Matthias Lepschi


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Bergsommer 2021 - Abschnitt 3: Engadin

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Camping Morteratsch


Nach einer kurzen Pause in Bayern geht es nach dem Aufenthalt am Sellastock weiter in die Schweiz, konkret ins Engadin. Nach langer Zeit fahren wir dort wieder einmal den malerisch gelegenen Campingplatz Morteratsch in der Nähe von Pontresina an.



Unser Zelt kommt unter Bäumen und mit für europäische Verhältnisse relativ großem Abstand zu den Nachbarn zu stehen.

Boval-Hütte


Noch am Tag der Ankunft geht es bei leicht regnerischen Bedingungen in Richtung der Boval-Hütte los; auf der Wanderung haben wir Einblicke in die stark schwindenden Gletscher zu Füßen der Bernina.

Die Pflanzen genießen das leicht feuchte Wetter.

Piz Languard


Leider hält auch der nächste Tag eher durchwachsenes Wetter bereit. In feuchten Bedingungen und zuletzt in dichten Wolken machen wir uns wieder einmal an den Piz Languard. Den spektakuläre Blick von der Gipfelpyramide hinein auf Palü und Bernina müssen wir uns vorstellen - die Realität schaut weiß in weiß aus...

Auf einigen Gipfeln im Engadin sind mittlerweile QR-Codes für ein digitales Gipfelbuch installiert - durchaus kontrovers zu diskutieren...

Trotz der widrigen Bedingungen freuen wir uns über den Gipfel.

Alpenrosen in Blüte

Klettersteig Piz Trovat, Piz Palü


Der Wettergott hat aber endlich am nächten Tag mit uns Mitleid. Wir fahren mit der Gondel zur Diavolezza hinauf und staunen über den prachtvollen "Festsaal der Alpen": Trovat, Cambrena, Palü, Bellavista, Bernina mit Biancograt, Morteratsch - eine Perlenkette von schönen Bergen!

Den Piz Trovat gehen wir über seinen Klettersteig umgehend an.

Im flachen Mittelabschnitt drücken wir beide fast gleichzeitig auf den Auslöser, um den gewaltigen Piz Palü einzufangen.

Auch am Gipfel des Trovat wird die Szene noch einmal dokumentiert.

Danach verbringen wir den Nachmittag und Abend auf der Diavolezza und genießen den wunderschönen Aufenthalt. Nach dem Abendessen geht es bald aufs Zimmer - steht doch ein frühes Wecken um halb vier für den kommenden Tag an...

Nach einen kräftigen Frühstück in der Bellavista geht es um kurz nach vier Uhr im Schein der Stirnlampen in Richtung Piz Trovat los. Wir steigen aber nicht noch einmal auf dessen Gipfel, sondern halten uns linkerhand am Berg vorbei bis zum Beginn des Gletschers, an dem der eigentliche Anstieg zum Piz Palü beginnt. Langsam dämmert es, die Sonne färbt den Morgenhimmel fahl ein, bevor sie die Bergspitzen langsam in Feuer taucht. Wir stapfen in guter Spur beharrlich nach oben und haben Argusaugen auf die teilweise riesigen Gletscherspalten, die wir vorsichtig überwinden.

Wunderbare Morgenstimmung mit Sicht auf die Anstiegsspur

Im von Spalten zerklüfteten Abschnitt gehen wir behutsam in der Spur weiter, die einen sicheren Eindruck macht. Dennoch bleibt ein kleiner Schauer im Kopf.

Das Seil ist in solchen Anstiegen unabdingbar und vermittelt eine gewisse Sicherheit. Trotzdem ist ein Spaltensturz eigentlich verboten...

Piz Trovat und Munt Pers über den Gletschern

Am Vormittag beglückt uns strahlender Sonnenschein bei besten Bedingungen - wir haben einen Traum-Tag erwischt!

Die Spur ist mittlerweile schon deutlich aufgefirnt, jedoch noch einigermaßen gut zu begehen.

Nach Erreichen der Ostschulter arbeiten wir uns den steilen Gipfelhang nach oben und gehen den Ostgrat entlang einer guten Firnspur zum Ostgipfel weiter - damit wäre die Besteigung des Piz Palü schon bewerkstelligt. Wir entschließen uns jedoch, zum Mittelgipfel weiterzugehen. Der entsprechenden Firngrat ist allerdings deutlich ausgesetzter als der einfache Ostgrat. Wir bewegen uns mit äußerster Vorsicht weiter, nicht ohne das ein- oder andere Mal an den eigenen Shuhen vorbei in die bodenlosen Steilabbrüche der Nordflanke zu blicken. Endlich aber haben wir es geschafft, und wir stehen am plateauartigen Mittelgipfel des Palü!

Das Panorama läßt nicht zu wünschen übrig!

Nach dem Abstieg vom Mittelgipfel über den scharfen Grat sind wir deutlich entspannter...


Panorama nach Süden; links der Ostgipfel, rechts der Grat zum Mittelgipfel
Ich fange den schmalen und ausgesetzen Firngrat vom Mittelgipfel noch einmal im Bild ein - ein Ausrutschen nach rechts würde wohl erst 700 Meter weiter unten zum Halt kommen...

Auch vom Ostgipfel aus wird das noch einmal eindrücklich klar. Wir freuen uns, daß wir nun nur noch den gemütlicheren Ostgrat vor uns haben.

Dieser prachtvolle Schwebebalken ist ein Genuß!

Zwischen Himmel und Erde wandern wir den Grat entlang, bevor es wieder den steilen Firnhang nach unten geht. Im Bild ist links das Ende des steilen Teiles zu erkennen, an dem wir vom kurzen wieder auf das lange Seil wechseln werden.

Am späten Vormittag stehen wir dann wieder am Beginn des Gletschers und blicken auf unser Tagwerk zurück. Dann geht es über die Endmoräne zurück und am Piz Trovat vorbei wieder zur Diavolezza, wo wir auf den prachtvollen Tag noch mit einem Apfelmost anstoßen. Die Gondel bringt uns im Anschluß daran wieder ins Tal hinunter, und wir kehren zu unserem kleinen Zelt an den Campingpletz zurück. Dort sitzen wir mit Blick zum Berg gemütlich in den Campingstühlen und freuen uns über den hervorragenden Tag.

Radtour Gletscherzunge Morteratsch


Den nächsten Tag lassen wir ruhig angehen - wir radeln gemütlich zur Gletscherzunge des Morteratsch-Gletschers - prachtvolle Bergblicke natürlich inklusive.

Schmucke Blüten am Wegesrand

Kristallklares Wasser

Nocheinmal schöne Blumen

Nach dieser gemütlichen Tour verbringen wir die letzte Nacht am Campingplatz Morteratsch. Am nächsten Morgen packen wir zusammen und fahren zum Albula-Pass weiter...

Piz Kesch


Von dort starten wir die nächste größere Tour. Bei weißblauem Himmel gehen wir von der Paßhöhe aus zur Chamanna Es-Cha los.

Unser Pfad führt durch ein Meer von Blumen.

Wir quartieren für eine Nacht auf der wunderschönen, erst vor kurzem renovierten Hütte ein und verbringen einen schönen Abend dort. Nach kurzer Nacht starten wir im Morgengrauen dann zum Piz Kesch.

Nach der Kesch-Lücke seilen wir für das relativ kurze Gletscherstück an und bewegen uns auf den Gipfelaufbau des Kesch zu, der im Bild noch durch die Wolke verhüllt ist.

Der Blick zurück zeigt den Weg zurück zur Kesch-Lücke.

Das letzte Stück im Firn ist etwas steiler. Am Ende des Gletschers angekommen rüsten wir für den Aufsteig im Fels um, der im wesentlichen über die beiden Schneefelder in Bildmitte verläuft.

Der Anstieg ist durchsetzt von mehr oder minder brüchigen Passagen, bietet aber auch schönste Blockklettereien.

Endlich stehen wir am Gipfel!

Blick hinüber zur Kesch-Nadel

Pause am Gipfel

Im Abstieg seilen wir im unteren Teil einmal zum Firnfeld ab und sparen uns das Gewühle durch Schotter und Schnee.

Wieder am Gletscher angekommen bauen wir auch die Ausrüstung entsprechend um. Wir sind nicht allein; eine Vierergruppe mit Filmausrüstung wartet am Depot auf eine Damenseilschaft. Die Herren wollen die Damen im Rahmen einer Reportage einer Alpendurchquerung filmen. Für den Piz Kesch haben sich die Mädels eine Bergführerin organisiert, die tatsächlich alle Aspirantinnen auf den Gipfel führen wird, wie wir später recherchieren. Wir sehen dem Dreh ein paar Minuten zu, ehe wir den Weg zurück antreten.

Kurz vor der Keschlücke legen wir die Steigeisen und das Seil ab. Im Blick zuück ist der Piz Kesch in aller Pracht zu erkennen. Insbesondere die beiden Schneefelder in der rechten Seite des Gipfelaufbaus markieren den ersten Teil des Weges durch die Flanke.

Wir steigen die Ketten der Keschlücke ab und laufen zunächst über Firn und Blockfelder, dann über grüne Wiesen zur Hütte zurück. Dort gönnen wir uns ein Mittagessen und wieder mal einen leckeren Apfelmost.

Danach machen wir uns wieder an den Absteig zum Albula-Pass durch das Blumenmeer.

Die Landschaft in der frühlingshaften Schneeschmelze ist absolut wunderbar - wir genießen die Idylle in vollen Zügen.

Am Auto angekommen steht noch ein weiteres Highlight an - die Fahrt Richtung Thusis führt durch beeindruckende Felslandschaften. Wir kommen am gewaltigen Piz Ela vorbei, kreuzen mehr als einmal sehenswerte Eisenbahn-Viadukte, durchqueren das hübsche Bergün und fahren über spektakulär an senkrechte Felswände geklebte Straßen und kurvige Tunnel bis nach Thusis hinunter. Eine fantastische Landschaft fliegt am Autofenster vorbei - hier muß ich unbedingt noch einmal länger bleiben! Bei Thusis fahren wir auf die Autobahn, die uns zurück an den Bodensee bringt. Dort besuchen wir Jürgen, eine Reisekameraden unserer Ecuador-Reise, mit dem wir Cotopaxi und Chimborazo bestiegen haben. Es freut uns, sich nach langer Zeit endlich mal wieder persönlich zu treffen und ratschen zu können. Jürgen schmeißt den Grill an, und wir unterhalten uns bei leckeren Gaumenfreuden über durchgeführte und noch geplante Bergziele und Reisemöglichkeiten - schauen wir mal, wie sich die Corona-Situation entwickelt, und was man angehen kann. Satt und zufrieden steigen wir nach dem netten Besuch wieder ins Auto und bewältigen die restliche Strecke nach München. Ein toller Urlaub geht zu Ende.

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