Matthias Lepschi

  

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Dolpo in Nepal 2018

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Brennstoff zu haben ist eine Grundvoraussetzung, um in den Höhen des Dolpo überleben zu können. Da Bäume nur in den niedrigen Regionen des Dolpo zu finden sind, braucht man weiter oben andere Alternativen. Hier sammelt der Hausmeister der Shey Gompa den Dung von Mulis und Yaks ein, der dann nach einer Trockung verbrannt werden kann.



Unser Weg führt uns nun wieder von Shey weg und dem letzten hohen Pass entgegen. In leichtem Nieselregen trotten wir - den Crystal Mountain immer rechts von uns - unserem Lagerplatz vor dem Kang La Pass entgegen. Wir hoffen, daß der Nieselregen, der am Pass sicher schon als Schnee herunterkommt, nicht lange anhält oder gar stärker wird. Ein verschneiter Pass wäre durchaus eine heikle Angelegenheit...



...aber wieder einmal haben wir Glück mit dem Wetter! Der nächste Morgen zeigt sich trocken und sogar sonnig. In den höheren Lagen hat es offenkundig nur leicht angezuckert, und so gehen wir zuversichtlich an die Überschreitung des Kang La.


An der Passhöhe geht der Blick an angereiften Gebetsfahnen vorbei zurück zum Crystal Mountain.


Nach Westen ist der Blick jedoch bereits wieder durch Wolken stark eingeschränkt; die nächste Welle schlechten Wetters rollt auf uns zu und verdeckt die Sicht auf die berühmte Eiswand des Kanjiroba Himal.


Interessant gefärbte Gipfel


Kameraden auf den letzten steilen Höhenmetern zur Paßhöhe. Matthiessen, der den Pass seinerzeit von der anderen Seite her bei deutlich schlechteren Bedingungen mit viel Schnee überschreiten mußte, schreibt über diesen Abhang:

Three hours of brute labour are required to reach the pass, where a very cold wind from the north makes us lie flat out on our bellies. What the Kang turns out to be is the only point on a narrow spine between two crags where a descent might be attempted into the great snow bowl beyond. Even here, the drop in the first hundred feet is too precipitous for creatures without hands; a slip would mean a roll and tumble of a good half-mile.


Auf nebenstehendem Bild kommt die interessante Schichtung des Crystal Mountain gut heraus.


Unser Guide und guter Geist Harka Tamang


Mit der Überquerung des Kang La haben wir das angenehme Gewissheit, die letzte größere potentielle Schwierigkeit hinter uns zu haben - wir gehen in guter Stimmung an den Abstieg. Gleichzeitig wird uns bewußt, daß wir uns nun schon im letzten Drittel unserer Trekkingrunde befinden, und ein kleines bißchen Wehmut mischt sich in die Euphorie. Wir machen uns an den langen Abstieg entlang eines tief eingeschnittenen Flüßchens.


Je weiter wir nach unten kommen, desto steiler werden die Wände der Schlucht, durch die wir teils über grobes Geröll nach unten laufen. Gottseidank ist der Wasserstand des Flüßchens niedrig genug für die zahlreichen obligatorischen Überquerungen - wir kommen ohne Ausziehen der Schuhe durch.


Unter 3800 Hm kommen dann - erstmalig seit mehreren Tagen in der Höhe wieder - größere Bäume in Sicht. Immer wieder durchqueren wir Birkenwäldchen, und als wir den Phoksundo Khola erreichen, in den unser Flüßchen mündet, kommen auch größere Pinienansammlungen dazu, die einen wunderbaren Duft verbreiten. In einer davon schlagen wir ein schönes Nachtlager auf; das ganze Ambiente erinnert mich an Kanada.

Die Aktivität im Lager ruft einen neugierigen Beobachter auf den Plan - ein einsames braunes Yak steht mit seinem zotteligen Fell ein paar Meter entfernt zwischen den Bäumen und blickt in unsere Richtung. Langsam kommt es näher - zu nahe für unsere Mannschaft, die lieber einen größeren Sicherheitsabstand zu dem Riesenvieh sehen würde. Daher wird mit einem Stein nach dem Tier geworfen, welches die Botschaft auch gleich versteht. Leider verhakt es sich aber beim Rückzug unglücklich in einer Leine des Toilettenzeltes und wird durch die Behinderung aggressiv - es tritt wild nach hinten aus; der Huf schießt bis in das Toilettenzelt. Gottseidank befindet sich im Moment niemand darin! Danach trollt sich der zottelige Berg von Tier seines Weges, und wir haben Ruhe.


Am nächsten Morgen kommt dann ein weiteres Highlight des Trekkings in Sicht: Der Phoksundo-See


Wir passieren den See auf einem steilen Pfad am Westufer und haben den ganzen Tag phantastische Ausblicke auf das leuchtend türkise Wasser vor den steilen Felswänden.


Eine Herde von etwa 100 Dzos kommt uns entgegen. Wir gehen den Kreuzungen aus Yaks und normalen Rindern aus dem Weg; niemand will riskieren, von einem der Tiere vom Pfad gestoßen zu werden.


Der Phoksundo-See erinnert mich an den Peyto-Lake in Kanada.


Kurz vor dem Südende des Sees wird der ohnehin schon spektakuläre Weg noch einmal wilder - er führt nun auf etwa einem Kilometer Länge als schmaler Pfad an einer senkrechten Bergwand entlang. Hier ist abstürzen definitiv verboten...

Wir kommen jedoch - trotz Gegenverkehrs eines Mannes mit zwei Pferden im Schlepptau - gut über die ausgesetzte Passage und laufen glücklich und zufrieden in der Ortschaft Ringmo am Südende des Sees ein.


Am Abend besuchen wir noch das örtliche Bon-Kloster nicht weit von der Siedlung entfernt.


Das innere ist nur an einzelnen Details von einer buddhistischen Gompa zu unterschieden.


Der nächste Tag erwartet uns mit einem schönen Blick auf den See.


Im Hintergrund ist der stark geschichtete und überzuckerte Kanjiroba zu erkennen.


Weiter unten bei uns im Tal liegen die Schichten etwas anders und erwecken durch ihre leuchtende Farbe auch keinen so grimmigen Eindruck wie oben am Berg.


Nach Ringmo steigen wir entlang des Suli Gad Kholas allmählich in immer tiefere Regionen ab. Die Farbe Grün kommt mit Macht wieder zurück; im Bild eine riesige Himalaya-Zeder. Der Abstieg im Suli Gad Canyon ist genauso bildgewaltig und spektakulär wie der Aufstieg im Tarap Canyon zu Beginn des Treks.


Brücken-Überquerung zum Ersten...


...zum Zweiten...


...und zum Dritten.


Am letzten Tag des Trekkings schließt sich die Runde - mit Erreichen des Zusammenflusses des Suli Gad (blaues Wasser) mit dem Thuli Bheri (graues Wasser) treffen wir auf den Weg, den wir gleich am ersten Trekkingtag zurückgelegt haben. Nun bleibt nur noch die kurze Strecke nach Juphal übrig. Wehmütig laufe ich diese letzte Etappe an...


Wasserbüffel auf dem Weg nach Süden


In Paranga, einem netten Bauerndörfchen kurz von Juphal mache ich noch einige Bilder vom Leben in der Erntezeit.


Mehrstöckige Häser mit behauenen Baumstämmen als Leitern


Wieder einmal erregen wir Touristen die Aufmerksamkeit der Kinder


Abendpause mit Kind auf dem Dach


Eine Gruppe von Mädchen aus Juphal wendet ihre Englischkenntnisse auf uns an - endlich sind mal Leute da, an denen das Gelernte ausprobiert werden kann!


Nach einer letzten Nacht in den Zelten in Juphal heißt es vom Dolpo und der Mannschaft Abschied nehmen. Bei bestem Flugwetter bringt uns dann die kleine Twin Otter wieder nach Nepalgunj. Kurz vor Mittag geht die Reise von dort nach Kathmandu weiter - und schon am frühen Nachmittag checken wir im Hotel ein. Endlich können wir eine Dusche nehmen - nach sechzehn Tagen ohne wirkliche Waschmöglichkeit eine unglaubliche Annehmlichkeit!


Nach dem Trekking bleiben uns noch zwei volle Tage in Kathmandu. Wir nutzen die Zeit für einen Besuch in Swayambunath und bewundern die gut restaurierte Stupa. Mittlerweile sind auch die beiden Seitenpfeiler repariert - noch im letzten Jahr waren an ihnen die Schäden durch das Erdbeben sichtbar.


Die Rhesusaffen lassen sich die Opfergaben schmecken, die die Gläubigen in den kleinen Schreinen hinterlassen.


Ein kleines Affenmädchen blickt mit neugierigem Ausdruck in die Umgebung, bevor es mit seinen Turnübungen auf der steinernen Varja-Skulptur beginnt.


Fellpflege in der Familie


Den letzten Abend in Nepal verbringen wir in Boudnath - ein Besuch dort ist natürlich Pflicht bei jedem Aufenthalt in Kathmandu. Die Stimmung an der Stupa ist bei schwindendem Licht magisch.


Butterlampen in einem der kleinen Klöster bei Boudnath


Nachdem sich das Sonnenlicht endgültig verabschiedet hat, tauchen Scheinwerfer Boudnath in sein Nachtgewand. Wir genießen den Anblick von einer nahegelegenen Dachterrasse und stoßen auf die wunderbaren letzten drei Wochen an.


Das Trekking durch das Dolpo war eine - selbst nach nepalesischen Maßstäben - außergewöhnlich abwechslungsreiche Unternehmung. Darüber hinaus hatten wir das Privileg, in einem noch nicht durch Straßen an die moderne Zivilisation angeschlossenem Gebiet eine Zeitreise zurück in eine Kultur zu machen, wie man sie heutzutage nur noch an sehr wenigen ausgewählten Orten finden kann. Für das Dolpo selbst ist nicht klar, wie lange dieser Zustand noch in dieser Form anhalten wird - es ist nicht die Frage, ob, sondern nur wann Straßen in dieses ursprüngliche Paradies gebaut werden. Wir sind jedenfalls froh, daß wir die Region noch weitestgehend unberührt erleben durften - in einer Trekkingtour der Extraklasse!