Matthias Lepschi


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Norwegen 2019: Lyngen-Alpen

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Stetinden


Nachdem die Anreise nach Nordlenangen absolviert und das schöne Häuschen bezogen ist, hat auch der Wettergott wieder Erbarmen mit uns! Am nächsten Morgen können wir bei guten Bedingungen die Tour auf den Stetinden in Angriff nehmen. Der rassige Gipfelhang stellt die letzte Hürde dar, die wir vor dem Gipfel zu meistern haben...

...aber schließlich stehen wir oben!

Ringsum streifen die Blicke weitere schöne Berge der Lyngen-Halbinsel.

Nach der obligatorischen Photopause machen wir uns an die Abfahrt - allerdings nicht bis ganz nach unten. Wir wollen einen kleinen Nebengipfel des Stetinden mitnehmen, und fellen dazu etwa auf der Hälfte noch einmal an.

Nach einer weiteren Stunde stehen wir am Gipfel des Rundfjellet / Björndalstinden. Der dem Stetinden vorgelagerte Berg bietet tolle Aussichten auf das Meer.

Nun geht es an die zweite Abfahrt. Durch das regnerische Wetter der Tage zuvor liegt auf Meereshöhe leider nicht mehr durchgehend Schnee, so daß wir uns der Herausforderung stellen müssen, zusammenhängende Schneepassagen zu finden, die uns möglichst weit an die Küste bringen. Hier schaffen wir das sehr gut...

...allerdings scheitert der ursprüngliche Plan, den Schweiß der Tour gleich im Nordmeer abzuwaschen daran, daß wir Bikini und Badehose leider daheim vergessen haben. Wir müssen daher notgedrungen auf die langweilige warme Dusche in der Unterkunft zurückgreifen...

Storgalten


Tags drauf legt das Wetter sogar noch eine Schippe zu - wolkenloser Himmel! Bei diesen tollen Bedingungen gehen wir den Storgalten an. Der einzige Nachteil des klaren Himmels ist die steinhart durchgefrorene steile Westflanke, die wir mit Harscheisen und großer Vorsicht hochsteigen. Ausrutschen gilt nicht...

Am Gipfel stehen wir dann im strahlenden Sonnenschein und genießen die gewaltigen Panoramen in alle Richtungen.

Nord-Norwegen par excellence...

Die Abfahrt über die Westflanke gestaltet sich dann wieder als etwas anspruchsvoller; zumindest im oberen Teil. Der Schnee ist noch weit davon entfernt, aufzufirnen, und somit rattern wir den ersten Teil über unangenehme Eisrillen nach unten. Unterhalb des prägnanten Sattels jedoch ändern sich die Vorzeichen, und wir rauschen tatsächlich einen gewaltigen Bilderbuch-Firnhang nach unten. Die letzten Meter zum Auto kommen sie dann wieder, die typischen Krüppelbirken - und auch die Suche nach den längsten nach unten reichenden Schneepfaden. Die letzten 80 Hm legen wir mit den Skiern am Rucksack über Moos und Beerensträucher zurück. Eine wunderbare Skitour geht zu Ende!

Impression vom kleinen Anleger in Nordlenangen

Küsten-Idylle

Kavringtinden und Rornestinden


Wir haben am Storgalten Blut geleckt und nutzen am nächsten Tag die stabilen Wetterbedingungen für eine längere Tour südlich von Lyngseidet - Kavringtinden und Rornestinden stehen auf der Wunschliste. Bei warmen Temperaturen steigen wir früh die sonnige Ostflanke das Kavringtinden an.

Am langen Grat zum Gipfel bläst dann jedoch schon wieder der Wind, und wir legen eine Schicht zusätzlich an. Da der Grat außerdem mit hartgepreßtem Schnee und Eis überzogen ist, fackeln wir nicht lange und tauschen Ski gegen Steigeisen.

So ausgestattet ist die Überschreitung des Grates zum Gipfel hin ein purer Genuß; zu beiden Seiten bietet sich eine fantastische Aussicht auf Meer und Berge.

Blick vom Gipfel des Kavringtinden zurück nach Lyngseidet...

...und hier ein Panorama.

Direkt vom Gipfel des Kavringtinden fahren wir in die Ostflanke ein und umqueren den Berg dann nach Nord und West. Von dort zischen wir über wunderbaren Butterfirn in das Hochtal zwischen Kavringstinden und unserem zweiten Ziel, dem Rornestinden. Dort fellen wir wieder an und machen uns an den zweiten Anstieg. Nach einer Stunde stehen wir am Gipfel des Rornestindens und genießen den atemberaubenden Tiefblick in den Fjord von Lyngseidet. Spektakulär!

Die Abfahrt nach Lyngseidet gestaltet sich wieder etwas anspruchsvoller, ist doch die übliche Route aufgrund zu großer ausgeaperter Bereiche nicht mehr sinnvoll möglich. Wir versuchen, die Tragepassagen zu minimieren, und schaffen es tatsächlich relativ unaufwendig in den wieder durchgängig schneebedeckten Bereich. Von dort lassen wir es nach Lyngseidet hinunterlaufen. Hochzufrieden geht es dann nach dem obligatorischen Supermarktbesuch samt Belohung durch Eis wieder nach Nordlenangen zurück.

Weapons of Choice / Tools of Pleasure

Fastdalstinden


Verdächtig lange (zumindest für norwegische Verhältnisse) war nun das Wetter schön - also ist es mal wieder an der Zeit für durchwachsenes Wetter! Selbiges ereilt uns bei unserer Tour zum Fastdalstinden. Bei grauen Bedingungen arbeiten wir uns durch den Sulz des Osthanges zum See nach oben. Darüber geht es dann bei zunehmend vereisten, da nicht in der Sonne liegenden Pisten weiter - Zeit für die Harscheisen. Bei etwa 1000 Meter über dem Meer beschließen dann Boden und Wolken eine innige Verbindung einzugehen - White Out. Wir müssen nicht lange überlegen und fellen ab - so macht es einfach keinen Sinn.

Etwa auf Höhe des Sees bietet sich dann immerhin noch die Möglichkeit für ein graues Panoramabild. Wir fahren zum Parkplatz und von dort aus wieder zurück Richtung Nordlenangen.

Kaum erreichen wir die Westseite der Lyngen-Halbinsel, befinden wir uns im strahlenden Sonnenschein. Was für eine Gemeinheit!

Russelvfjellet


Immerhin hält sich das gute Wetter dann auch noch in den nächsten Tag hinein, und wir beschließen, quasi hinter unserem Haus eine Skitour zu starten - das Russelvfjellet.

Am Gipfel bietet sich wieder einmal ein tolles Panorama mit Meer und Bergen.

Die schöne Firnabfahrt weist kurz vor dem Ende wieder einige kurze apere Stellen auf - wir sind dadurch nicht wirklich gestört. Allerdings macht sich das Frühlingsgefühl immer breiter, und ich spüre so langsam, daß für diesen Winter die Luft raus ist. Nach deutlich über dreißig Touren habe ich eine Sättigung erreicht, und dem entsprechend ist der Hunger für weitere Touren nicht mehr gegeben.

Leider endet der Urlaub nicht so ruhig und entspannt wie diese letzte Tour. Wir erfahren aus den Medien, daß unsere Fluglinie SAS streikt (genauer gesagt: deren Piloten). Mit einer planmäßigen Heimreise schaut es daher schlecht aus. Wir sitzen auf Kohlen, bis wir herausfinden, ob unsere gebuchten Flüge durchgeführt werden oder nicht - erst weniger as 24 Stunden vor Abflug finden wir über das Internet heraus, daß wir leider vom Streik betroffen sind; eine direkte Information von der Fluglinie erhalten wir nicht. Hektisch arrangieren wir nun einen Erstatzflug über die Fluglinie Norwegian, samt einer wegen früherer Abflugszeit nötig gewordenen Unterbringung in einem Hotel in Tromsö. Gott sei Dank funktioniert unser Alternativplan dann; wir kommen letztendlich wie geplant in Müchnen an. Auf den Kosten für den Alternativflug bleiben wir jedoch sitzen...

Trotz dieses hektischen und unwürdigen Endes bleibt der Urlaub in den Lyngen-Alpen in grandioser Erinnerung. Abwechslungsreiche Skitouren, tolle Landschaften, schöne Unterkünfte - und dies alles in netter Gesellschaft. Was will mann denn mehr?