Matthias Lepschi


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Iran 2022 - Shiraz

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Shiraz


Nach etwas mehr als einer Stunde Flugzeit setzen wir in Shiraz auf, wo uns unser Guide Farumas schon erwartet. Er war zuvor einen ganzen Tag mit dem Auto von Teheran in den Süden gefahren - der fahrbare Untersatz wird uns nun in den nächsten Tagen wieder gemeinsam zu unseren nächsten Zielen und schließlich nach Teheran zurückbringen.

Unser erster Stop in Shiraz ist das Mausoleum des Dichters Saadi. Der Poet wird nicht nur im Iran selbst verehrt; sein Gedicht zur Menschlichkeit ziert die Eingangstür des UNO-Hauptgebäudes in New York.

Der Schrein ist gut besucht; viele Iraner pilgern die Grabstätte des Poeten.

In einem kleinen unterirdischen Nebengebäude mit kühlem Brunnen erhohlen wir uns danach von den knapp 40 Grad, die uns in Shiraz umgeben.

Wir kommen uns vor wie in einem orientalischen Märchen - nun, immerhin sind wir ja auch im Orient.

Die verspielte Bauweise der Kuppeln fasziniert mich. Mit der geschickten Beleuchtung verbreitet sich eine sehr angenehme Atmosphäre.

In der Grotte werden wir unvermittelt von einem Iraner angesprochen; ich schätze den Herrn auf etwas über Fünfzig ein. Er spricht ein paar Brocken Englisch, und schwenkt dann bald der Einfachkeit halber auf Farsi um, was unser Guide Faramas dann eindeutscht. Es stellt sich heraus, daß der Geschäftsmann uns auf Faludeh einladen möchte, eine iranische Süßspezialität aus Eis und speziellen Nudeln. Wir sind zunächst etwas mißtrauisch - warum werden wir von einem wildfremden Mann hier auf etwas eingeladen? Faramas grinst, und meint, daß wir die Einladung vorbehaltlos annehmen können. Zum einen lernen wir die sprichwörtliche Gastfreundlickeit im Iran kennen - wir wurden als Reisende erkannt, die hier nicht jedes zweite Wochenende vorbeischauen. Zum anderen möchte unser Gastgeber - und das stellt sich im Gespräch heraus, welches uns Faramas dankenswerterweise ermöglicht - ganz bewußt im Kontrast zu den vielen negativen News eine gute Erinnerung an den Iran bereiten. Der Geschäftsmann bedauert, daß die Regierung des Irans in ihrer extremen Ideologie das Leben im Lande und den Umgang mit anderen Ländern und Kulturen so schwierig macht. Wir können durchblicken, daß er sich etwas schämt, von solchen Leuten regiert zu werden, und es begrüßen würde, wenn endlich ein Wandel einsetzen würde. Er freut sich, daß wir trotz der derzeitigen Führung des Landes die Reise in den Iran unternommen haben.

Wir freuen uns unsererseits über das offene Gespräch, bedanken uns für die Einladung und verabschieden uns dann voneinander - nicht ohne die Hoffnung formuliert zu haben, daß der nötige und ersehnte Wandel nicht allzu lange auf sich warten läßt. Inshallah...

Nächstes Ziel ist das Koran-Tor, durch welches früher die Reisenden von Norden her nach Shiraz gelangten.

Unser Weg führt uns von dort zum zweiten Dichterfürsten - nach dem Grab von Saadi besichtigen wir auch jenes von Hafiz. Goethes west-östlicher Divan war inspiriert von Hafiz, und der deutsche Poet erlernte noch im Alter von 65 Jahren Farsi, um die Verse von Hafiz im Original lesen zu können.

Danach begeben wir uns in den Bagh-e Eram, einen paradiesischen Garten um einen Kadscharen-Palast. Die grüne Oase ist Teil des Unesco-Welterbes.

Die Nähe zum Wasser und die schattigen Wege zwischen den Baumreihen machen es leichter, die heißen Temperaturen auszuhalten

Ein immer wiederkehrendes Motiv in Persien: Ein Löwe tötet einen Stier.

Nach dem Bagh-e Eram verbringen wir die heißen Stunden des Tages im kühlen Hotelzimmer. Erst am späten Nachmittag geht die Tour mit einem Spaziergang durch den Basar weiter.

Es wird nie langweilig, durch die überdachten Einkaufshallen zu streifen.

Auch hier sind die reichen Verzierungen allgegenwärtig - mit Fliesen überzogene Muqarnas ziehen die Blicke auf sich.

Mit einem weiteren Highlight geht es weiter - wir betreten die Shah-Cherag-Moschee und werden sofort von überbordender Pracht eingehüllt.

Frauen ist der Zugang zur Anlage übrigens nur in Verhüllung erlaubt - das betrifft insbesondere auch die Füße, wie wir am Eingang lernen. Nachdem meine bessere Hälfte ein paar Socken geschenkt bekommen hat, steht dem Besuch der Moschee nun nichts mehr im Wege.

Im Abendlicht wechseln die Farbnuancen der Anlage im Minutentakt.

Bald werden die Lichter in den Minaretten und großen Leuchtern eingeschaltet und ergänzen die sanfte Dämmerung.

Magische Atmosphäre

Verspiegelte Muqarnas

Goldenes Minarett...

...in Vergrößerung.

Lichtspiele...

...vor kufischer Kalligraphie

Nach dem Besuch der Moschee nehmen wir im Basar unser Abendessen ein - es gibt Dizi, ein typisches Eintopf-Gericht, welches nach dem Kochen mit einem Stößel püriert wird.

Danach spazieren wir am alten Badehaus vorbei zur...

...Zand-Zitadelle. Im Streiflicht der Laternen und Bodenscheinwerfer ergibt sich ein interessantes Schattenspiel.

Auf den Straßen ist viel los; die ganze Stadt schein auf den Beinen zu sein. Wen wundert es, daß die Aktivitäten des Lebens in den kühlen Abendstunden geschoben werden, wenn es sich um zwei Uhr Nachmittags schlicht wie in einem Backofen anfühlt?
Wir genießen die freundliche und lebhafte Stimmung auf den Straßen gleich doppelt - lange Zeit war diese Art zu leben ja durch die Corona-Bestimmungen nicht möglich.

Voll an schönen Eindrücken fallen wir ins Bett. Am nächsten Morgen rollen wir dann früh durch die fantastische Landschaft des Zagros-Gebirges Richtung Persepolis los.

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