Matthias Lepschi


Reisen
Über mich
Page in English
Nach oben

 

Norwegen 2024: Fünf Wochen in Südnorwegen

Tag 1: Von München an die Ostsee

Seit dem Beginn unserer jeweiligen Jobs haben meine bessere Hälfte und ich keinen Urlaub verbracht, der über einen Monat hinausgeht - insofern ist der nun anstehende Road-Trip im Campervan ins schöne Norwegen eine Premiere. Insgesamt werden wir 40 Tage in einem gemieteten VW-Bus Ocean T6 mit Aufstelldach im Norden unterwegs sein, wobei wir großen Wert darauf legen, nicht nur im Auto zu sitzen, sondern auch körperlich aktiv zu - Wandern, Bergsteigen und Laufen sollen im Fokus stehen.

Ende Juli greifen wir uns in München also unser Wunschfahrzeug aus, beladen es, richten uns ein - und legen uns dann für ein letztes Mal für längere Zeit in die bequemen Betten in unserer Wohnung. Am nächsten Morgen klingelt der Wecker um drei Uhr in der früh; nach einem kleinen Frühstück geht es noch in der Dunkelheit auf die Autobahn Richtung Norden. Wir wollen die ruhige Morgenzeit auf den Straßen ausnutzen und vor dem einsetzenden Berufsverkehr schon zwei Stunden Fahrt hinter uns gebracht haben...


Der Plan geht auch gut auf; wir kommen entspannt voran und fahren durch eine wunderschöne Dämmerung mit Morgennebel über den Feldern durch unser Heimatland, Klassikradio im Ohr. Bei Droyßig verlassen wir die Autobahn und halten in einer netten Bäckerei unser zweites Frühstück mit Kaffee und Kuchen. Weiter geht es dann bei wie erwartet lebhafterem Verkehr nach einer Mittagspause in Gifhorn an Hamburg vorbei hoch an die Ostsee. Wir planen - nach Tip einer Arbeitskollegin - unsere erste Nacht an einem Campingplatz bei Kappeln in der Nähe von Eckernförde Sand an der Ostsee. Am Nachmittag erreichen wir das Gut Ludwigshof mit dem Camping am Meer und kochen unser erstes Mahl auf dem Campingkocher. Wir haben es nicht verlernt! Danach geht es mit einer Flasche Weißwein im Gepäck zum Strandspaziergang; wir begehen unser fünfundzwanzigjähriges Jubiläum im weißen Sand der Ostsee und genießen die tolle Abendstimmung.Die folgende Nacht ist unsere erste im Hochdach des Busses; es funktioniert trotz des reduzierten Platzes erstaunlich gut und ist vom Ambiente her einer Zeltnacht nicht unähnlich.



Relativ gut erholt geht es dann am nächsten Tag weiter. Nachdem wir den Bus wieder in fahrbereiten Zustand gebracht haben, rollen wir vom Campingplatz herunter nur ein paar Meter weiter zum eigentlichen Gut Ludwigshof.

Das schmucke Anwesen besteht aus mehreren Backsteingebäuden, die eine Koppel umgeben, und von denen eines zu einem netten Café umfunktioniert wurde. Selbstverständlich machen wir dort ein kleines zweites Frühstück...

Urlaubsstimmung macht sich breit!

Tag 2: Von der Ostsee über Aarhus an den Fährhafen in Hirtshals


Danach geht es wieder auf die Straße. Wir rollen nach Dänemark hinein in Richtung unseres Fährhafens Hirtshals. Da wir bis zur Abfahrt um 22 Uhr noch genügend Zeit haben, machen wir einen Abstecher nach Aarhus und besichtigen das nette Städtchen.

Vom Hafen her ziehen einige Kanäle in die Stadt hinein.

Das Stadttheater

Wie es der Zufall will, sind wir genau an dem Abend in der Stadt, an dem in der Fußball-Europameisterschaft Deutschlend gegen Dänemark spielt. Wir erleben daher auch die Fanzone der Fußball-EM in Aarhus direkt am Hafen in voller Aktion; die Dänen versammeln sich in friedlicher Party-Stimmung auf dem Kunstrasenplatz...

...und die Kinder spielen im Brunnen nebenan.

Nach dem gemütlichen Aufenthalt verlassen wir Aarhus am späten Nachittag wieder; die Niederlage der Dänen am Abend bekommen wir also nicht mehr mit. Wir rollen weiter in die Nähe von Hirtshals und steuern zunächst den Strand bei Tversted an. In der Abendsonne sitzen wir auf den Dünen und lassen uns eine Brotzeit schmecken, während wir auf das goldene Meer hinunter schauen.

Irgenwann ist es dann doch an der Zeit, zur Fähre zu fahren. Um kurz vor zehn parken wir den Bus im Schiff, und wir legen im orangeroten Abendlicht von Dänemark ab und schippern nach Larvik.

Die etwa vier Stunden an Bord versuchen wir mehr oder weniger erfolgreich, ein Nickerchen zu halten. Der Erholungsgewinn hält sich dabei aber wenig überraschend in engen Grenzen. Gegen Viertel nach Zwei in der Nacht rollen wir dann vom Schiff in Larvik angekommen auf Norwegischen Boden.

Tag 3: Von Larvik über Skien und Heddal zum Himingen


Schon im Vorfeld haben wir uns einen Parkplatz in der Nähe des Fährhafens gesucht, auf dem wir dann die restliche kurze Nacht verbringen können - wobei der Begriff Nacht vielleicht etwas unpassend ist: Es ist zu der Jahreszeit in Norwegen nicht mehr richtig dunkel.

Wir schlafen uns aus, machen ein kleines Frühstück im Freien, und dann geht die Grand Tour durch Norwegen richtig los!

Zunächst rollen wir durch die Wälder und Täler Südnorwegens nach Skien, wo wir uns bei einem kurzen Spaziergang die interessante Mischung aus poppiger Street-Art...

...und altehrwürdiger Baukunst ansehen. Natürlich darf auch eine Kaffeepause im Zentrum nicht fehlen. Wir kommen mit dem Betreiber des Cafés ins Gespräch, und erfahren, daß er Franzose ist, längere Zeit in Marrakesch verbracht hat, und nun in den eher ruhigeren Nordteil Europas gewechselt hat. Interessante Lebenlinie - und Glück für uns, einen hervorragenden Cappucino zu bekommen!

Durch wunderschöne Landschaften entlang kleinerer Flüsse geht es weiter Richtung Norden. Das nötige Pensum Bewegung für die Beine holen wir uns an passenden Freiluft-Trainingsgeräten, hier am Parkplatz eines kleinen Supermarktes.

Mit der Stabkirche Heddal erleben wir bald darauf eines der absoluten Highlights der Tourismusziele im Land. Das beeindruckende Bauwerk imponiert beinahe wie eine der großen gotischen Kathedralen - nur eben komplett aus Holz gebaut.

Auch der Innenraum ist sehenswert und verbreitet ein ganz spezielles Raumgefühl.

Kurz hinter Heddal biegen wir auf einen Schotterweg ab, der außerdem mautpflichtig ist. Das Kennzeichen unseres Fahrzeuges wird per Kamera automatisch erfaßt, und in einem Online-System registriert. Die Bezahlung der Maut kann dann entweder bequem auf der Webseite erfolgen, oder alternativ per Karte an einem Automaten, dem das zu bezahlende Kennzeichen genannt wird. Beim ersten Durchlaufen des Prozesses vielleicht ungewohnt, generell aber wirklich einfach und benutzerfreundlich realisiert.

Nach etwa 10 Kilometern stellen wir den Camper auf einem größeren Schotterparkplatz am Fuße unseres ersten Wanderzieles ab: Der Himingen wird der erste Gipfel des Urlaubs sein. Wir starten die gemütliche Wanderung mit etwa 500 Hm am Nachmittag, und bei leichtem Niesel-Risiko, gelangen aber alles in allem relativ trocken auf den schönen Aussichtsgipfel.

Der Wind macht den Aufenthalt am Gipfel durchaus etwas ungemütlich - wir kennen es nicht anders von Norwegen - aber wir sind ja kleidungstechnisch gut ausgerüstet.

Wir genießen die Umgebung mit ihrer schönen Kombination aus grauem Fels, hellgrünen Flechten und Wolkenhimmel.

Wieder am Bus angekommen bereiten wir unser Abendessen zu, und zwar nicht am eingebauten Kocher, sondern aufgrund des schönen Abends auf dem Freikocher, den ich zusätzlich mitgenommen habe. Das alles funktioniert auch recht gut - wären da nicht die Mücken, die in den Abendstunden in Heerscharen durch die Luft flirren. Die Kopfnetze, die wir seit Alaska nicht mehr in Benutzung hatten, erleben ihr Revival - gottseidank haben wir daran gedacht sie mitzunehmen! Nach dem Kochen verziehen wir uns geschwind ins Innere des Busses, schließen die Türen, töten die wenigen Mücken innerhalb des Busses, und lassen es uns dann in aller Ruhe schmecken.

Tag 4: Vom Himingen über den Gaustatoppen nach Skinnarbu


Ein wunderbar sonniger Morgen erwartet uns am Tag darauf. Das Vogelgezwitscher ersetzt den Wecker, und offenbar sind die Mücken am Morgen noch nicht in Form: Zusammen ergibt dies ein Fühstück vor dem Bus in der Morgensonne. Wunderbar! Die Bedingungen sind so gut, daß sogar noch die Yogamatte ausgerollt wird, um den durch das lange Autofahren malträtierten Körper auszulockern.

Den Plan des Tages, zum Gaustatoppen weiterzufahren, verschieben wir aufgrund der schönen Stimmung noch etwas. Stattdessen wandern wir noch zum Gavlesjå-See hinauf, von dem aus wir auch die gestrige Tour auf den Himingen gut einsehen können - in nebenstehenden Bild ist dessen Gipfel unschwer zu erkennen. Am idyllischen Ufer des Gavlesjå packt es uns dann - das Wasser schaut verführerisch aus und scheint auch nicht übermäßig kalt zu sein. Wir gönnen uns einen kleinen Schwumm im Paradies und steigen erfrischt und belebt ans Ufer. Danach geht es entspannt zum Bus und weiter auf die Straße zum Gaustatoppen.

Nachdem wir eine Weile durch die Telemark getuckert sind, langen wir am Parkplatz zum Gaustatoppen an. Uns ist klar, daß das ein touristischer Hotspot ist, also schlucken wir auch die fällige Parkgebühr von umgerechnet 15 Euro still hinunter und machen uns auf den Weg. Durch die blockige Landschaft zieht dieser relativ direkt zum "Seilbahn"-Gipfel mit seinen Bebauungen hinauf. Dort beginnt dann mit dem blockigen Gipfelgrat das eigentliche Abenteuer zum nur geringfügig höheren Hauptgipfel des Aussichtsberges. Wir kommen relativ gut durch das interessante Gelände voran...

...in welchem auch die Hände zum Einsatz kommen.

Am Gipfel angekommen!

Panorama nach Westen...

...und Osten. Im Hintergrund ist bereits die kurvige Straße zu sehen, die wir nach dem Gausta hinabfahren werden, um ins legendäre Tal von Rijukan zu kommen.

Zunächst aber bewältigen wir den Rückweg zum Seilbahn-Gipfel...

...und belohnen uns - klassisch norwegisch - mit Waffeln in der Gaustahütte.

Nach dem Abstieg zum Prakplatz geht es, wie bereits angedeutet, nach Rijukan hinab. Die schattige Ortschaft ist tief zwischen den beiden Wänden der Schlucht eingeklemmt. Ich verstehe gut, daß in Rijukan die erste Seilbahn des Landes errichtet wurde, um den Einwohnern die Chance zu geben, zumindest am Rand der Schlucht die Sonne erblicken zu können...

Im Weiterweg kommen wir am Wasserkraftwerk von Rijukan vorbei, an dem sich im zweiten Weltkrieg eine der gewagtesten Sabotageaktionen überhaupt abgespielt hat. Die Zerstörung der Produktionsanlagen für schweres Wasser, welches für die Herstellung einer deutschen Atombombe vorgesehen war, war ein Husarenstück der norwegischen Untergrundbewegung!

Ein paar Kilometer hinter Rijukan endet unser ereignisreicher Tag in Skinnarbu. Wir parken auf dem Parkplatz neben dem Nationalparksgebäude, beziehungsweise dem Hotel, auf dem wir für eine kleine Gebühr stehen dürfen.

Die abendliche Aussicht auf den darunterliegenden Møsvatn-Stausee im weichen Licht der tiefstehenden Sonne ist phänomenal. Für genau solche Abende sind wir hierher gekommen!

Tag 5: Lauf in Skinnarbu und Weiterweg nach Lofthus


Der nächste Tag erwartet uns bewölkt - was uns nicht davon abhält, direkt vom Stellplatz weg eine Laufrunde zu starten. Uns erwarten schöne Trails in sanft gewelltem Gelände, garniert mit üppig-grüner Vegetation aus Birken, Sträuchern und Gräsern.

Ab und an stoßen wir auch auf Flecken von Rentierflechte - willkommen in Skandinavien!

Meine Frau nimmt auch die zweite Chance auf ein Bad im See wahr; allerdings sind die Wassertemperaturen deutlich niedriger als gestern. Als bekennender Warmduscher begnüge ich mich damit, bewundernd am Ufer zu stehen...

Die niedrigen und locker stehenden Birken zeigen deutlich, daß die kalte Jahreszeit hier, am südlichen Ende der Hardangervidda, früh beginnt und spät endet. Wir genießen diese typisch skandinavische Umgebung auf unserer Runde ungemein.

Nach dem Lauf nehmen wir im Nationalparkcenter noch einen Kaffee und bewundern ein weiteres Mal den Møsvatn-Stausee. An dessen Ufer entlang führt uns dann der Weg weiter in den Westen.

Der nächste Stop findet am hübschen Kichlein in Rauland am Tolak-See statt.

Wunderbare Lupinen finden sich allenthalben am Straßenrand.

Haukeliseter - wir bewundern die Aussicht über schneegefleckte Berge und hellblaue Seen vom bekannten Ausgangspunkt vieler Wanderungen in die Hardangervidda. Noch liegt einiges vom weißen Gold im Gelände.

Keine Frage, daß wir in der örtlichen Bäckerei vorbeischauen...

...und in dem schönen Holzgebäude Kaffee und Gebäck zu uns nehmen.

Nicht lange danach führt uns die Straße Richtung Odda dann aus der Höhe herab auf Meeresniveau. Wir kommen am berühmten Latefoss vorbei und reihen uns in die Menge der schaulustigen Fotografen ein.

Schließlich endet unsere heutige Fahrt an einem hübschen kleinen Stellplatz am Sørfjord zwischen Espe und Hovland.

Der alte Gaskocher funktioniert immer noch einwandfrei!

Wir genießen das abendliche Panorama über dem Wasser mit seinen glitzernden Lichtreflexen.

    Weiter zum Abschnitt 2