Matthias Lepschi

  

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Dolpo in Nepal 2018

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In der Mittagspause nach der Passüberschreitung haben wir das große Glück, von einer Herde Blauschafe besucht zu werden. Die Tiere kommen bis auf etwa 40 Meter an uns heran. Ich kann zwei junge Böcke dabei beobachten, wie sie sich auf die Hinterbeine stellen und die Köpfe zusammenfallen lassen.



Nach dem Mittagslager beginnt ein langer Abstieg, der erst um etwa 18:00 Uhr abends in dem kleinen Weiler Rakyo endet. Dort angekommen werden wir vier oder fünf Bachdurchwatungen hinter uns haben - nach dem Monsun sind fast alle der kleinen Brücken zerstört worden. Gottseidank sind die Wasserstände der Bäche noch allesamt im grünen Bereich, und wir müssen zumindest nur die Schuhe, nicht aber die Hosen ausziehen. In Rakyo können wir noch zwei Frauen bei der Ernte beobachten, bevor wir hungrig in unser Essenszelt einfallen.



Auch der nächste Trekkingtag beginnt mit einer Bachdurchquerung - leider liegt die Schlucht mitsamt dem Bach noch im Schatten, und die ganze Prozedur ist eine erbärmlich kalte Angelegenheit; sogar für meine sonst eher unempfindlichen Füße. Immerhin vertreibt das Kneippbad in Sekundenschnelle die letzte Müdigkeit. Fünf Minuten später erreichen wir auf der anderen Talseite endlich die Sonne und wärmen uns in ihren Strahlen genüßlich auf - es sollte der Auftakt zu einem wahren Traumtag werden. Die nächsten Stunden wandern wir nämlich in der fantastischen Landschaft des Nagon Khola vorbei an Dörfern und bunten Feldern Richtung Saldang...


Es vergehen selten mehr als fünf Minuten, bevor ich wieder einmal anhalte und ein Photo mache.


Das Wetter spielt bestens mit.


Zum Schluß der schönen Etappe vergießen wir noch einigen Schweiß beim Aufsteig durch den Ort Saldang. Aus der Höhe überblicken wir den idyllisch wirkenden Ort samt der Gompa, die hellbraunen Gersten- und die roten Buchweizenfelder. Die Leute sind auf den Feldern mit der Ernte beschäftigt.


Als Krönung der traumhaften Wanderung erwartet uns ein Lagerplatz der Extraklasse hoch über Saldang: Die Zelte stehen wie auf einem Adlerhorst weit über dem Talgrund, und wir genießen den überwältigenden Ausblick in die Tiefe und zu den wilden Bergen am Horizont. Tibet ist von hier keine 20 km entfernt.


Auch am nächsten Morgen ist das Wetter ausgezeichnet, und wieder einmal können wir im Freien frühstücken.


Nach der Stärkung schauen wir noch einmal nach Saldang hinunter; wir wollen die Gompa besichtigen.


Am Kloster angekommen werden wir von den Schulkindern beäugt, die sich gerade auf den Weg in die Klassen machen. Die beiden Mädchen erleben eine Touristengruppe, die mal wieder den Mann mit Klosterschlüssel sucht - der sich irgendwo auf den Feldern bei der Ernte befindet. Als sie unser Dilemma begreifen, fangen sie zu lachen an - also deswegen sitzen diese komisch gekleideten Menschen mit Fotoapparaten wie bestellt und nicht abgeholt vor unserem Kloster herum! Leider können sie uns in der Angelegenheit mit dem Schlüssel auch nicht weiterhelfen - aber immerhin sind nun beide Seiten amüsiert!


Zwar kommen wir nicht in die Gompa, wohl aber in die Kräuter-Klinik gleich nebenan. Ein alter traditioneller Amchi-Heiler sperrt das Häuschen für uns auf und läßt sich in die Töpfe schauen. Das Dolpo hat quasi keine medizinische Versorgung so wie wir dies kennen. Daher ist es nicht verwunderlich, daß sich die Bevölkerung mit dem behilft, was in der Gegend zu finden ist.


Auch in der Kräuterstube werden wir neugierig beobachtet. Noch dazu sind wir natürlich viel interessanter als der Unterricht, der nun wohl gerade irgendwo anders beginnt!


Nach dem Ausflug nach Saldang ziehen wir weiter Richtung Namgung, einem kleinen Weiler mit Kloster. Wieder erleben wir einen Tag par excellence.


Blick in Richtung Tibet


Ein eisiger Gipfel, vermutlich der Kyala Lek


Das Kloster Namgung von oben gesehen


Unser Lagerplatz beim Namgung Khola. Nach einer kurzen Pause besuchen wir von dort aus das kleine aber feine Kloster.


Am nächsten Tag geht es Richtung Gela La weiter. Der zweite der drei Fünftausender-Pässe erwartet uns in guten Bedingungen, und wir können ohne große Bedenken loswandern.


Phänomenale Ausblicke zurück


Unsere Mulikarawane überholt uns...


...und gewinnt schnell einen großen Vorsprung.


Die Paßhöhe kommt in Sicht...


...kommt aber so schnell nicht näher. Der Weg zieht sich dahin.


Endlich haben wir den Paß mit etwa 5050 Hm erreicht. Matthiessen, der den Gela Pass von der anderen Seite her überschritten hat, schreibt folgendes:

On the summit of this eastern pass, at 16,900 feet, stands a great cairn, built up by stones of the travellers of centuries. Ahead, broad lunar landscapes, dry and brown, stretch away into Tibet. In this mountain desert, sere and bare as a world above the clouds, only the crests of the highest peaks are white. The spires and ravines of the Himalaya have rounded into mountains and deep valleys, and off to the east, beyond the mountains , is a vast pale region - Mustang, the old kingdom of Lo.


Glücklich und zufrieden


Wilde Berge in Richtung Tibet - wir erkennen die Mondlandschaft, die Matthiessen so treffend beschrieben hat.


Im Abstieg vom Pass sehen wir entfernt eine Yakherde im Hang stehen.


Schließlich kommt nach einer Kurve die legendäre Shey Gompa in Sicht; der Berg links davon ist der Crystal Mountain.


Shey Gompa


Unser Lagerplatz direkt neben dem Kloster


Nachdem die Zelte bezogen sind, machen wir uns auf zur Besichtigung des Klosters. Ein sehr freundlicher und sympathischer Hausmeister läßt uns ein.


Im Bild links eine Milarepa-Staue (erkennbar an der Hand am Ohr) sowie ein Shakyamuni-Buddha.


Auf diesem Bild eine Padmasambhava-Statue neben zwei Buddha-Darstellungen


Eine zornige vielköpfige Buddha-Manifestation mit Gefährtin


Zwei tanzende Dakinis


Butterlampen


Nach der Besichtigung der Shey Gompa steht der Besuch des Felsenklosters Tsakang an, welches fotogen am Fuß einer Felswand errichtet wurde. Eigens dafür kommt ein Lama von Shey mit dem Schlüssel im Gepäck und trifft uns in Tsakang - nur um festzustellen, daß sich der Schlüssel doch nicht in seinem Rucksack befindet... Uns bleibt daher der Zugang zur Gompa verwehrt. Wir trösten uns damit, die beeindruckenden Aussenansichten zu bewundern. Matthiessen schreibt folgendes über Tsakang:

On the walls of the prayer room hang two fine thankas, or cloth paintings, and the altar wall has figures in both brass and bronze of Karma-pa, the founder of this subsect, as well as Dorje-Chang, Sakyamuni, and Chen-resigs. Surprisingly, a large statue of Padma Sambhava occupies the very centre of the altar, which is heaped with offerings of highly coloured cakes, wax-paper flowers, and brass goblets full of barley grain.


Kleines Häuschen bei Shey


Ein Teil unserer Küchenutensilien nach dem Waschen - dies und noch einiges mehr wird täglich mit Maultieren und Trägern mittransportiert.


Ein Blick in die Küche - gerade entstehen leckere Kartoffelpuffer!

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