Matthias Lepschi


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Bergsommer 2021 - Abschnitt 4

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Kuchelberggrat und Kreuzspitze


Nach den Abenteuern in Engadin wenden wir uns wieder in die nähere Umgebung. Bei guten Bedingungen gönnen wir uns die lange und sehr schöne Tour über der Kuchelberggrat hin zur Kreuzspitze.

Immer wieder ist eine Überschreitung der sanften Grasschneide lohnenswert.

Auf den letzten Höhenmetern zum Gipfel der Kreuzspitze wird es dann noch einmal etwas schwieriger. Oben angekommen belohnen die Aussichten für die Mühen des Anstiegs.

Überschreitung der Krapfenkarspitze


Eine andere lange Grattour stand lange auf dem Wunschzettel - nun ist es endlich soweit. Wir überschreiten die Krapfenkarspitze aus dem Rißtal her kommend mit Anstieg über Galgenstangenkopf und Bayerkarspitze. Im Süden baut sich die nördliche Karwendelkette wie ein undurchdringlicher Wall auf.

Rückblick über den langgezogenen Grat...

...und noch einmal von einem etwas höheren Standpunkt. Deutlich ist der stark geschichtete Kalk zu erkennen, der auch der nahen Soiernspitze ihre charakteristische Form verleit.

Endlich kommen wir am Gipfel an und lassen uns eine Brotzeit schmecken - bereits die zweite der durchaus langen Tour.

Den Abstieg gestalten wir noch eine Spur wilder als den durchaus anregenden Anstieg: Wir wählen den unmarkierten Südostgrat des Berges und steigen über Gras und Steilschrofen nach unten. Bisweilen müssen wir auch mit den Händen zupacken, um kleinere Steilstufen zu überwinden. Schließlich läuft der Grat auf den oberen Teil des Paindlsteiges aus, der uns wieder zurück ins Tal bringt. Gerade der ausgesetzte Abschnitt am Wandgraben unterhalb des Galgenstangenkopfes gibt dem Weg nach unten noch eine schöne Würze mit.

Obergurgl: Bergtouren bei ruppigen Bedingungen


Es zieht uns nach den vielen nah gelegenen Touren immer stärker in die hohen Lagen, und daher verbringen wir unser nächstes langes Wochenende wieder einmal in den Ötztalern. In Obergurgl untergebracht wollen wir einige der höheren Berge mitnehmen - wenn es das Wetter nur zuläßt. Leider müssen wir wieder mit feuchten und kalten Bedingungen rechnen und sind daher gespannt, welche Ziele überhaupt möglich sein werden.

Unsere erste Tour soll der Nederkogel sein, den ich vor ein paar Jahren bereits einmal allein bestiegen hatte. Bei gemischten Bedingungen geht es über die Lenzenalm durch den schönen Bergwald nach oben.

Unmengen an reifen Blaubeeren warten am Wegesrand nur darauf, gepflückt und verspeist zu werden...

Nach dem steilen Aufschwung überhalb des Nedersees gelangen wir auf den verblocken Ostrücken des Berges. Leider befinden wir uns hier bereits unterhalb der Null-Grad-Grenze, und der leichte Niederschlag liegt als dünne Schneeschicht auf den Steinen. Wir müssen sehr achtsam gehen, um den seifigen Untergrund ohne Ausrutscher zu meistern.

Schließlich kommt nach der Aufsteilung im Gipfelaufbau endlich das Kreuz in Sicht.

Vorsichtig machen wir die letzten Meter über den verschneiten Nordgrat zum höchsten Punkt. Wir bleiben nur kurz dort und machen uns sehr bald an den Abstieg - zu ungemütlich sind die wolkig-kalten Bedingungen.

Im Abstieg müssen wir beinahe noch mehr aufpassen als im Aufstieg, nicht auf den schmierigen Felsen auszurutschen. Immerhin erkennen wir durch eine Wolkenlücke das tief im Tal liegende Sölden, und rechts daneben Zwieselstein.

Im steilen Abstieg zum Nedersee reißt dann das Wetter etwas auf, und wir nutzen die Zwischenspiele der Sonne für eine Brotzeit in den Felsen. Danach geht es mit Blick auf die Seelenkögel rechts im Bild wieder ins Tal. In der Lenzenalm gönnen wir uns zur Belohnung ein Knödeltris und den obligatorischen Cappucino, ehe es zum Auto und dann weiter in die Unterkunft geht.

Am nächsten Tag ist nur der Vormittag gut angesagt - daher entschließen wir uns zu einer flotten Tour auf den Hangerer. Wir laufen durch den Zirbenwald an der Schönwieshütte vorbei und dann über den steilen Nordrücken des Berges nach oben. Zum Schluß quert die Route auf die Westflanke des Berges, ehe wir dann am Gipfelkreuz knapp über der 3000er-Marke stehen.

Blick hinunter nach Obergurgl und zur Hohen Mut.

Das Wetter hat zwar bis jetzt gehalten, nun aber kommen ab und an bereits erste Tropfen bzw. Flocken herunter - wir sehen zu, genauso flott wie wir aufgestiegen sind, auch wieder vom Berg herunter zu kommen.

In der Schönwieshütte rechts im Bild gönnen wir uns dann die obligatorische Suppe samt Abschluß mit Kaffee und Kuchen. Im Weiterweg reißt das Wetter kurz noch einmal auf, und ich kann den Hangerer in seiner ganzen Größe fotografieren.

Leider ist auch der nächste Tag wettertechnisch suboptimal - wir beschließen dennoch, eine Wanderung zu unternehmen. Diesmal soll es an der Nordseite des Tals zur Gurgler Scharte gehen. Schweißtreibend steigen wir von Obergurgl den steilen Hang hoch, ehe wir auf das von kleinen Seen durchzogene Hochplateau kommen. Wolkenfetzen ziehen über uns hinweg...

...und kleiden die Umgebung in eine geradezu mystische Stimmung.

An der Gurgler Scharte angekommen haben wir - wieder einmal - alles an Kleidung an, was wir im Rucksack haben. Es pfeift unangenehm, wir beginnen daher recht bald wieder mit dem Abstieg entlang des Aufstiegweges.

Auf dem Weg nach unten komme ich an einer kreisrunden Wollgras-Insel vorbei, die wie ein kleiner Mond in einem Tümpel liegt. Bald darauf verlassen wir das Hochplateau auch wieder und können bis zur Straße durch Hochgurgl sehen. Da am heutigen Tag zufällig der Ötztal-Radmarathon stattfindet, warten wir ein wenig, bis wir die ersten Fahrer auf der Straße unter Hochgurgl erkennen können. Die Armen haben einen wettertechnisch schwierigen kalten Tag erwischt - ich beneide die Fahrer wirklich nicht...

Wir verbringen noch die Nacht in Obergurgl, ehe wir dann im leichten Regen wieder zurück nach München rollen.

Überschreitung der Ödkarspitzen zur Birkkarspitze


Ganz anders sind die Bedingungen bei unserem nächsten Ausritt in die Berge. Das seit langer, sehr langer Zeit gehegte Vorhaben der Ödkarspitzen-Überschreitung wollen wir nach mehreren vergeblichen Anläufen, bei denen wir wetterbedingt absagen mußten, endlich umsetzen. An einem Freitag nachmittag strampeln wir mit den Rädern den altbekannten Weg zum Karwendelhaus hinauf und werden doch tatsächlich noch von einem leichten Gewitter erwischt. Wir schaffen es trotzdem, noch einigermaßen trocken an der Hütte anzukommen und beziehen unser lang vorher gebuchtes Zweierzimmer - halleluja, zumindest werden wir eine angenehme Nacht haben. Am nächsten Tag haben wir dann zwar noch leicht feuchte Wege, aber dafür bestes Wetter. Im steilen Brendelsteig drücke ich auf den Auslöser für unseren Standardgipfel Östliche Karwendelspitze und der auch in diesem Jahr bestiegenen Vogelkarspitze links.

Nach dem Brendelsteig geht es dann am Nordausläufer der Westlichen Ödkarspitze weiter bergan. Ein paar Passagen sind versichert, aber gut zu bewältigen. Wir kommen eine Weile relativ gut voran, ehe unser Puls ein wenig höher geht: Leider löst sich in einer eigentlich unkritischen Passage auf schiefen Untergrund ein wagenradgroßer Fels (der - wie um uns in Sicherheit zu wiegen - sogar eine rote Wegmarkierung aufweist), als meine Frau ihre Hand auf ihn stützt. Im Rutschen trifft der Stein das Bein meiner besseren Hälfte, und ich muß einen Schritt zur Seite springen, bevor der Fels genau auf dem Weg wieder zum stehen kommt. Gottseidank kommt meine Frau mit einem - wenn auch in den nächsten Tagen imposant eingefärbten - blauen Fleck am Bein, und ich mit dem Schreck davon. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn der Brocken nicht nur gerutscht, sondern gefallen wäre... Nach einer kurzen Schreckpause geht es weiter; wir queren den schroffen steilen Hang im Bild nach rechts hinüber.

Nach der Querung und einem weiteren Aufstieg kommen wir endlich wieder in die Sonne - und in teilweise noch unangenehm hartgefrorenen Schnee. Vorsichtig steigen wir weiter an, bevor ich schließlich die Aufnahme der Marxenkar- und der beiden Seekarspitzen mache.

Panorama am Gipfel der Westlichen Ödkarspitze

Weiterweg zur Östlichen Ödkarspitze

Fragiles Felsenfenster

Rückblich aus dem Anstieg zur Östlichen Ödkarspitze Richtung Westen - der Weg verläuft glücklicherweise auf der Südseite, so daß wir keine große Schneeberührung haben.

Am Gipfel der Östlichen Ödkarspitze. Der Weiterweg ins Schlauchkarjoch erfordert noch zweimal beherztes Zupacken an Seilversicherungen in brüchigem Gelände, und dann stehen wir auch schon an der kleinen Schutzhütte im Joch. Da wir gut unterwegs sind, beschließen wir, auch noch die Birkkarspitze mitzunehmen. Im Anstieg treffen wir auf mehrere Stellen im Schnee, die wir aber relativ gut überwinden können.

Bald darauf stehen wir am Gipfel der Birkkarspitze und lassen uns die wohlverdiente Brotzeit schmecken. Der Abstieg zurück ins Joch ist kein großes Problem - für den dann folgenden weiteren Abstieg sehr steil ins Schlauchkar hinab legen wir uns die Grödel an, die wir wohlweislich eingesteckt haben. Die ersten 80 Hm hinunter sind wir um die Steighilfen sehr froh: Rutschig ausgetretener Hartschnee wäre ohne Grödel absolut kein Vergnügen. Ich bemitleide die Wanderer, die uns auf dieser Strecke teilweise mit besseren Turnschuhen und vor Anspannung weißen Gesichtern entgegenkommen - ihnen wird in diesem Moment klar, daß die Situation durchaus ernsthaft werden kann.

Am Ende des Schlauchkares münden wir wieder in die grüne Latschenzone ein - vergessen sind Eis und Schnee...

In einer kleinen Spalte entdecke ich die schöne Glockenblume mit ihrem Schmuck aus Tauperlen. So spät am Tag liegt der Tau noch auf den Blättern - der Herbst liegt in der Luft.

Am Karwendelhaus steigen wir auf unsere Drahtesel um und rollen gemütlich ins Tal. Nach Genuß des obligatorischen Belohnungs-Eiskaffees am Cafe an der Lände geht es dann wieder zurück nach Bayern.

Aus der Wolfsschlucht über den Blaubergkamm zur Halserspitze


Nicht weit weg geht es zur nächsten Bergfahrt. Von Wildbad Kreuth aus machen wir uns auf die Runde über die Wolfsschlucht hinauf auf den langen Kamm zur Halserspitze. Wir erleben einen schönen Morgen in leichtem Nebel und Taufrische.

Auf den Blättern liegen die Naturjuwelen.

Im steilen Aufstieg der Wolfsschlucht müssen wir vorsichtig agieren; Fels und Wurzeln sind teilweise unangenehm rutschig. Rückblickend erkennen wir die recht wilde Schlucht, durch die wir herangekommen sind.

Nach der steilen Passage finden wir uns am Predigtstuhl am Kamm wieder - nun beginnt der lange und aussichtsreiche Übergang über die Blaubergschneid und den Blaubergkopf zur Halserspitze.

Am Gipfel angekommen machen wir in weiß-blauen Bedingungen eine verdiente Rast. Im Wolkenschatten ist es schon unangenehm kühl, und wir schielen unter den Kapuzen immer wieder nach oben, wann denn das nächste Sonnenfenster auftauchen wird.

In den wechselhaften Temperaturen verweilen wir nicht lange am Gipfel. Im Rückweg präsentiert sich der lange Kamm, den wir im Aufstieg entlang gekommen sind.

Bald biegen wir nach Norden in den Abstieg zurück nach Kreuth ein. Im schattingen Nordhang sind die Felsen unglaublich schmierig - wieder gehen wir mit großer Vorsicht.

Wilde Tiefblicke - endlich kommen wir in sonnigere Passagen, in denen auch der Weg etwas trockener und nicht mehr ganz so rutschig ist. Am Weissenbachkopf vorbei zieht der Pfad nach unten in mittlerweile wieder angenehme Temperaturbereiche. Kurz vor Erreichen der Wolfsschlucht und damit dem Schließen der Runde nutzen wir die Gelegenheit und halten unsere Füße in einen erfrischenden Bach. Danach geht es zurück in die Zivilisation und zur Einkehr in einer Gaststätte beim Wildbad - auf der schönen Terrasse belohnen wir uns nach der relativ langen Runde, ehe es nach München zurück geht.

Überschreitung Sonnjoch


Ende Oktober geht es an einem herbstlich-schönen Sonntag wieder einmal ins Karwendel. Zusammen mit Andreas, einem Himalaya-Reisekameraden, gehen wir die Überschreitung des Sonnjochs an. Lange schon hatten wir uns diese Tour vorgenommen, und endlich klappt es. Allerdings haben wir mit etwas erschwerten Bedingungen zu tun, liegt doch im schattigen Nordaufstieg im steilen Bährenlahner zum Teil unangenehm glatter Hartschnee.

Blick zur Schaufelspitze - wir haben perfektes Wanderwetter.

Der Weg führt uns durch steilere Passagen, die gerade im Schatten mit dem Hartschnee durchaus anspruchsvoll werden.

Wir bewegen uns mit großer Vorsicht über die Trittspuren.

Während wir unseren Schweiß im Aufstieg vergießen, lassen es sich zwei Steinböcke in der Sonne liegend gutgehen.

Endlich stehen wir am Gipfel und bewundern die Aussicht.

Das Panorama läßt nichts zu wünschen übrig. Nach einer kurzen Rast machen wir uns an den Abstieg, auch um dem unangenehmen Wind am Gipfel zu entrinnen.

Etwas weiter unten im Latschenbereich halten wir an einem sonnigen Fleckchen die verdiente Brotzeit. Es ist südseitig beinahe frühlngshaft warm - jedoch mit den leuchtenden Herbstfarben rings umher. Kurz vor dem Talboden drücke ich noch einmal auf den Auslöser, um die herrlich gelben Lärchen mitzunehmen. Wir beschließen die Tour in dem Wissen, daß wohl schon am Tag darauf ein Schlechtwettereinbruch die Nordseiten für diesen Herbst aus dem Rennen nehmen wird - der Winter kündigt sich langsam an.

Abschlußtour Wank


Nachdem die erste Kaltfront mit Schnee durchs Land gezogen ist, stellt sich noch einmal eine stabile Schönwetterphase ein - jedoch mit zapfigen Temperaturen am Morgen. Die abgefallenen Blätter werden durch den Reif verbrämt.

Am Gipfel des Wanks finden wir ein prachtvolles Panorama vor - der Wetterstein ist schon angezuckert, der Kramer noch ein letztes Mal in diesem Jahr in grünem Gewand.

Die nächsten Touren werden schon im Schnee stattfinden!