Matthias Lepschi


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Bergwinter 2024/25 - Abschnitt 1

Roßkopf am Spitzingsee


In einem schmalen Zeitfenster am Beginn eines Winters bietet sich der Start in die Tourensaison am Spitzing geradezu an - wenn man zum einen von München aus nicht weit fahren möchte, und zum anderen aufgrund der niedrigen Schneelage eine gewalzte Piste dem steinverseuchten freien Gelände vorzieht. Bei dieser Gemengelage steht der Roßkopf beinahe automatisch ganz oben auf der Liste.
Am letzten Tag vor Eröffnung des regulären Skibetriebes mache ich mich mit einem Arbeitskollegen aus der Nebelsuppe Münchens auf den Weg Richtung Schliersee. Am Parkplatz des Kurvenliftes angekommen befinden wir uns bereits am oberen Rand der Nebeldecke und können erahnen, daß wir einen sonnigen Aufstieg genießen werden - wenn in den zapfigen Temperaturen in der Morgendämmerung erst einmal Schuh und Ski angelegt sind. Wir sind froh, als wir und endlich bewegen können.

Nicht viel später jedoch - beim Zusammenlauf der Kurvenliftabfahrt mit der Hauptpiste - wird eine Kleidungsschicht wieder abgelegt. In der recht intensiven Morgensonne wird es schnell warm. Wir steigen gemütlich zum Joch an, an dem die Suttenabfahrt nach Westen abzweigt.

Von dort folgen wir dem Wirtschaftsweg gen Süden zum letzten Anstieg zum Gipfel des Roßkopf über den nicht übermäßig steilen Nordwest-Rücken. Die Aussicht im Westen reicht vom Guffert bis zum Wallberg...

...während im Osten die alten Bekannten Aiplspitz, Taubenstein und Rotwand aufgereiht stehen. Der übliche Zustieg zum Taubenstein über den Lochgraben sieht in Bezug auf Schnee noch übel aus; die Entscheidung für eine Pistenskitour war definitiv die richtige.
Wir machen uns nach längerer Pause am sonnigen und windstillen Gipfel an die Abfahrt und genießen die griffige Piste, die gerade noch weit genug von einer Rutscherei auf Eis weg ist. Kurz vor der Talstation machen wir bei der ersten Schneekanone halt, die in Betrieb ist, fellen wieder an und starten einen zweiten Aufstieg. Mittlerweile sind deutlich mehr Leute unterwegs - kein Wunder, der Roßkopf liegt ja bei den schneearmen Bedingungen beinahe schon zwingend nahe. Diesmal jedoch legen wir die letzten Höhenmeter zum Gipfel direkt von Norden her kommend unter dem Lift zurück und können die ersten Spitzkehren der Saison ausprobieren. Die darauffolgende Abfahrt führt und zum Parkplatz Kurvenlift zurück, von wo aus wir den gelungenen Auftakt im Kaffee Winklstüberl bei Torte und Cappucino ausklingen lassen.

Ein schöner Start - hoffen wir, daß es bald weiteren Neuschnee gibt!

Notkarspitze


Aufgrund der wieder einmal sehr dürftigen Schneelage unternehmen wir die nächste Tour statt auf Ski wieder zu Fuß; die Notkarspitze steht auf dem Programm. Wir steigen zunächst über eine nur minimal verschneite Spur den Ostgrat an. Am Ochsensitz angekommen stellt sich dann endlich ein echtes Wintergefühl ein - die Schneehöhe hat deutlich zugenommen - leider ohne einen wirklichen Grundschneesockel aufzuweisen. Ich möchte nicht wissen, wie viele Ski an diesem Wochenende ihr steiniges Ende erfahren...

Bald geht es an den letzten Aufstieg zum Gipfel. Mittlerweile tragen wir Steigeisen - etwas übertrieben; es hätten Grödel oder Ketten gereicht. An der nur minimal schneebedeckten Südflanke der Notkarspitze im Bild läßt sich das aktuelle Debakel mit den Schneehöhen gut ablesen...

Am abgeblasenen Gipfel halten wir uns nicht lang auf.

Wir genießen, wie sich der Winter in der Höhe präsentiert. Hoffentlich kommt bald auch wieder in die tieferen Lagen Schnee nach!

Lechtal: Jöchelspitze und Guflespitze


Natürlich ist kein Schnee nachgekommen - Frau Holle scheint gerade Urlaub zu machen; es ist sogar die Rede von einem "Betonhoch", welches weitere Niederschläge so gut wie unmöglich machen soll. Was tun?
Wir suchen unser Glück im Lechtal und quartieren uns für ein Wochenende in Steeg ein. Am Samstag sichten wir die Bedingungen mit einer vorsichtigen Tour auf die Jöchelspitze, deren erste Hälfte über die Piste nach oben zieht. Das ist bei einer südseitig ausgelegten Tour im Moment auch bitter nötig; neben der Piste ist mehr braun als weiß zu finden.
Oberhalb der Bergstation schaut es etwas besser aus; das Weiß gewinnt die Oberhand. Wir steigen durchaus schwitzend in der Sonne nach oben.

In den steilen Osthang ragen kleinere Wächten.

Am Gipfel können wir genüßlich pausieren. Warm, windstill und mit einer kleinen Holzbank erleben wir eine gemütliche halbe Stunde.

Die Abfahrt ist dann relativ durchwachsen; wir finden von Hartschnee über Bruchharsch, kleine Flecken Pulver und Firn alles wieder. Im unteren Bereich sind wir froh darüber, über eine schön gewalzte Piste zurück zum Parkplatz zu kommen.

Am nächsten Tag vermeiden wir die südseitige Exposition. Von Kaisers aus starten wir im schattigen Tal mit seinen Eisskulpturen nach Süden, um dann recht bald linkerhand den Westhang der Guflespitze anzusteigen.

Dort erwischt es uns dann im Waldbereich knüppelhart mit der schlechten Schneelage. Skitouren ist hier in einer besonderen Bedeutung zu verstehen - nämlich als Tour, bei der die Ski in Händen getragen werden.

Im oberen Teil sind die Verhältnisse dann wieder deutlich besser. Wir sind nicht unglücklich, daß in den Westhang mittlerweile die Sonne hereinspitzelt. Gerade die Verhältnisse der letzten Querung zum Gipfel werden dadurch deutlich entschärft.

Nach der Querung genießen wir fünf Minuten am Gipfel, ehe der Wind uns zur baldigen Abfahrt bewegt. Bei dieser gilt wieder das Motto, welches wir tags zuvor an der Jöchelspitze erlebt hatten: Von allem etwas, oder ein Kessel Buntes.
Nach der Tour rollen wir durch ein schneearmes Lechtal wieder zurück nach München. Wann wohl das nächste weiße Gold vom Himmel fallen wird?

Wanderung Wank


Nun, nicht bald genug für unsere nächste Ausfahrt in die Berge. Die Wanderung zum Wank über die Südseite jedenfalls mutet an wie eine Frühjahrstour Ende März.

Die Skipisten um Garmisch werden bei diesen Bedingungen bald in Probleme geraten. Immerhin - im Prognosegeflüster der Wettervorhersagen scheint sich der Winter nun endlich zurück zu melden. Es sei uns allen gewünscht!

Skifahren Brandtnertal


Immerhin können wir das nächste Wochenende wieder auf Ski verbringen; genauer gesagt auf Pistenski im Brandtnertal im Montafon. In einer kleinen Gruppe gönnen wir uns einen netten Samstag bei guten Bedingungen auf den sonnigen Pisten. Zwar ist auch hier die Schneelage alles andere als üppig, aber die Pisten sind größtenteils noch in gutem Zustand.

Auch am folgenden Tag genießen wir sechs das gute Wetter über der Wolkendecke, die Bludenz einhüllt. Zufrieden geht es danach wieder zurück nach München.

Nachtskitour Garmisch


Um bei der niedrigen Schneelage noch an die heiß ersehnten Höhenmeter zu kommen, gehen wir am Dienstag darauf die Nachtskitour von Garmisch zur Kreuzalm an. Zu fünft machen wir uns bei Sternenhimmel mit Halbmond auf den Weg und genießen den stimmungsvollen Anstieg über die teils brettharten Pisten. Nach einer Stärkung in der Kreuzalm geht es diese auch wieder hinab nach Garmisch - Genuß ist es keiner, aber besser als nichts. Nach der Abfahrt steht eine Aufgabe ganz weit oben auf der Prio-Liste: Neue Batterien für die Stirnlampen müssen her!

Tagskitour Garmisch: Grieskar und Stuiben


Ein paar Tage später geht es abermals nach Garmisch. Die Verzweiflung ob der niedrigen Schneelage ist auch den Betreibern der ansässigen Skigebiete anzumerken - wir begegnen dem Schild am Ausstieg der Alpsitz-Gondelbahn, mit der wir - zugegebenerweise unehrenhaft - nach oben kommen.
Nun geht es zunächst mit Hochgenuß die frisch gewalzte Piste zum Bernadeinlift hinab, und von dort nach dem Anfellen den üblichen, altbekannten Weg weiter ins Grieskar.

Im Schatten des Aufstiegs finden wir zerfahrenen, aber dennoch nicht zu harten Schnee vor. Den Abzweig über den etwas steileren Hang zum Stuiben lassen wir links liegen.

Danach geht es immer dem Kar entlang nach oben. Kurz vor dem steilen Durchschlupf mit Hartschnee im Bild lassen wir es gut sein. Kurz überlegen wir noch, die haarigen letzten fünfzig Höhenmeter zu Fuß hochzustapfen - allein wozu?

An einem Felsen knapp unter der Engstelle finden wir in der steilen Umgebung einen guten Platz um Abzufellen. Die darauffolgende Abfahrt beinhaltet rassigen Hartschnee, Bruchharsch und stark zerfahrenen Acker - etwas weiter unten in Kombination mit Latschen-Slalom. Am Aufstieg zum Stuiben angekommen fellen wir noch einmal an und genehmigen uns die knapp 200 Hm hinauf aus dem Schatten in die Sonne.

Der apere Gipfel des Stuiben bietet eine gute Position für ein Selbstportrait vor dem erledigten Tagwerk. Links neben der schneearmen Alpspitz-Ostabfahrt liegt die Grieskarscharte im Schatten.
Am Gipfel des Stuiben kommen wir mit zwei Tourengehern ins Gespräch, die offensichtlich nicht nur zum Privatvergnügen hier oben sind. Es stellt sich bald heraus, daß einer der beiden Simon Eisele ist, der die DAV-Aktion "Natürlich auf Tour" koordiniert, die just an diesem Tag stattfindet. Wir unterhalten uns über die beiden Schutzgebiete für die Raufußhühner, die etwas überhalb des Verbindungsweges von der Bernadeinpiste zur Stuibenhütte liegen, über die Tourenweg-Leitung im Grieskar, und - natürlich unvermeidlich - über die niedrige Schneelage. Simon versorgt uns außerdem noch mit Nüssen eines der Sponsoren, sowie mit Flyern zu Fauna und Lawinenkunde. Nach dem netten Ratsch geht es für meine Frau und mich wieder zurück ins Grieskar - wir ziehen den kalten zerfahrenen Schnee der Mischung aus Firn, Eis und aperen Stellen der Stuiben-Abfahrt vor, von denen Simon berichtet hatte.
Nachdem uns der Bernadeinlift gleichermaßen Höhenmeter und schlechtes Gewissen beschert hat, fahren wir flott über die Olympia ins Tal ab. Wieder einmal stelle ich mir die Frage, welcher Skifahrer sich den kompletten Skitag lang an einer harten und komplett angeeisten Kunstschneepiste erfreuen kann, wie wir sie hier vorfinden - aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. So schlecht sie auch beieinander ist - natürlich sind ehrlicherweise auch wir froh, daß sie noch vorhanden ist. Als schneller Zubringer zum Parkplatz kommt sie uns sehr zupass. Zufrieden geht es danach weiter in die Isarmetropole.

Skitouren um Rinnen: Namloser Wetterspitze


Für den nächsten Ausritt in die Berge starten wir sehr früh von München aus los - geht es doch etwas weiter weg ins Lechtal zur Namloser Wetterspitz. Da in den Voralpen die Schneebedingungen weiterhin mehr als bescheiden sind, müssen wir diese doch etwas längere Anfahrt in Kauf nehmen. Immerhin erwartet uns ähnlich gutes Wetter wie bei der Tour zum Grieskar und Stuiben, als es bei schattigen Temperaturen in Richtung Fallerschein-Alm losgeht.

Das örtliche Rechenzentrum benötigt deutlich weniger Strom als diejenigen, mit denen ich tagtäglich beruflich zu tun habe.

Wir mogeln uns den interessanten Weg am Bach entlang nach oben. Auch hier ist die Schneelage natürlich viel niedriger als man es sonst zu dieser Jahreszeit gewöhnt ist.

Bald darauf verlassen wir den bewaldeten Bereich und gehen den Talschluß aus. Die Gräben, die von rechts herunterziehen, stellen uns durchaus vor Herausforderungen.

Nun können wir bereits den Weiterweg zur Gipfelwanne einsehen. Die Spur ist nicht schlecht gewählt.

Es vergehen allerdings noch einige schweißtreibende Minuten, ehe wir endlich am Joch in die Sonne kommen.

Winter-Wunderland!

Weiter geht es in den Südhang zum Gipfel, der sich viel länger zieht, als er aussieht. Wir machen Kehre um Kehre...

...um Kehre, ehe wir schließlich am Skidepot ankommen.

Von dort geht es per pedes noch etwa zehn Minuten weiter zum höchsten Punkt.

Geschafft!

Die Abfahrt nach der gemütlichen und windstillen Gipfelpause gestaltet sich - nun ja - interessant. Bei der Einfahrt in die Gipfelwanne müssen wir schon sehr vorsichtig vorgehen, um nicht auf Gras und Stein durchzuschlagen. Trotz behutsamer Fahrt holen wir uns beide tiefe Kratzer in die Ski.
Davon abgesehen läuft die restliche Abfahrt wie zu erwarten war - in den schneearmen Passagen unterhalb der Fallerschein-Alm gilt es natürlich auch wieder, maximal vorsichtig zu fahren. Zwei Mal schnallen wir für wenige Meter ab. Am Auto angekommen sind wir froh, daß wir zu unserer Unterkunft in Rinnen nur wenige Minuten haben; noch besser, daß wir dort die müden Knochen im Outdoor-Whirlpool auslockern lassen können - mit Blick auf unser morgiges Ziel.

Skitouren um Rinnen: Galtjoch


War an der Namloser Wetterspitze der Anteil an aperen Passagen noch einigermaßen gering, so werden wir am Galtjoch mit einer deutlich schlechteren Situation konfrontiert. Wir brauchen schon einigen Enthusiasmus, um uns nach oben zu kämpfen...

Immerhin ist die Schneelage über dem Waldbereich einigermaßen passabel.

Die letzten Meter zum Gipfel...

...und dort das auch bei nicht ganz so guten Bedingungen imposante Panorama.

Wir erarbeiten uns die Abfahrt genau so, wie wir uns auch nach oben gekämpft haben. Danach rollen wir - nicht ohne Kaffeepause beim Rühl - wieder zurück nach München.

Obernbergtal: Grubenkopf


Das nächste Wochenende verbringen wir wieder einmal im Obernberg-Tal. Leider sind auch dort die Schneebedingungen suboptimal; was soll man zu diesem Winter auch noch viele Worte finden. Darüber hinaus krankt meine besssere Hälfte an einer Erkältung, so daß ich die Tour zum Grubenkopf alleine angehen muß. Am Obernberger See skate ich über eine Eis-Oberfläche gen Süden. Immerhin, das Eis erspart mir eine lästige Tragepassage.

Weiter oben geht es durchaus reizvoll zwischen den Bäumen nach oben.

Am Joch angekommen bläst wie so oft eine starke Brise. Ich mogle mich zwischen den notorisch abgeblasenen Stellen und Schneeresten zum Gipfel hinauf...

...der mich mit starkem Wind und Wolken erwartet. Ich bleibe nicht allzulange an diesem eher ungemütlichen Ort und mache mich bald auf den Weg nach unten.

Nach einer mitnichten schlechten Abfahrt über den zumeist hartgepressten Schnee lange ich wieder am See mit seiner hübschen Kapelle an.

Fradersteller


Auch am nächsten Tag muß ich mich leider wieder alleine auf den Weg machen. Ich gehe den Fradersteller aus dem gleichnamigen Tal an. Trotz niedriger Schneelage komme ich erstaunlich gut aus dem Talboden durch den Wald nach oben. Die steilen Passagen sind relativ griffig und durchaus kurzweilig zwischen den Bäumen hindurch zu gehen. Hundert Meter unter dem Grat beginnen allerdings wieder die abgeblasenen Bereiche. Naja, man kann ja auch auf Buschwerk aufsteigen.

Am Gipfel zeigt sich die Malaise dieses Winters recht deutlich. Bereits Ende Februar sind die südlichen Expositionen relativ stark ausgeapert.

Nach Südtirol hin ist es auch nicht besser - mal abgesehen vom Kaffee...

In der kurzweiligen Abfahrt mache ich noch ein Bild zurück zum Gipfel. Mittlerweile sind auch noch weitere Gruppen auf dem Weg nach oben. Die Abfahrt durch die Waldpassage und den gerade noch ausreichend verschneiten Weg zum Sägewerk macht mehr Laune, als ich erwartet hätte. Nach der Tour packe ich meinen Patienten ins Auto - nachdem wir noch einen Cappucino in der Sonne genießen konnten - und fahre zurück nach Bayern.

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