Matthias Lepschi

  

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Uganda 2019

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In der Nacht werde ich von einem unangenehmen Geräusch wach - Regentropfen auf dem Wellblechdach. Mist! Ich schaue vor die Hütte, und sehe, daß es nicht mal Regen ist, sondern bereits als Schnee herunterkommt. Oje oje. Um drei Uhr morgens halten wir Kriegsrat, wie wir mit dem Schlechtwetter und den damit einhergehenden extrem rutschigen Felsen umgehen wollen. Wir verschieben den Aufbruch um eine weitere Stunde in der Hoffnung, daß die Niederschläge vielleicht aufhören. Tatsächlich lassen diese etwas nach, jedoch ist mit der Schneeauflage der Schaden bereits angerichtet - es ist höllisch rutschig geworden. Erneut beratschlagen wir, was wir unternehmen wollen. Für unsere drei Reisekameraden ist recht schnell klar, daß sie sich bei diesen Bedingungen die Besteigung nicht antuen wollen. Auch meine Frau und ich sind alles andere als überzeugt, daß der Gipfelversuch Sinn macht. In den Alpen jedenfalls wären wir bei solchen Bedingungen nie auf den Gedanken gekommen, den Gipfel zu probieren. Schließlich machen wir beide uns trotzdem auf den Weg, schlicht um es probiert zu haben - und mit einer verschwindend kleinen Hoffnung, daß das Wetter noch aufreißt.



Der steile Weg durch die Felsen nach oben direkt hinter der Hütte wird durch den Schnee gefährlich rutschig, und wir müssen mehrere Stellen meistern, bei denen ich ein sehr flaues Gefühl im Magen habe. Ich bin gottfroh, als wir am kleinen Stanley-Gletscher ankommen, wo wir die Steigeisen anlegen und eine Viertelstunde unschwierig zum nächsten Felsriegel weitersteigen. Dort beginnt das üble Gerutsche über verscheiten Fels wieder, und insbesondere beim kleinen Zwischenabstieg danach bin ich um das angebrachte Fixseil froh. Mittlerweile ist es hell geworden - leider befinden wir uns immer noch in dichten Wolken und gelegentlichem Schneefall, so daß wir selten weiter als 30 Meter sehen. Wir steigen weiter zum Beginn des Magherita-Gletschers bei ca 4800 Hm auf, der sich an seinem Beginn mit 60 bis 70 Grad sehr steil präsentiert. Dort treffen wir auf Leidensgenossen einer zweiten Besteiger-Truppe, die sich gerade an einem Fixseil noch weiter in den undurchdringlichen Nebel hoch-jümaren. Während wir abwarten, daß das Seil für uns frei wird, schauen wir uns an - ist es uns die Sache wirklich wert? Mittlerweile ist abzusehen, daß wir am Gipfel keine Sicht haben werden, und außerdem kalkulieren unsere Guides, daß wir für die letzten knapp 400 Hm zum Gipfel und zurück wohl etwa weitere 4 Stunden Zeit benötigen würden. Da für den heutigen Tag aber auch noch der anspruchsvolle Abstieg zur Kitandara-Hütte ansteht, kämen wir mit dem Gipfelversuch wohl erst in der Abenddunkelheit dort an. Auf der anderen Seite - wir kommen wohl nie wieder für eine zweite Chance zurück; für den Gipfel heißt also eigentlich: jetzt oder nie. Wir schauen uns noch tiefer an und treffen dann durchaus mit schwerem Herzen die Entscheidung: Umkehren.



In gedrückter Stimmung stapfen wir wieder zurück nach unten. Am Fixseil des kleinen Felsriegels kommen dann immerhin noch unsere Steigklemmen zum Einsatz. Danach bewegen wir uns vorsichtig wieder zum Stanley-Gletscher und mit Steigeisen über diesen hinweg. Auf der anderen Seite des Gletschers drücke ich noch einmal für nebenstehendes Bild auf den Auslöser. Das Schneetreiben ist wieder stärker geworden. Die abschließende steile verschneite Felspassage fordert uns noch einmal alles an Konzentration ab. Auch hier sind wir über das angebrachte Fixseil froh, an dem wir uns mit Prusikknoten nach unten sichern. Am Ende des Seils stehen wir endlich im flachen Gelände - so, nun sollte die Messe ja gelesen sein. Denkste! Noch 50 Meter vor der Hütte müssen wir eine flachere, jedoch mit Flechten überzogene spiegelglatte Stelle mit Seilhilfe meistern. Was für ein Aufwand... An der Hütte angekommen machen wir uns dankbar über die warme Suppe her, die uns die Küche serviert. Danach packen wir unsere Sachen zusammen und beginnen den Abstieg zur Kitandara-Hütte.


Meine Hoffnung, nun in normalen Wanderbedingungen unkompliziert weiterlaufen zu können, erfüllt sich leider nicht. Es hat bis ca. 4200 Hm heruntergeschneit, und der teilweilse felsige Weg ist durch den Schnee fast genauso anspruchsvoll wie die Bergtour zuvor. Allerdings wird die Mühe durch die interessant verschneite Vegatation ringsum versüßt.


Knapp über dem Kitandara-See befinden wir uns dann wieder im schneefreien Bereich. Die Landschaft um uns herum ist schlichtweg atemberaubend.


Im Blick zurück zeigen sich die verschneiten Felsspitzen über den Senezien und Lobelien.


Auch der Kitandara-See auf ca. 4000 Hm ist eine Augenweide. Verwunschen liegt er im Dschungel zwischen schroffen Bergspitzen. In der gleichnamigen Hütte am Ufer des Sees treffen wir unsere drei Reisekameraden wieder und berichten von unserem Gipfelversuch. Die Enttäuschung über den Mißerfolg hält sich bereits in engen Grenzen; so richtig schlimm finden wir es schon nicht mehr. Wir genießen den schönen Ort und das Abendessen und freuen uns auf die morgige Etappe.


Der nächste Tag bringt wieder bewölkte Bedingungen mit einigen - gottseidank sehr sporadischen - Nieselschauern. Die Etappe zur Guy-Yeoman-Hütte beginnt mit einem steilen Anstieg durch dichte Vegetation - natürlich in Gummistiefeln.


Wieder einmal wandern wir durch eine verwunschene Umgebung.


Bald erreichen wir wieder die Schneegrenze - Lobelien in weißem Gold.


Nach dem Freshfield-Pass auf 4215 Hm führt der Weg in sanftem Auf und Ab zwischen den verschneiten Senezien hindurch weiter.


Wilde Figuren am Wegesrand


Außergewöhnliche Natur


Schließlich folgen wir dem Weg des Wassers nach unten.


Teilweise sehr steil und rutschig geht es nun unter die Viertausender-Marke hinab, teilweise auch direkt in den Bächen.


Endlich, endlich haben wir auch den geliebten und lange vermißten Sumpf wieder! Jauchzet und frohlocket!


Nicht weit von unsererm Tagesziel Guy-Yeoman-Hut entfernt bietet sich uns noch ein schöner Wasserfall dar - perfekter Hintergrund für ein Photo.


Die letzten Meter zur Hütte stehen uns wieder Lobelien Spalier.


Abendstimmung auf der Guy Yeoman Hütte auf knapp 3500 Hm. Die Luft ist durch die geringere Höhe bereits wieder deutlich angenehmer.


Am nächsten Tag schließt sich mit der Etappe zurück zur Nyabitaba-Hütte der Kreis des Trekkings. Ein Malachite Sunbird zeigt sich gleich zu Beginn dieser Etappe.

Zunächst geht es teilweise extrem steil bergab - streckenweise auch über Leitern - bis wir am Fuße des Kichuchu-Felsens wieder flacheres Terrain erreichen.


Danach verlassen wir die Senezien/Lobelien-Zone und durchwandern die Bambus-Zone...


...und schließlich erreichen wir die Vegetationszone der Nyabitaba-Hütte samt ihrer Beobachter.


Der Kreis schließt sich bei der Abzweigung zur John-Matte-Hut, die wir zu Beginn des Trekkings verfolgt haben.

Wir sind unverletzt und glücklich wieder hier - ein großer Dank an unsere Guides Jokas, Johnson und Justus (von rechts nach links).

Nun laufen wir relativ entspannt zur Hütte und verbringen dort noch eine gemütliche Nacht.


Am nächsten Tag laufen wir zurück in die Zivilisation. Kurz vor Ende des Trekkings bekommen wir noch ein Chamäleon vor die Linse - unserem Guide Johnson sei Dank! Nach dem Phototermin verabschieden wir uns von dem Tier, bald darauf am Ausgang des Ruwenzori National Parks heißt es auch, unserer Mannschaft Lebwohl zu sagen, mit der wir das Abenteuer durchlebt haben - und ohne die es nicht möglich gewesen wäre. Vielen Dank dafür!

Nach der Verabschiedung werden wir wieder in das Hotel Margherita in Kasese gebracht, wo wir uns die erste Dusche seit acht Tagen gönnen. Danach stoßen wir in bester Stimmung auf die schöne und anstrengende Ruwenzori-Runde an, die wir ohne Blessuren in guter Gesundheit absolviert haben.

Am nächsten Tag trennt sich unsere Gruppe auf - für zwei Weilheimer geht es zu den Berggorillas in den Bwindi Park weiter, während der Rest zurück nach Entebbe fährt. Nach langer Fahrt kommen wir schließlich wieder im Hotel 2friends in Entebbe an, essen dort wieder am Strand zu abend und freuen uns auf den bevorstehenden freien Tag, an dem wir Entebbe/Kitoro erkunden und danach die Füße hochlegen. Den letzten Tag in Uganda verbringen wir dann mit einer kleinen Bootsfahrt auf dem Viktoriasee. Gegen Nachmittag treffen dann auch die erfolgreichen Gorilla-Besichtiger im Hotel ein, so daß wir zum Ende des Aufenthalts noch ein gemeinsames Abendessen haben können. Danach heißt es, von den Gorilla-Kundlern Abschied zu nehmen - während diese noch einen oder mehrere Tage in Afrika verbringen, tritt der Rest die Heimreise an. Wir werden an den Flughafen gebracht und kommen anderthalb Tage später übernächtigt, aber wohlbehalten in München an.

Eine großartige Trekkingreise ist zu Ende gegangen!