Nach dem Wiederaufstieg in den Taubenstein-Sattel erwartet uns in der oberen Hälfte dann eine pistenmäßig eingefahrene Abfahrt. Der Jägerkamp leuchtet in der Vormittagssonne, als wir für das flache Zwischenstück Schwung holen. Nach diesem Zieher werden die Pisten-Verhältnisse jedoch deutlich schlechter: Wir kurven sehr vorsichtig zwischen Steinen und Gras nach unten an den Parkplatz zurück.

Ruppige Bedingungen am Hirschberg


Nur zwei Tage später bin ich mit einem Arbeitskollegen wieder unterwegs - dieses Mal am Hirschberg bei Kreuth. Wir arbeiten uns zunächst steinschonend über die gewalzte Piste ganz unten nach oben - leider reicht diese nur über die ersten 50 Hm. Danach steigen wir zwischen Steinen und Gras nach oben; es wird uns klar, daß die die Abfahrt alles andere als berauschend sein wird. An der Rauheck-Alm angelangt werden wir zudem noch mit Nieselregen überrascht. Wir strecken die Waffen und lassen es gut sein. Nach einer Brotzeit unter dem Vordach der Alm machen wir uns an die Abfahrt...

...die uns besonders im Steilhang unterhalb der Rauheck-Alm einiges abverlangt! Wir rutschen sehr behutsam über das grün-weiße Raster hinunter und versuchen, den Steinkontakt zu minimieren. Danach bugsieren wir die Steinski vorsichtig weiter nach unten durch den Wald bis zur Piste, und auch dort angekommen geht es sehr verhalten weiter bis zum Beginn der gewalzten Piste. Auf dieser gönnen wir uns noch ein paar flottere Schwünge, ehe es nach der durchwachsenen Tour wieder zurück nach München geht. Das Fazit lautet natürlich: Wir brauchen nun dringend Neuschnee!

Längenfelder Kopf


Erst weit im Januar wird uns unser Wunsch erfüllt, und auch nur teilweise. Um den Steinkontakt der Ski zu minimieren, beschließen wir, wieder einmal die Pistenskitour im Garmischer Skigebiet anzugehen. Kurz nach dem Kreuzeckhaus - also etwa zwei Stunden nach unserem Start im kalten Talkessel - läßt sich die Sonne durch die Wolkenfetzen blicken.

Am Gipfel spitzeln wir ins Höllental hinein.

Die Abfahrt gestaltet sich im oberen Teil bis zum Kreuzeckhaus recht passabel; wir sind insbesondere froh, daß wir gewalzten Untergrund fahren können. Weiter unten schrammen wir über eisige Pisten bis zur Talstation an der Olympia-Abfahrt - immerhin aber ohne Steinkontakt!

Tanzeck


Eine Geburtstags-Skitour zieht uns am nächsten Wochenende in einem bunten Dutzend an den Spitzingsee. Die Schnee-Bedingungen sind nicht wesentlich besser geworden - insbesondere im Lochgraben schauen die Steine heraus - das tut der guten Stimmung aber keinen Abbruch.

Den Großteil des Anstieges bewegen wir uns durch Nebel und Wolken; erst kurz vor dem Gipfel blinzelt die Sonne herein.

Wir freuen uns, zumindest hier heroben klassisch-winterliche Bedingungen vorzufinden!

Die darauffolgende Abfahrt ist jedoch wieder einmal eine mit angezogener Handbremse. Trotzdem ziehe ich mir im Lochgraben einen weiteren Kratzer in die Ski. Der Ärger darüber hält sich jedoch in engen Grenzen - bei Kaffee und Kuchen in Aurach beim Mayrhofer ist schon wieder alles vergessen.

Nachtskitouren Hausberg Garmisch


Unter der Woche nutze ich eine günstige Gelegenheit, endlich einmal die Nachtskitour auf den Hausberg bei Garmisch zu unternehmen. Leider hat anders als im Internet angekündigt die Drehmöser-Hütte nicht geöffnet. Nach dem stimmungsvollen Anstieg durch den düsteren Waldbereich und danach den teilweise mondbeschienenen Abschnitt darüber macht mir dies allerdings nicht allzuviel aus. Ich felle ab, setze die Stirnlampe auf und mache mich an die Abfahrt.

Vorsichtig taste ich mich im Schein des nicht übermäßig großen Lichtkegels nach unten; hohe Geschwindigkeiten verbieten sich bei diesen Sichtverhältnissen. Immerhin sind die Pisten bereits frisch präpariert und daher hervorragend zu befahren. Die Sicht auf das nächtliche Garmisch-Partenkirchen versüßt die Angelegenheit noch weiter. Am Auto angekommen mache ich mich an die entspannte Rückfahrt nach München außerhalb der üblichen Stoßzeiten.

Ein paar Tage später starte ich mit zwei Kollegen abermals in die Nachtskitour bei Garmisch; diesmal haben wir mit den Hütten mehr Glück. Wir steigen bis zum Kreuzeckhaus auf und genehmigen uns eine warme Suppe, ehe wir uns ans die kalte Abfahrt im Licht der Stirnlampen machen. Trotz der zapfigen Temperaturen eine schöne Abendbeschäftigung!

Lange nicht gesehen: Amberger Hütte


Die nächsten Skitouren führen wir wieder bei Tageslicht durch. Am Freitag geht es direkt nach dem Büro ins Ötztal hinein und von dort aus weiter in die kleine Ortschaft Gries ins gleichnamige Seitental. Dort fellen wir an und steigen in knapp anderthalb Stunden zur Amberger Hütte auf. Der Weg ist noch gut eingeschneit; wir müssen die Ski nicht ein einziges Mal abschnallen. Oben angekommen genießen wir das gute Essen auf der Hütte und freuen uns auf den nächsten Tag .

Kurz nach 07:00 Uhr morgens machen wir uns auf den Weg. Unser heutiges Ziel ist wieder einmal der ultimative Klassiker Kuhscheibe. Nachdem wir den steilen und teilweise ausgeaperten Hang auf der Westseite des Tales direkt über der Sulze überwunden haben, münden wir in etwas flacheres Gelände ein. Die Sonne kommt hinter dem Horizont hervor und taucht die Umgebung in schönes Licht . Wir kommen relativ flott voran. Die Schneelage ist auch hier heroben nicht sonderlich hoch, doch für unsere Zwecke absolut ausreichend .

Etwa 50 Höhenmeter unterhalb des Gipfels der Kuhscheibe machen wir das Skidepot. Obwohl der Schnee gut zu stapfen ist, legen wir sicherheitshalber die Steigeisen an . In knapp 10 Minuten gelangen wir zum Gipfelkreuz der Kuhscheibe und erfreuen uns am wunderbaren Rundumblick.

Erst im Abstieg zum Skidepot bekommen wir Gesellschaft; bislang waren wir komplett allein unterwegs gewesen.

Die Abfahrt gestaltet sich etwas durchwachsen. Wir können beim besten Willen nicht von Pulverschnee sprechen; allerdings können wir auch dem teilweise festgefahrenen Schnee noch etwas abgewinnen.

Da unsere Energiespeicher noch gut gefüllt sind, beschließen wir, nach der Kuhscheibe auch noch das Murkarjoch anzugehen. Wir hängen die knapp 500 Höhenmeter im Aufstieg an unser bisheriges Pensum an und befinden uns etwa eine gute Stunde später in Joch . Von dort haben wir ein weiteres Mal gute Sicht zur Wildspitze und den anderen Ötztaler Bergen.

Nach einer kurzen Rast machen wir uns an die zunächst steile Abfahrt unterhalb des Murkarjochs, ehe das lange Hochtalal zurück nach Westen läuft. Die letzte steile Abfahrt hinab in die Sulze müssen wir sehr vorsichtig angehen; dort lauern ja einige apere stellen . Wir schaffen es dennoch, ohne Kratzer durchzukommen und schieben zum Schluss anstrengend zurück zur Hütte .

Tags darauf geht es bei deutlich eingetrübten Wetterbedingungen auf Tour. Wir laufen südwärts durch die Sulze entlang, ehe es linkerhand zum hinteren Daunkogel abbiegt . Im Gegensatz zur gestrigen Tour ist die Schneelage deutlich geringer ; immer wieder kommen wir an aperen Stellen vorbei.

Je höher wir kommen, desto ruppiger wird das Wetter. Bald ziehen wir alle Schichten an, derer wir habhaft sind. Die niedrige Schneelage macht sich insbesondere am Übergang zum Gletscherrest des Daunkogels bemerkbar. In den vergangenen Wintern, in denen wir hier waren, waren hier die Steine unter der Schneedecke nicht sichtbar . Dieses Jahr blicken wir auf eine wahre Steinwüste, die wir rechts umgehen.

Wieder machen wir etwa 50 Höhenmeter unter dem Gipfel das Skidepot. Von dort aus kämpfen wir uns durch böige Bedingungen nach oben zum Gipfelkreuz . Den Blick hinunter in das Stubaier Gletscherskigebiet genießen wir nicht lange. Der starke Wind zwingt uns schon nach fünf Minuten wieder zum Abstieg.

Wir hoffen, dass wir unsere treuen Ski bei der Abfahrt zwischen den Felsen nicht komplett ruinieren - und glücklicherweise passiert dies auch nicht.

Auf unserem Weg nach unten frischt der Wind ein weiteres Mal auf . Wir erhalten ein kostenloses Peeling im Gesicht , die Eiskristalle knallen uns auf die Haut. Gelobt seien die Schlauchtücher!

Der Wind bleibt uns auch unten in der Sulze erhalten . Wir machen uns, nachdem wir unser Materialdepot in der Hütte abgeholt haben, an die Abfahrt hinunter nach Gries. Von dort rollen wir gemütlich zurück nach München .

Vormittagstour Tanzeck und Taubenstein


Den nächsten Ausflug in den Winter gehe ich unter der Woche an einem Mittwochvormittag an. Nach einem frühen Start am Spitzingsee steige ich zunächst durch wolkenverhangenes Wetter Richtung Tanzeck nach oben. Mein Bart reift an . Schön, dass so die grauen Haare getarnt werden!

Kurz hinter der Freudenreich-Alm jedoch durchstoße ich die Wolkendecke von unten her und kann über mir den blauen Himmel samt Sonnenschein erahnen.

Eine wunderbare Morgenstimmung präsentiert sich mir: über dem Wolkenmeer treten die Gipfel des Karwendels und des Alpenhauptkamms hervor. Großartig!

Am Gipfel des Tanzeck angekommen werfe ich einen Blick in die bevorstehende Abfahrt hinunter zur Krottenthaler Alm. Es schaut durchaus noch gut aus; ich meine Bereiche mit Pulverschnee zu erahnen. Ein paar Minuten später weiß ich es genauer: Nur die obersten 50 Höhenmeter sind pulvrig , danach geht es im unangenehmen Bruchharsch weiter. Hinter der Krottenthaler Alm felle ich wieder an. Wieder geht es zunächst durch die Wolken nach oben, ehe der blaue Himmel wieder zum Vorschein kommt.

Kurz vor dem Taubenstein-Gipfel blicke ich auf das gleichnamige Haus vor dem Wolkenmeer mit dem Wendelstein im Hintergrund.

Auch in die andere Richtung nach Westen freue ich mich an der schönen Aussicht . Was für ein toller Tag!

Danach mache ich mich an die unvermeidliche Abfahrt hinunter wieder in die Wolken. An der Grenze zwischen Sonne und Schatten nehme ich nebenstehendes Bild auf . Eine Viertelstunde später bin ich dann zurück am Parkplatz und freue mich an der gelungenen Vormittagstour. Nun geht es zurück nach München; die Arbeit ruft...

Wenig Schnee am Achensee: Kotalmjoch und Zwölferkopf


Frühlingshafte Bedingungen erwarten uns am nächsten Wochenende, welches wir am Achensee verbringen . Wir starten wieder einmal früh morgens in die Tour zum Kotalmjoch. Die ersten 150 Höhenmeter legen wir auf einem Stein verseuchten, aber noch mit einer trügerischen Schneeschicht bedeckten Weg zurück. Am Kotalm-Niederleger biegen wir linker Hand ab und steigen durch relativ aperes Waldgelände nach oben. Erst ab dem Mittelleger wird die Schneedecke etwas höher . Wir arbeiten uns durch harschiges und teilweise windgepresstes Gelände nach oben. Das wird uns leider keine große Freude bei der Abfahrt bereiten...

Kurz unterhalb des Gipfels des Kotalmjochs drücke ich auf den Auflöser für nebenstehendes Foto. An der Aufstiegsspur meiner Frau ist zu erkennen, wie hart gepresst der Schnee hier oben ist.

Vom Gipfel aus fotografiere ich Richtung Rofanspitze und ihrer Trabanten. Wir suchen uns einen aperen Fleck und halten eine kurze Brotzeit im intensiven Wolkenspiel um uns herum.

Danach geht es direkt in der Gipfelrinne an die Abfahrt. Zunächst können wir unsere Kurven ohne große Probleme im harten Schnee setzen. Nach der Steilstelle jedoch kommen wir in das Reich des Bruchharsches. Mühsam kurven wir nach unten weiter in die flache Talmulde, die wir bis zum Mittelleger mit unseren Stöcken nach außen schieben. Danach sind wir sehr froh, auf dem verschneiten Wirtschaftsweg nach unten fahren zu können - die Schneebedingungen in den Waldstücken laden nicht wirklich zu einer Abfahrt zwischen den Bäumen ein. Die letzten 100 Höhenmeter zum Auto fahren wir - erwartungsgemäß - mit angezogener Handbremse. Zu viele Steine schauen aus der nur wenige Millimeter dicken Schneeschicht hervor.

Nach der Schitour verbringen wir einen schönen Nachmittag in unserer Unterkunft und genießen die Sauna. Abends machen wir noch einen kurzen Spaziergang zum Achensee . Dieser hat einen extrem niedrigen Wasserstand, ich vermute, daß etwa 2 Meter zu Normal fehlen.

Am nächsten Morgen laufen wir zum Zwölferkopf an. Wir nutzen die Skipiste des kleinen Skigebietes, jedenfalls ist das der Plan. Bald jedoch wird klar, daß auch hier der Steinteufel ganze Arbeit geleistet hat. Die unteren 150 Höhenmeter sind gesprenkelt mit Steinen in der Schneedecke; sozusagen Straciatella... Wir steigen an bis zur Bergstation des Liftes, ehe wir uns in die Augen schauen. Die Schneebedingungen weiter hinauf zum eigentlichen Ziel Bärenkopf schauen nicht rosig aus; uns würden 500 Höhenmeter Bruchharsch erwarten, die wir nach getaner Arbeit auch nach unten bewältigen müssten. Wir beschließen, uns das nicht antun zu müssen. Vorsichtig rutschen wir wieder Richtung Achensee ab und erreichen unser Auto. Von dort aus rollen wir - trotz allem erstaunlich zufrieden - zurück nach München.

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