Matthias Lepschi


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Süditalien 2020 - Vom Vesuv über die Liparischen Inseln zum Ätna

Reisen im Corona-Jahr 2020? Vielleicht sogar noch über die deutsche Landesgrenze hinaus? Diese Herausforderung ist durchaus nicht zu unterschätzen. Unser ursprünglicher Plan einer weiteren Himalaya-Reise jedenfalls kam genauso wenig zustande wie eine erste Alternativ-Option zu den kanarischen Inseln. Glücklicherweise liegt das Gute bekanntlich ja nah - genauer gesagt hinter dem Brenner in bella Italia. Unsere zweite Alternative, eine Vulkan-Wanderreise mit dem Titel "Vom Vesuv zum Ätna" kann nach längerem Bangen trotz Corona verwirklicht werden - und somit kommen wir in den Genuß eines in den Oktober hinein verlängerten Sommers in südländischen Gefilden, bereichert durch italienische Küche und Wein...

Der Reisestart per Flugzeug nach Neapel verläuft reibungslos und flott, keine zwei Stunden nach dem Abheben in München setzen wir auch schon in der italienischen Metropole auf. Leider erwartet uns dort zunächst ein wahrer Sturzregen - normalerweise kennen wir das doch von der umgekehrten Richtung, wenn wir vom Brenner nach Norden fahren! Wir lassen uns jedoch nicht aus der Ruhe bringen und werden per Kleinbus erst einmal in unser Hotel in Vico Equense transportiert. Am nächsten Morgen geht es dann mit der Circumvesuviana-Bahn von diesem Hotel Richtung Haltestelle Pompeji weiter, wo wir dann mit einem Linienbus bis zum Ausgangspunkt der Wanderung zum Krater des Vesuvs gebracht werden sollen. Genannten Bus erreichen wir jedoch nicht mehr - die Circumvesuviana kommt zum ersten nicht nach Fahrplan, und benötigt zum Zweiten auch deutlich mehr Zeit, als auf diesem ausgewiesen. Mit einiger Mühe wird daraufhin ein Kleinbus organisiert, in dem wir uns dann dichtgedrängt gepfercht die kurvige Straße nach oben bewegen. Wir sind froh, als wir uns am Ausgangspunkt der Wanderung wieder herausfalten dürfen - und dann geht es endlich auf Schusters Rappen los.

Vesuv und Umgebung


Den ersten sprichwörtlichen Höhepunkt der Reise ersteigen wir mit dem Vesuv. Der Vulkan thront nicht gerade ungefährlich über der Millionenstadt Neapel, einem der am dichtest besiedelten Gebiete Europas.



Der Schicksalsberg Pompejis ragt über den Ruinen der römischen Stadt auf, der er den Tod gebracht hat - diese besichtigen wir direkt im Anschluß an den Vesuv.



Die Menschen starben im Jahre 79 nach Christus in der Hölle aus Ascheregen und Gluthitze - zweitausend Jahre später stellen die Abgüsse der Personen ein düsteres Mahnmal dar.



In den Ruinen der Wohngebäude sind immer noch die farbenfrohen Fresken zu bewundern, die seinerzeit die Häuser verziert haben.


Schachbrettartig durchschneiden die Gassen die kleine Stadt. Die Ausmaße der antiken Siedlung überraschen mich, ich war von einer kleinen Ausgrabungsstätte ausgegangen.


Ein beliebtes Motiv in Pompeji: Leda mit dem Schwan.


Der Vesuv am frühen Morgen von Vico Equense aus, wo wir ja unser Quartier bezogen haben. Friedlich liegt der Berg über dem ruhigen Meer. Wie mag es wohl bei dem verheerenden Ausbruch vor knapp 2000 Jahren hier ausgesehen haben?


Am Folgetag nach der Besichtigung von Pompeji steht konsequenterweise der Besuch Neapels samt des archäologischen Museums mit den Exponaten aus der untergegangenen Stadt an. Wir besteigen morgens abermals die Circumvesuviana-Bahn, die Vico Equense mit Neapel verbindet - wieder eine sehr schlechte Idee. Zum einen kommt die Bahn auch heute nicht nach Fahrplan an - wir warten eine knappe halbe Stunde auf unseren Zug - und zum anderen benötigen wir bis nach Neapel anderthalb Stunden, teils stehend in dichtgedrängt aufgefüllten Wägen. Gerade in Zeiten von Corona ist das eine mehr als dämliche Art, eine organisierte Reisegruppe in die Stadt zu transportieren. Wir wundern uns, wie unser Reiseanbieter Hauser eine derartige Planung zulassen kann - insbesondere weil dazu im Vorfeld der Reise seitens Hauser sogar die Mitteilung gemacht wurde, die Transporte fänden coronabedingt in mehreren (!) Kleinbussen statt, um die Abstandsregeln einzuhalten.

In Neapel angekommen lassen wir die chaotische Stadt auf uns wirken - man kann wirklich nicht von einer Schönheit sprechen, die unsere Sinne lieblich umgarnt. Schmutz, Hektik, Lärm, Verkehrschaos und Armut drücken mir schier den Atem ab - aber es gibt sie dann doch, die kleinen oder auch nicht ganz so kleinen Juwelen der Stadt. Der sehenswerte Dom mit seiner wunderschönen Nebenkapelle ist so eine Oase der Harmonie.


Im Museum sehen wir einige interessante Exponate aus Pompeji. Insbesondere bei den Mosaiken erkenne ich einige Bilder wieder, die ich vor langen Jahren in Latein- oder Geschichtsbüchern erblickt hatte. Nun also werfen mich die Originale in die Erinnerungen an die Schulbank zurück!


Ein nicht unwesentlicher Vorteil der Corona-Pandemie (wenn man denn dieser üblen Situation unbedingt auch etwas Positives abgewinnen möchte) ist der fehlende Andrang von Touristen an sonst überlaufenen Orten. Schon Pompeji war aus diesem Grund nach Worten unseres Führers quasi menschenleer, und auch der hier gezeigte Saal der Sonnenuhr im Museum in Neapel wirkt in seiner Leere beinahe noch imposanter als mit einer Menschenmenge gefüllt. Der gewaltige Raum zählt zu den größten Säälen weltweit.

Nach dem Museumsbesuch geht es - leider wieder mit der schrecklichen Circumvesuviana - zurück nach Vico Equense ins Hotel. Immerhin stellen wir gegenüber der Reiseleitung klar, daß wir nie wieder einen Fuß in dieses unsägliche Verkehrsmittel setzen werden. Später wird uns ein Reiseführer erzählen, daß nach der Linie Rom-Ostia die Circumvesuviana die zweitschlechteste Bahnverbindung Italiens sei und er nicht versteht, daß uns Hauser diese Tortur überhaupt zugemutet hat...


Der nächste Tag beginnt deutlich entspannter mit einer Busfahrt in das hübsche Sorrent. Von dort geht es dann per Boot zum noch hübscheren Capri weiter - ach was; Capri verdient mehr als das Wort "hübsch", die Insel ist beim besten Willen nicht anders als wunderschön zu bezeichnen. Wir wandern zunächst vom Hafen zum quirligen Hauptplatz der Insel (und sind auch hier froh um die verhältnismäßig wenigen Touristen). Danach geht es auf kleinen Gässchen weiter Richtung Villa des Tiberius. Immer wieder kommen wir an malerischen Eingängen zu prachtvoll eingewachsenen Villen vorbei. So langsam bekomme ich eine klare Vorstellung, was mit bella vita gemeint ist...


In der Villa des Tiberius durchqueren wir einige Gewölbe, bis wir schließlich am zweithöchsten Punkt der Insel angekommen sind. Der Blick von der Amalfi-Küste bis nach Ischia lohnt den Aufstieg.


Im Rückweg passieren wir noch einige Stilleben in Form von idyllischen Vorplätzen.


Die Wanderung bringt uns auch in die Nähe der Villa Malaparte, wohl einem der ikonischstem Gebäude überhaupt in Italien.


Capri-Stimmung par excellence!


Blick zum netten Kirchlein in Capri Ort.


Wellen spiegeln sich in der Sonne auf glänzenden Bootsrümpfen - natürlich tun sie das nirgends so schön wie hier auf Capri. Leider habe ich die singenden Meerjungfrauen, die nur einen Moment später wie Delphine aus dem Wasser gesprungen sind, nicht photographieren können...

Nach der Rückfahrt von Capri genießen wir im netten Sorrent noch einen Aperol Spritz auf dem Hauptplatz, ehe es zurück in unser Hotel geht.


Am nächsten Tag nützen wir die Zeit vor der Fährüberfahrt von Neapel nach Stromboli zur Besichtigung zweier Sehenswürdigkeiten in Neapel. Zunächst schauen wir bei der Solfatara vorbei, deren Geruch uns direkt nach dem Ausstieg aus dem Bus in der Nase liegt. Leider ist das Feld mit den Fumarolen seit einem tragischen Unfall mit drei Toten der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich - es ist trotzdem sehr eindrücklich, dergleichen in der unmittelbaren Nähe einer Großstadt zu finden.

Danach geht es weiter zum Amphitheater von Pozzuoli, einem der größten seiner Art. Wir bekommen eine interessante Führung insbesondere durch die Katakomben des Bauwerks. Dort warteten zu Zeiten des römischen Imperiums Gladiatoren auf den Kampf - und Christen auf ihren grausamen Tod. Es ist kaum auszudenken, welche Angst und Verzweiflung dieser Ort schon gesehen hat.


Auch zweitausend Jahre nach Gebrauch sind die Reste des Amphitheaters noch erstaunlich gut erhalten.

Gegen Abend besteigen wir dann unser Fährschiff Richtung Stromboli. Ob der große Kahn jedoch überhaupt an der kleinen Vulkaninsel anlegen können wird, ist da noch gar nicht klar: Es wird ruppiger Seegang erwartet, und es ist alles andere als sicher, daß wir am nächsten Morgen den Fuß auf Stromboli setzen können werden. In dieser Unsicherheit schlafen wir in den kleinen Kabinen ein.
In aller Frühe reißt uns dann der Weckruf der Mannschaft aus dem Schlaf: "Stromboli, Stromboli!" Wunderbar, wir sind also doch an unserem Wunschort angekommen. Das Von-Bord-Gehen gestaltet sich aber aufgrund der unruhigen See wie erwartet sehr hektisch; wir verlassen in den Phasen relativer Ruhe der Gangway im Laufschritt das Schiff.

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