Matthias Lepschi

  

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Nepal, Tibet, Kailash 2016

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Kailash-Umrundung und Fahrt nach Lhasa


Die Schlange der Pilger zieht sich nach Norden.

Yakkarawanen transportieren das Gepäck.

Pilger in traditioneller Kleidung

Wohlverdiente Pause

...und noch einmal. Die Kleine hält den Gehstock, während der Vater ein Nickerchen macht.

Imposante Felswände versperren den Blick zum Kailash.

Endlich kommt er wieder in Sicht.

Blick zurück zur Westseite des Tales.

Bei Damding Donkhang auf etwa 5000 m ist ein kleines Zeltdorf errichtet, bei dem sich die Wanderer versorgen können. Der Weg wendet sich langsam nach Osten; der Kailash liegt hier bereits im Süden. Damit ist die erste Hälfte der Kora schon beinahe geschafft.



Das Kind wartet offensichtlich auf zwei ältere Leute, die ihre Gehstöcke hier liegen gelassen haben.

Ein anderer nutzt die Zeit für ein Nickerchen.

Die Karawanen ziehen weiter.

Eine Pilgerin bewegt sich mittels Niederwerfungen vorwärts.

Wir sind am Ziel der Tagesetappe angekommen - einem Lagerplatz auf 5100 m in der Nähe des Klosters Dira Phug. Von hier aus sehen wir die schneegekrönte dunkle Nordwand des Kailash.

Die Abendsonne schenkt uns noch spezielle Momente - hier strahlt sie ein paar Gipfel im Osten golden an.

Wir haben die Kailash-Umrundung zum Saga-Dawa-Fest begonnen, welches traditionell an einem Vollmond abgehalten wird. Da auch das Wetter hervorragend mitspielt und uns beinahe wolkenlose Bedingungen beschert, kommen wir in den Genuß heller Nächte im Mondlicht. Gerade beim Camping erleichtert das das Leben, wenn man in der Nacht aus dem Zelt muß, doch ungemein. Als es gegen ein Uhr Nachts bei mir mal wieder soweit ist, greife ich mir die Stirnlampe und wühle mich durch die Reißverschlüsse des Zelts schlaftrunken ins Freie - und staune: Silberhelles Mondlicht taucht die Landschaft in eine unwirkliche Atmosphäre. Der schneebedeckte Gipfel des Kailash schimmert über der dunklen Nordwand, auch die grün-braunen Wiesen sind von einem schwachen Glanz überzogen. Trotz des wolkenlosen Himmels liegt die Temperatur hier auf 5100 m etwa bei relativ warmen Null Grad - ich schalte also die Stirnlampe aus und genieße den fantastischen Anblick noch für ein paar Minuten.
Als es danach Richtung Toilettenzelt weitergeht, bekomme ich allerdings den Schreck meines Lebens - sieben massige Gestalten stehen im Weg. Es dauert kurz, bis ich unsere Yaks erkenne, die der Treiber offenbar noch am Abend in die Nähe des Lagers geführt und angebunden hatte. Die haarigen Kolosse stehen nun friedlich schlafend da, und ich kann vorsichtig zwischen ihnen durchgehen. Ich muß grinsen - was man auf einer Trekkingreise in Tibet allein auf dem Weg zur Toilette alles erleben kann!


Dies ist kein Bild des Sonnenaufgangs - nein, es ist der Untergang des Vollmonds am frühen morgen. Unsere Yaks stehen schlafend vor einem tollen Panorama mit Klozelt da.

Am heutigen Tag gehen wir die Königsetappe der Kailash-Umrundung an - Die Überschreitung des 5660 m hohen Dölma La. Wie bei solchen Etappen üblich herrscht in der Gruppe Nervosität und Unsicherheit. Wird man mit der Höhe klarkommen? Wird man Probleme beim Atmen bekommen, oder Kopfschmerzen? Wird das Tempo langsam genug sein? Ist es seht kalt, oder kommt man mit normaler Ausrüstung durch? Wird das Wetter halten, oder gibt es Schnee? Die tibetischen Pilger auf dem Bild sehen die Sache gewiss deutlich entspannter, weil das Thema Höhenanpassung für sie nicht wirklich existiert. Außerdem können sie durch ihren naturnahen Lebensstil deutlich besser mit Kälte und Anstrengung umgehen.

Wir haben - wieder einmal - großes Glück mit dem Wetter. Die Bedingungen könnten besser nicht sein.

Das "Kaffekränzchen", eine Gruppe von alten Damen mit Gehstöcken, von denen zwei bereits altersbedingt nicht mehr gerade stehen können. Im Laufe des Tages wird Team Kaffeekränzchen mehrere Male locker an uns Westlern vorbeiziehen, die wir schwer atmend darum bemüht sind, nur nicht zu schnell zu gehen. Die Damen werden es sich nicht nehmen lassen, dabei munter zu plaudern, während wir mit Keuchen und Hecheln beschäftigt sind.

Hier setzen die Damen zum Überholen an...

Am Ende des Weges kommt langsam der Dölma La in Sicht.

Je näher wir der Passhöhe kommen, desto mehr Gebetsfahnen säumen den Weg.

Büßereis - wenn auch sehr klein.

Endlich ist es soweit - wir sind oben und überschreiten den Dölma La. Der Pfad läuft durch ein Meer aus Farben, gebildet aus Tausenden von Gebetsfahnen. Auch wir bringen eine neue an.

Ich steige vom Pass noch auf 5700 m auf, um ein Bild von dem farbigen Band zu machen, welches den Pfad einrahmt.

Im Abstieg kommen wir am Gauri Kund vorbei, einem kleinen Eissee.

Blick auf die Gurla Mandhata. Im Abstieg lösen sich die Nervosität und Anspannung des Anstiegs in Wohlgefallen auf - wenigstens bei denen, die nicht durch Kopfschmerzen gequält werden. Nach einem langen Absteig kommen wir bei einem idyllischen Lagerplatz in der Nähe von Tsabulya an einem Zusammenfluss zweier Bäche an. Die Nacht auf etwa 4900 m verbringe ich sehr entspannt - ich freue mich auf das Auslaufen am nächsten Tag zurück nach Tarchen.

Am nächsten morgen liegt Eis über den Felsen des Flusses.

Blick in Richtung Kailash

Wir besichtigen auf dem Weg nach Tarchen das Kloster Zuthrul Phug Gompa. Hier soll der buddhistische Heilige Milarepa einige Zeit in einer Höhle meditiert haben.

Auch bei den Pilgern ist die Stimmung mittlerweile recht ausgelassen - der Großteil der Runde liegt hinter ihnen, das Ziel kommt immer näher.

Team Kaffekränzchen kommt wieder einmal vorbei. Sie laufen im Windschatten, wenn nicht sogar im belgischen Kreisel. Wir erfahren später, daß die Damen tatsächlich aus Tarchen kommen - Locals sozusagen - und die Kailash-Runde quasi am Wochenende machen können.

Das Ziel kommt in Sicht - Tarchen am Horizont.

Kurz vor dem Ort ein glückliches Photo.

In Tarchen angekommen kaufen wir uns zur Feier der vollendeten Kora - einen relativ schnöden Schokoriegel. Er schmeckt aber wie das Paradies. Nach einer kurzen Pause geht es dann mit dem Bus weiter Richtung Lhasa. Wir werden die nächsten anderthalb Tage auf Reise sein. Kurz bevor wir außerhalb Sichtweite kommen, halten wir an und schauen noch einmal auf den Kailash zurück. Er erhebt sich majestätisch über die umgebenden Berge. Ob wir ihn noch irgendwann einmal wiedersehen?

Während der Fahrt durch die weitläufigen tibetischen Landschaften bemerke ich, daß sich meine Frau offensichtlich in anderen Sphären befindet. Sie sitzt reglos da und starrt ins Nichts. Ab und an gibt sie Dinge von sich wie: "Pommes mit Ketchup, gaaaanz viel Ketchup" oder "Gulasch, Gulasch!"; dazwischen auch "Gekochte Eier, ooooohhh ja" und "Schweinsbraten mit Knödel, das wärs jetzt". Sie ist offensichtlich in höhere Bewußtseinsebenen transzendiert und hält dort Rücksprache mit Wesen, die mit kulinarischen Angelegenheiten zu tun haben müssen. Ich stelle mir die jedoch Frage, ob diese Wesen hier in Tibet tatsächlich etwas mit den europäischen Spezialitäten anfangen können, die meine bessere Hälfte zur Diskussion stellt. Offenbar wird jedoch ein Kompromiss erzielt - ein paar Minuten später halten wir nämlich an einer Tankstelle an, an der wir uns immerhin mit Kartoffelchips und Erdnüssen eindecken können.
Wir sind nicht die Einzigen, die zuschlagen: Nach der relativ langen Zeit in der Höhe haben einige der Reiseteilnehmer tatsächlich an Gewicht verloren, dementsprechend gut ist nun der Appetit.


An einem anderen Rastplatz erleben wir eine Demonstration des tibetischen Transportwesen. Es beginnt damit, daß wir auf einmal Musik hören, die langsam näher kommt. Ob es nun tibetischer Pop mit Rap-Einlage oder indische Bollywood-Musik ist, kann ich nicht wirklich festmachen - ein paar Momente später rollen aber die drei Beschallungsmaschinen am Rastplatz ein. Insgesamt sieben Personen (sechs Erwachsene, ein Kleinkind) fahren auf drei kleinen Maschinen auf etwa 4800 Meter Meereshöhe bei vielleicht zehn Grad plus und unangenehmen Gegenwind gen Westen Richtung Kailash. Gepäck und Decken sind am Sattel hinten befestigt. Helme gibt es natürlich keine, dafür aber modische Hüte und Mützen - ich denke lieber gar nicht daran, wie das durchziehen muss. Der Anblick fasziniert uns und verrät einiges darüber, aus welchem Holz die Tibeter geschnitzt sind. Als ich wieder in den Bus einsteige, habe ich beinahe schlechtes Gewissen...

Nach langer Fahrt durch die beeindruckenden Landschaften Tibets - es waren allein schon sieben Passüberfahrten über 4500 m dabei - kommen wir in Lhasa an. Die modernen Stadtviertel mit ihren Hochhäusern versetzen uns einen Kulturschock, den aber der Anblick des Potala wieder abmildert. Die ehemalige Residenz des Dalai Lama beeindruckt durch ihre Größe und Präsenz.

Wir statten auch dem berühmten Jokhang-Tempel einen Besuch ab. Er liegt in einem Viertel der Stadt, das zumindest noch tibetisch wirkt. Keine Hochhäuser verstellen den Blick, und die Neubauten zeigen zumindest noch einige Elemente der traditionellen Architektur. Außerdem ist der Jokhang immer noch ein wichtiges Pilgerziel, und es wandert ein stetiger Strom von Gläubigen um ihn herum. Vor dem Hauptportal werfen sich die Pilger aller Altersstufen nieder und beten.

Auch diese Frau verrichtet ihre Rituale. Ihr Kind sitzt daneben und erduldet die Aktivitäten seiner Mutter.

Eine Gruppe von älteren Pilgern

Nach unserem Kurzbesuch in Lhasa geht es zurück nach Kathmandu. Aus dem Flugzeug heraus kann ich einen Blick auf den Kanchendzönga erhaschen, den dritthöchsten Berg auf dem Planeten. Der Riese ist in Sikkim zu finden. Auf der anderen Flugzeugseite sehen die Passagiere kurze Zeit später den Mount Everest. Nach der erfolgreichen Reise in Tibet freut sich die ganze Reisegruppe auf die niedrige Meereshöhe in Kathmandu. Während der Zeit in Tibet hatten fast alle mit mehr oder weniger großen Problemen durch die großen Schlafhöhen zu kämpfen. Insbesondere für Nasenschleimhäute war der Aufenthalt auf der Höhe sehr strapaziös. Auch kleine Verletzungen wie Kratzer oder Insektenstiche heilen in der Höhe deutlich langsamer als auf "normaler" Höhe. Außerdem schläft es sich auf unter 2000 m auch deutlich erholsamer als auf über 4000 m.

Von Kathmandu aus geht es am nächsten Tag wieder zurück nach Europa. Ein langer und ereignisreicher Urlaub geht zu Ende. Neben den vielen Eindrücken nehme ich auch einen kleinen Anhänger aus Tibet mit, den ich in der Trugo Gompa gekauft habe. Das Souvenir zeigt den tibetischen Kalender und ist mit mir um den Kailash herumgewandert.

Wohin es den Anhänger in Zukunft wohl noch verschlagen wird?