Matthias Lepschi


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Bergwinter 2024/25 - Abschnitt 2

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Praxmar: Auftakt zur Lampsen...


Am nächsten Wochenende geht es nach Praxmar. Bei einer Ausgangshöhe von 1670 Meter über Null erhoffen wir schöne Touren im letzten Rest von Weiß, welches dieser "Winter" noch zu bieten hat. Nach der Anfahrt nutze ich den späten Freitag-Nachmittag für einen kleinen Auftakt ins Wochenende.

Ich nehme die ersten 700 Höhenmeter zur Lampsenspitze unter die Ski - und freue mich schon auf den nächsten Tag.

...und tags drauf wirklich nach oben


Endlich ist auch meine bessere Hälfte wieder in der Verfassung, eine Tour anzugehen. Bei zunächst bedeckten Bedingungen geht es nach oben.

Eingereifte Berggestalten

Bei etwa 2400 Meter über Null ist der magische Moment gekommen - wir durchstoßen die Wolkendecke und sehen die Sonne!

Am Gipfel genießen wir bei windstillen Bedingungen das tolle Panorama.

Im Abstieg wird uns klar - wir müssen bald wieder in die Nebelsuppe eintauchen. Die Schwünge in der Sonne genießen wir daher ganz besonders; weiter unten sind wir dann froh, auf dem Rodelweg nach unten zu rutschen.

Zischgeles


Am nächsten Tag erwartet und ein strahlender Morgen. Auf geht es mal wieder zum Zischgeles!

Nach etwas mehr als drei Stunden stehen wir am Gipfel. Ab dem Skidepot waren wir mit Steigeisen unterwegs - es hätte zwar auch ohne funktioniert, aber das Gefühl an den beiden neuralgischen Stellen auf dem harten Trittschnee ist natürlich mit den Eisen ein deutlich besseres.

Am Gipfel genießen wir bei windstillen Bedingungen das tolle Panorama hinüber zur Schöntalspitze.

Im Abstieg drücke ich an der Kette auf den Auslöser - das Skidepot ist heute natürlich ein veritabler Ameisenhaufen. Wir bauen dort auf die Ski um und rutschen ein paar Meter zum weißen Rücken ab, wo wir noch einen Schluck trinken. Danach geht es in die lange Abfahrt - aber halt, nicht so schnell! Am Eingang zum steileren Hangteil treffe ich auf einen Arbeitskollegen, mit dem ich ein paar Worte wechsle. Andreas hatte ich abends zuvor bereits im Berggasthof getroffen. Noch während des Gesprächs kommen zwei weitere Bekannte den Hang nach oben - auch Ulli und Björn haben die perfekten Wetterbedingungen für einen Ausritt nach Praxmar genutzt. Nach dem obligatorischen Ratsch geht es schließlich doch noch bergab. Leider schramme ich auch heute wieder einmal - besser gesagt sogar zweimal - über Steine. Naja, deswegen heißen die Ski so, wie sie heißen. Nach einem Cappucino - für meine bessere Hälfte durch einen Germknödel ergänzt - geht es zurück nach München. Ein schönes Wochenende!

Wanderung Hoher Fricken


Auch das nächste Wochenende besticht mit traumhaftem Wetter. Weil wir die lange Fahrt zum Schnee jedoch nicht in Kauf nehmen, heißt es eben im normalen Fußbetrieb Höhenmeter zu gewinnen. Wir nehmen uns vom Parkplatz Wankbahn den Hohen Fricken vor - südseitig, versteht sich. Das die entsprechende Exposition in den Voralpen quasi schneefrei ist, wird mit dem Blick nach Ammergau nur zu offensichtlich.

Auch in den Nordseiten des Wetterstein ist nicht mehr viel vom Winter übrig. Der Klimawandel läßt sich nicht wegdiskutieren.
Nach einer üppigen Gipfelbrotzeit wandern wir den Weg, den wir nach oben gekommen sind, wieder nach unten und genießen dabei die frühlingshaften Bedingungen.

Zufallhütte


Vom Frühling zurück in den Winter geht es ein paar Tage später in Kombination mit einem Wechsel von der Nord- auf die Südseite des Hauptkamms. Am Freitag überqueren wir den Reschenpass und kurven die enge Straße des Martelltals nach oben. Wir sind froh, ein weiteres Mal auf der paradiesischen Zufallhütte unterzukommen. Nach kurzem Zustieg begrüßen uns Julia und Uli herzlich, und wir beziehen unser Zimmer.
Leider ist das Wetter nicht ganz auf unserer Seite. Den ganzen bisherigen Winter vergeblich erwartet, stellen sich die ausgiebigen Schneefälle genau jetzt ein. In den nächsten zwei Tagen werden zu den 20 cm Neuschnee noch weitere 60 cm hinzu kommen; wenig überraschend haben wir schon an diesem Hüttenzustiegs-Tag einen Dreier in den Lagen über 2400 m. Wir stellen uns also notgedrungen auf die narrensicheren Touren ein.

Am nächsten Tag laufen wir das lange Tal zur Eisseespitze hinein. Der Schneefall und die Wolken erlauben nur selten eine gute Sicht auf die eigentlich spektakulär schöne Umgebung.

Immerhin können wir noch die Reste einer Spur finden und nachgehen - am Abend werden wir erfahren, daß es einer junge Vierergruppe am Tag zuvor gelungen war, zur Eisseespitze hoch zu kommen. Wir folgen der Spur bis auf 2850 Hm, ehe starke Schneefälle die Sicht auf 15 Meter einschränken. Vor dem kurzen scharfen Rechts-Knick der Route lassen wir es daher gut sein und fellen ab. Vorsichtig geht es dann an die Abfahrt durch den tiefen Schnee - nicht immer ist mir dabei ganz wohl. Wir tasten uns immer in den flachsten Bereichen herunter.

Endlich gelangt die Zufallhütte wieder in den Blick. Zwar ist der dichte Schneefall einer Tour nicht förderlich - die winterliche Stimmung, die er verbreitet, ist jedoch wunderbar!

Am nächsten Morgen geht es - zunächst wieder bei eher bescheidener Sicht - gen Madritsch-Spitze.

Wir haben das Glück, den über Nacht komplett neu eingeschneiten Anstieg nicht selbst spuren zu müssen. Eine starke Vierergruppe aus Garmisch macht den schweißtreibenden Job weit vor uns.
Umso größer ist die Überraschung, als uns die vier auf einmal abfahrend entgegenkommen - die können doch unmöglich schon ganz oben gewesen sein? Wir kommen ins Gespräch und erfahren, daß sie unter dem steileren Gipfelhang der Madritsch-Spitze umgedreht sind - Setzungsgeräusche und die Aussicht, in noch riskanteres Gelände einzutreten hatte zu dieser Entscheidung geführt.
Meine Frau und ich realisieren schnell, daß es auch bei uns nicht anderes ausgehen kann; wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen. Wir gehen noch bis zur Umkehrstelle der Garmischer weiter, und ich hänge noch eine Wende-Schleife von 20 Metern daran: Die Wumm-Geräusche, die ich im frischen Schnee auslöse, sind beeindruckend bis beängstigend.
Die folgende Abfahrt ins Plima-Tal hinab ist wieder ein Kompromiß aus unglaublichem Pulver und Sicherheitslinie.

Unten angekommen beschließen wir recht spontan, unser Glück noch einmal an der Eisseespitze zu versuchen - es ist noch viel zu früh, zur Hütte zurück zu kehren, und außerdem ist die Sicht mittlerweile recht gut geworden.

Wir erreichen den markanten Rechtsknick, an dem wir tags zuvor bei schlechter Sicht umgedreht hatten, und können heute problemlos weitergehen. Auch hier haben wir das Glück, eine frische Spur vorzufinden. Am Gipfel werden wir uns bei dem Südtiroler Bergführer mit seinen norddeutschen Gästen dafür bedanken.

Die folgenden Passagen gehen wir durch ein zauberhaftes Winter-Wunderland.

Wir haben das Glück, ein relativ wolkenfreies Fenster erwischt zu haben.

Schließlich stehen wir wieder einmal am marmornen Gipfelkreuz der Eisseespitze. Leider hat sich das Wolkenfenster allmählich geschlossen.

In günstigen Momenten - also wenn der Wind wieder einmal den aktuellen Wolkenfetzen vorbeigeweht hat - können wir gegenüber die prachtvolle Königsspitze ausmachen. Auch Zebrú und Ortler können erahnt werden.

Die Abfahrt gestaltet sich als Traum im Pulverschnee - einfach herrlich!

An der Hütte angekommen haben wir anderthalb Gipfel in den Beinen und strahlende Augen. Noch dazu wissen wir, daß die Schneefälle nun ein Ende haben und die nächsten zwei Tage perfektes Wetter herrschen wird. Das einzige Manko ist der weiterhin vorherrschende Dreier - Risikomanagement ist Pflicht.

Am nächsten Morgen gleißt die Zufallspitze in der frühen Sonne. Wir starten bei den tollen Bedingungen zu den Tre Canoni. Die Tour zu den drei Kanonen ist vor der Lawinenlage noch gut zu vertreten. Lediglich der kurze Anstieg zur Marteller Hütte ist potentiell gefährdet - und dieser ist bereits pistenmäßig eingefahren, wie wir tags zuvor einsehen konnten.

Nach der Marteller Hütte geht es recht bald auf die sanft ansteigende, ewig lange Gletscherrampe. Wir halten kurz Kriegsrat, ob wir anseilen sollen oder nicht - letzten Endes beschließen wir, daß der Strick an meinem Rucksack bleiben kann. Seilfrei geht es bei bester Sicht über die weite Fläche. Die Zufallspitze grüßt zu uns herunter.

Im Rückblick das phantastische Panorama zu Köllkoppe, Vertain- und Schranspitze. Grandioser Tag!

An den Kanonen angekommen wird es etwas zugiger; der Wind ist durchaus unangenehm.

Wir verpacken uns dick und genießen das spektakuläre Panorama zu Königsspitze, Zebrú und Ortler. Welch illustre Bergprominenz!

Auch das Kreuz bei den Drei Kanonen macht mit seinem Anraum eine tolle Figur.

Vor der Abfahrt drücke ich noch einmal vor dem Südtiroler Dreigestirn auf den Auslöser. Im Vordergrund ist mittlerweile auch die Spur zur Suldenspitze zu erkennen, die von der gestrigen Aufstiegsspur zur Eisseespitze abzweigt.

Wir rauschen pulvrig über die sanft geneigte Gletscherfläche vor einer unfassbaren alpinen Pracht zur Marteller Hütte hinab. Kurz vor der Hütte biegen wir links hinab ins Plima-Tal - und sofort will jeder Abfahrtsmeter in dem stark verfahrenen Gelände mühsam erarbeitet werden.

An der Zufallhütte angekommen gönnen wir uns auf der Sonnenterasse hochzufrieden einen Cappucino und lassen den schönen Tag geruhsam ausklingen.

Am nächsten Tag starten wir zunächst noch einmal zur Madritsch-Spitze. Der Logik nach sollte die Lawinengefahr dort mittlerweile zurückgegangen sein - und das können wir recht bald bestätigen. Leider ist das Ganze ins andere Extrem umgeschlagen: Der viele Schnee ist in den südseitigen Hängen durch die vielen Spuren stark zerackert, und in den unberührten Stellen durch die intensive Einstrahlung samt kalter Nacht eisig und hart. Wir kommen keine 100 Hm nach oben, ehe es an einer steileren Passage haarig wird. Vorsichtig drehen wir um, um eine andere, nicht ganz so glatte Aufstiegsvariante zu wählen. Bei dem kurzen Zurückrutschen mit Fellen zum Abzweig der anderen Variante passiert es dann - meine bessere Hälfte rutscht aus und etwa 15 Meter weit über den glatten Hang nach unten, ehe sie gottseidank an einer flacheren Stelle zum Liegen kommt. Nach der Schrecksekunde sortieren wir uns wieder - es ist glücklicherweise nichts Ernstes passiert. Wir beraten, was wir nun weiter machen wollen. Ein Aufstieg durch den zerfahrenen Bereich wäre prinzipiell mit wenig Gefahr möglich, wenngleich auch ziemlich anstrengend, weil keine Aufsteigsspur darin. Allerdings müßten wir eben diesen zerfurchten, bruchharschig angefrorenen Mist auch wieder abfahren - brrrrr, eine schauderhafte Vorstellung. Wir schauen uns an und beschließen, die Tour an der Stelle abzubrechen und gleich abzufahren.

Ziemlich angefressen stehe ich bald darauf im Talgrund des Plima-Baches - das war wohl ein Satz mit X. Was machen wir nun mit dem schönen restlichen Tag? Gleich abfahren und den Heimweg antreten? Immerhin, die Straßen wären jetzt wohl noch frei. Meine Frau stellt jedoch sehr schnell klar, daß sie den wunderbaren Sonnenschein gerne noch zu einer Unternehmung in der schönen Umgebung nutzen möchte. Recht hat sie - und ein Plan B ist auch gleich zur Hand: Noch einmal hinauf zum Gletscher zu den Drei Kanonen. Der nordseitige Aufsteig zur Marteller Hütte ist zwar immer noch stark zerfahren, aber immerhin in einer Schattenseite, und daher noch nicht eisig durchgefroren, sondern noch gut griffig. Der Weiterweg ist genauso spektakulär wie am Vortag.

Am Beginn des Gletschers liegt unser Umkehrpunkt auf der Endmoräne. Wir können mittlerweile sogar eine Spur Richtung Zufallspitze ausmachen - ob sie allerdings bis ganz nach oben führt, ist schwer zu sagen. Ich ziehe so oder so den Hut vor den fleißigen Spurern, die sich durch den halben Meter Neuschnee gewühlt haben.

Wir genießen die schöne Pulverabfahrt selbstredend genauso wie am Tag zuvor, wenn auch in einer leicht anderen Variante. Schön, in diesem Winter doch einmal noch tiefen Schnee fahren zu können!

Nach der Abfahrt genehmigen wir und an der Zufallhütte noch einen Cappucino samt Apfelstrudel. Der Tag hat nach einem durchwachsenen Start noch massiv dazugewonnen, wir fühlen uns richtig wohl. Nach dem Kaffee heißt es Abschied nehmen - wir kommen sicher wieder! - und die Talabfahrt steht an. Wir kommen problemlos unten an, wechseln in frische Klamotten und rollen tiefentspannt zurück in die Heimat.

Pistenskitour Seefelder Joch





Skivergnügen an der Sellaronda