Matthias Lepschi


Reisen
Über mich
Page in English
Nach oben

 

Norwegen 2019: Lyngen-Alpen


Zum Abschluß eines ohnehin schon grandiosen Winters, der mit Schneemassen und langen Schönwetterperioden geglänzt hat, geht es über Ostern in den hohen Norden. Waren es im letzten Jahr die Lofoten, so erwarten uns dieses Jahr die Lyngen-Alpen in Norwegen. Wir fliegen die erste Strecke von München nach Oslo, ehe uns der zweite Flug dann über den Polarkreis bringt - in Tromsö setzen wir unsere Füße wieder auf festen Boden. Nach den üblichen Formalitäten verlassen wir das Flughafen-Gelände und sehen zu, für die kommenden Feiertage noch etwas einkaufen zu können - an einem Gründonnerstag durchaus keine triviale Aufgabe. Glücklicherweise finden wir noch einen kleinen Supermarkt, in dem wir unsere Hungerpanik besänftigen können, und wir können beruhigt zu unserer ersten Unterkunft in Breivikeidet weiterfahren. Nur durch eine kurze Fährfahrt von etwa 20 Minuten von der eigentlichen Lyngen-Halbinsel getrennt werden wir die nächsten fünf Nächte in einem netten kleinen Häuschen in schöner Umgebung zubringen.

Mehr Sorgen bereitet uns dagegen der Wetterbericht: Es sind ziemlich durchwachsene Bedingungen angemeldet, immer wieder droht uns Regen, Graupel, Schnee und Wind. Außerdem ist die Lawinensituation aufgrund der vorangegangenen Niederschläge angespannt. Wir brauchen also zunächst mal einfache und sichere Ziele, die auch unter diesen Einschränkungen vertretbar sind. Glücklicherweise erfüllt der sprichwörtliche Berg hinter unseren Haus diese Voraussetzungen - das Stormheimfjellet.

Stormheimfjellet


Wie eine gigantische sanfte Rampe erhebt sich der Nordhang des Stormheimfjellets aus den Wäldern von Krüppelbirken. Wir starten die Tour von der Straße aus und laufen gemütlich zwischen den kleinen Bäumen auf den Ansteig zu. Fast zeitgleich mit dem Aufsteilen des Geländes geht auch der Baumbewuchs zurück, und wir befinden uns in dem endlosen Hang. Leider ist uns das Wetter nicht wohl gesonnen - als wir bei etwa 600 Hm angekommen sind, zieht es zu und wir gehen in Graupel bei geringer Sichtweite weiter.

Schließlich kommen wir dem kleinen Gipfelaufbau näher, der über den westseitigen Abbrüchen des Berg thront.

Am Gipfel erwarten uns durchwachsene Bedingungen; daher fellen wir zügig ab und absolvieren das übliche Photoprogramm im Schnelldurchlauf.

Danach begeben wir uns in eine verhaltene Abfahrt bei zunächst vielleicht 50 Metern Sicht über den weiten Hang, ehe es weiter unten deutlich bessere Sichtbedingungen hat - leider einhergehend mit leichtem Regen und dementsprechend stoppigem Schnee. Wieder am Auto angekommen liegt eine eher abenteuerliche Tour hinter uns - trotzdem sind wir glücklich und zufrieden.

Finnheimfjellet


Für den nächsten Tag ist uns der Wettergott deutlich gnädiger gesonnen. Wir gehen das Finnheimfjellet an, eine längere Tour durch ein westseitiges Trogtal mit anschließendem langgezogenem nord-ost-seitigem Gipfelrücken. Der Anstieg duch den weitläufigen Trog verläuft gemütlich, bevor wir am Talende dann einen kleineren Aufschwung meistern müssen. Nach einer kurzen Pause an einem großen Felsen geht es dann weiter auf den langen Gipfelrücken.

Die Aussicht auf die umliegenden Berge ist großartig!

Nach einer endlos erscheinenden Rampe nähern wir uns endlich dem Gipfel.

Dort angekommen sind wir - wieder einmal - um die mitgebrachten Kleidungsschichten froh; das Plateau ist dem Wind ausgesetzt.

Nachdem wir uns an dem schönen Panorama sattgesehen haben, geht es daher recht schnell an die Abfahrt.

Diese erweist sich als - höflich ausgedrückt - interessantes Abenteuer. Während oben Bruchharsch vorliegt, erwartet uns in einer kleinen Zwischenzone Firn, ehe es dann in durchfeuchtetem und daher unglaublich stoppigem Schnee weitergeht. Erst ziemlich weit unten erreichen wir klassisch aufgesulzten Schnee, der wieder etwas besser gleitet. Ich kann mich nicht erinnern, jemals über Sulz erfreut gewesen zu sein - hier ist es aber definitiv so...

Wieder am Auto angekommen erwartet uns dann ein strahlender Tag, und selbstverständlich sind wir wieder einmal glücklich und zufrieden!

Botnfjellet, Lille Blamannen


Am nächsten Tag macht der April seinem Namen wieder alle Ehre - das Wetter pendelt im Stundenrhythmus zwischen Sonne und Regen hin und her. Daher entschließen wir uns zu einer etwas kürzeren Tour westlich von Tromsö, nämlich dem Lille Blamannen (beziehungsweise dem Botnfjellet). Bei Nieselregen beginnen wir die Tour am grauen Straßenrand auf Meereshöhe - und fragen uns, ob das wirklich so eine gute Idee ist. Schon eine Stunde später jedoch haben wir Sonnenschien vor dramatischer Wolkenkulisse und steigen die weiten Hänge relativ trocken nach oben.

Das Panorama über Berge und Meer läßt nicht zu wünschen übrig!

Natürlich ist auch diese Schönwetterphase nicht von Dauer; kurz vor dem Gipfelplateau kippt es vom Sonnenschein in einen üblen, von Graupelkristallen versetzten, Sturm. Kurz vor dem eigentlichen Gipfeltürmchen über dem Plateau machen wir dem Leiden ein Ende, fellen akrobatisch im Sturm ab und lassen uns vom starken Rückenwind wieder gen Tal blasen. Nach einer kurzen Pause im Windschatten einer Radar-Hütte schwingt das Wetter-Pendel abermals um - bei strahlendem Sonnenschein machen wir uns an die Abfahrt zum Auto.

Danach folgt das eigentliche Highlight des Tages: Gemütlich Kaffee-und-Kuchen in der Kaffeebonna in der Innenstadt von Tromsö. Welch eine Wohltat!

Fagerfjellet


Der Wetterbericht für die nächsten zwei Tage verspricht nichts gutes - daher suchen wir als nächstes Ziel wieder einmal eine Tour, die auch bei schlechter Sicht gut zu machen ist. Das Fagerfjellet bietet sich dazu an. Zunächst wieder einmal durch einen Wald von Krüppelbirken, dann über einen weiten Westhang führt unser Weg zum Gipfel-Steinmann.

Dort angekommen beeilen wir uns wieder in die warmen Klamotten, genießen die Aussicht über den noch teilweise vereisten Fjord und rauschen danach den knackigen Hang hinunter ins Tal. Zufrieden damit, auch bei widrigen Bedingungen noch etwas Ordentliches gemacht zu haben, fahren wir wieder zur Unterkunft und bereiten uns auf dem Umzug auf die Lyngen-Halbinsel vor. Das Wetter für den Transfertag ist ohnehin sehr schlecht vorhergesagt; wir werden also keine großen Touren-Chancen durch dem Umzug verpassen.

    Weiter zum Abschnitt 2