Matthias Lepschi

  

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Nepal, Tibet, Kailash 2016

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Tibet: Königreich Guge mit Tholing und Tsaparang


Vor Thirtapuri aus fahren wir weiter in den Westen, überqueren einen Pass mit 5200m und nähern uns dann einer weitläufigen Erosionslandschaft, die der Sutlej durchschneidet. Der Anblick ist überwältigend, und ich muß unnwillkürlich an den Grand Canyon denken.

Die Straße schlängelt sich sehr fotogen durch die Umgebung.

Die Erosionshügel und Talseiten erinnern an große Tempel oder Gebäude.

Nach langer Fahrt kommen wir schließlich in Tholing an. Wieder gibt es eine Nacht in einem chinesisch betriebenem Hotel. Wir sind skeptisch, aber zumindest bekommen diesmal fast alle Warmwasser auf dem Zimmer. Die wenigen Pechvögel, bei denen es wieder nicht funktioniert, dürfen dankenswerter Weise bei den Reisekollegen mit Warmwasser duschen. Ein nettes Detail im Bild nebenan: Das Schildchen warnt vor den Folgen der grossen Höhe von 3700 m. Für uns jedoch stellt diese Schlafhöhe eine eine angenehm tiefe Pause in einer Serie von Übernachtungen über 4500 m dar...

Besichtigung der Klosteranlage in Tholing





Tibeter bei einem Würfelspiel - einer der Männer hat sogar eine Gebetsmühle bei sich. Ob sie ihm Glück bringt?

Gespielt wird offenbar um die kleinen weißen Muschelschalen neben dem runden Tischchen.

Abendstimmung in Tholing. Durch die vielen Erosionsrillen ergibt sich gerade bei tiefstehender Sonne ein unglaubliches Panorama.

Auch am nächsten Tag bekommen wir tolle Landschaften zu Gesicht: Wir besichtigen die Ruinen von Tsaparang, der ehemalige Hauptstadt von Guge.

Von einer "Stadt" im eigentlichen Sinn zu sprechen, trifft es bei Tsaparang jedoch nicht wirklich. Man müßte eher von einem durchlöcherten Berg sprechen, wie im Bild zu sehen ist. Der relativ einfach zu bearbeitende "Fels" ist von Tausenden Höhlen durchzogen; zusätzlich gibt es noch Ruinen einiger gemauerter Gebäude und Tempel.

Wieder einmal haben wir mit dem Wetter Glück.

Zwei Stupas in Tsaparang

Um nach oben zu kommen, müssen wir ein paar in den Fels gehauene Tunnels durchqueren.

Der einzige intakte Tempel auf der Spitze Tsaparangs

Ruinen am Gipfel

Der Tiefblick vom Gipfel Tsaparangs über die im 17. Jahrhundert nach Bürgerkriegen verlassene Stadt ist atemberaubend.

Nach Tsaparang führt uns der Weg wieder zurück Richtung Kailash. Wir lassen es uns aber nicht nehmen, noch einmal den Blick über die Erosionsfläche des Sutlej zu geniessen. Im Hintergrund steht der Kamet als eisige Gestalt Wache.

Straßenbau als Kunstwerk

Immer wieder sehen wir am Wegesrand Solarpaneele, welche die daneben gebauten Mobilfunk-Masten versorgen. Dementsprechend gut ist der Handy-Empfang im Land. Auch die Straßen und Stromleitungen machen einen sehr modernen Eindruck. Ganz offenkundig haben die Chinesen in den letzten Jahren stark in die Infrastruktur Tibets investiert. In wie weit dabei wirtschaftliche Interessen wie zum Beispiel Bergbau oder eine generelle Ausweitung der chinesischen Einflußsphäre im Vordergrund gestanden haben, darüber läßt sich trefflich diskutieren. Fest steht jedoch, daß sich der Lebensstandard der tibetischen Bevölkerung durch diese Veränderungen deutlich verbessert hat. Ob dies jedoch die massiven Einschränkungen in persönlicher Freiheit und Selbstbestimmung rechtfertigt, kann durchaus bezweifelt werden.

Auf dem Weg zuück überqueren wir wieder den 5200 m hohen Pass, den wir auch schon beim Hinweg überwunden hatten. Das Panorama erinnert mich durch die farbigen Gesteine an die Grenzregion zwischen Bolivien und Chile - oder auch an die Landmannalaugar auf Island.

Nach langer Fahrt erreichen wir schließlich Tarchen, den Startpunkt der Kailash-Umrundung. Ehemals eine Ansammlung einiger weniger Lehmhäuser, finden sich mittlerweile ein ganzes Dutzend an großen Hotelkomplexen. Die Chinesen haben mit gutem Riecher für kommende Geschäftsfelder auch hier groß investiert und Infrastruktur für zahlungskräftige Pilger aus Indien geschaffen. Aber auch die ansässigen Tibeter verdienen mit zahllosen Geschäften von dem Strom der Touristen - vom Gehstock über den Schokoriegel bis zur gefälschten Daunenjacke ist alles zu bekommen. Wir durchqueren den Ort mit gemischten Gefühlen. Interessant: Billiard scheint in Tibet groß in Mode zu sein - nicht nur in Tarchen entdecken wir einige Tische, die im Freien bespielt werden.

Tarchens Dorfjugend

Die meisten der westlichen Trekker werden den Kailash nicht an einem Tag umrunden - dazu wäre eine ausgezeichnete Fitness notwendig, für die wohl deutlich mehr als ein Monat an Akklimatisation nötig wäre. Dem entsprechend stellt sich die Frage, wie man sein Zelt um den Berg transportiert. Die häufigste Variante ist der Transport auf einem Yak. Auf dem fotographiertem Schild die Preisliste im Jahr 2016.

Selbstportrait kurz vor dem Beginn der Kora um den Berg. Endlich geht es los! Wir werden am ersten Tag von Tarchen bis nach Darboche laufen, wo am morgigen Tag dann das Saga-Dawa-Fest gefeiert werden wird

Nach etwa einer Stunde erreichen wir den ersten Punkt, von dem aus der Kailash zu sehen ist. Viele Pilger werfen sich hier rituell nieder und bringen an ein paar aufgestellten Masten Gebetsfahnen an. Wir geniessen den Blick auf die weiße Haube des Berges in der Abendsonne.

Am nächsten Tag ist über dem Festplatz bereits früh am Morgen Rauch von vielen Feuern zu sehen - die Leute sammeln sich zum Saga-Dawa-Fest.

Der Festmast ist bereits mit einigen Gebetsfahnen geschmückt. Er ist von einer Wand aus Gebetsfahnen umgeben, innerhalb derer sich die Pilger im Uhrzeigersinn um ihn bewegen. Die Zahl der Menschen wächst stetig an...

Die Gebetsfahnen, die den Mast seit dem letzen Fest geschmückt haben, wurden bereits entfernt und liegen an einer Seite des Festplatzes. Diese alten Fahnen bringen nach dem Glauben der Tibeter Glück und werden deswegen gerne als Souvenir mitgenommen. Auch wir schneiden uns ein paar Stücke ab.

Blick von innen zur Wand aus Gebetsfahnen

Alte Pilgerin

In Erwartung: Wann wird der Mast aufgerichtet?

Groß und klein sind gespannt.

Einige Pilger murmeln Mantras oder beschäftigen sich mit dem tibetischen Rosenkranz.

Kurz vor Mittag ist es dann soweit: Der Mast wird unter großem Begeisterungsgeschrei aufgestellt. Die Tibeter jubeln und werfen kleine Papierstücke mit Gebeten bedruckt in den Wind; alternativ wird auch Mehl dazu verwendet.

Direkt nach der Errichtung des Mastes beginnen die Pilger mit der Umrundung des Berges. Dazu gehört auch die Durchquerung dieser kleinen Stupa.

In der Talebene hinter Darboche laufen Pilger wie Ameisen.

Wir sehen auch einige Pilger, die den Berg mit Niederwerfungen umrunden...

Wie schon erwähnt schützen manche ihre Hände mit Pantoffeln.

Bis zu dem Punkt, den die Fingerspitzen erreichen, wird der Pilger mit den Füßen vorlaufen - dann beginnt die nächste Niederwerfung Auf diese Weise wird er zwischen 20 und 30 Tagen für die Kora benötigen.

Blick zur Chuku Gompa westlich des Kailash

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