Matthias Lepschi


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Bergwinter 2023/24 - Abschnitt 2

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Skitouren bei Kelmen im Lechtal: Tschachaun und Hintere Steinkarspitze


Der nächste Ausflug in die Berge führt uns mit dem Lechtal in eine Region, in der wir nicht allzu häufig unterwegs sind. Verglichen mit dem bayrischen Alpenvorland sind die schönen Berge dort etwas weiter weg und sind dementsprechend für eine Anreise aus München etwas aufwendiger. Wir nehmen die halbe Stunde mehr im Auto für den Tschachaun bei Namlos jedoch gerne in Kauf. Bei relativ frostigen Bedingungen tragen wir die Ski vom Parkplatz direkt in Namlos über die Straße und schnallen an. Zunächst geht es relativ flach einem Forstweg folgend nach Süden, und wir sind durchaus nicht die einzigen, die Richtung Tschachaun marschieren. Bei der Verzweigung zwischen Faselfei- und Brennhüttental am Sagboden jedoch verlassen wir das Gros der Tourengeher - fast alle Aspiranten schlagen nämlich den Weg in erstgenanntes Tal ein, während wir uns für letzteres entscheiden.

Nach nur wenigen Metern gelangen wir an die erste von etwa zehn Bachüberquerungen, die uns an diesem Tag bevorsteht. Die eher niedrige Schneelage zwingt uns immer wieder zum Abschnallen und zu vorsichtigem Gestakse über teilweise vereiste Felsen neben freilaufendem Wasser. Ob das wohl bis oben so weitergeht?

Nach etwa 150 Höhenmetern nimmt dieser Kampf jedoch langsam sein Ende; die Schneedecke nimmt an Mächtigkeit zu, und die angelegte Spur quert seltener über Wasserläufe.

Leider führt eben diese Spur ins Obernamloskar weiter, und nicht Richtung Tschachaun. Damit gewinne ich im oberen Brennhüttental die Ehre, selbst einzuspuren. Immerhin verspüre ich daraufhin keine Kälte mehr...

Nach einiger Zeit gelangen wir an die steilen westseitigen Hänge, die vom Tschachaun aus loslaufen. Hier wechselt sich schwacher Triebschnee mit abgeblasenen, harten Stellen ab. Ich komme bei dem unregelmäßigen Untergrund gehörig ins Schwitzen.

Deutlich über der Anhalter Hütte wendet sich der Weg langsam Richtung Osten; wir beginnen, den Tschachaun zu umrunden.Das Panorama vor dem Maldongrat ist umwerfend.

Am Kromjoch in der Sonne angekommen bin ich froh um die angelegte Spur, auf die wir uns nun wieder einreihen können. Hier kommt der Zustieg vom Faselfeital herauf, und damit auch der größte Teil der Tschachaun-Besteiger an diesem Tag. Wir legen die letzten durchaus etwas steileren Höhenmeter zum Gipfelplateau zurück, ehe es auf der Zielgeraden beinahe eben zum Kreuz geht.

Die Namloser Wetterspitze steht im Traumwetter direkt neben uns.

In der Abfahrt über das Faselfeital begegnen wir einigen wenigen Resten von Pulverschnee, hauptsächlich aber einem mehr oder minder starken Harschdeckel. Wir kämpfen uns bestmöglich nach unten, ehe eine pistenmäßig eingefahrene Fahrrinne neben dem Bach entlang zieht. Natürlich müssen wir auch auf dieser Seite des Berges mehrmals abschnallen, um den Bach zu überqueren.

Die letzten Meter hinaus zur Straße blinzelt noch eimal die Sonne über die Bergspitzen zu uns - die Schneekristalle funkeln herrlich in prachtvoller Winterlandschaft. Nachdem wir die Ausrüstung im Wagen verstaut haben, kehren wir in Namlos noch im urigen und gemütlichen Gasthof Kreuz ein und füllen unsere Energiespeicher auf. Danach geht es weiter zu unserer Unterkunft in Kelmen.

Am nächsten morgen steht die Entscheidung an, welche Tour es werden soll. Wieder einmal die Namloser Wetterspitze? Engelspitze? Bleispitze? Roter Stein? Wir entscheiden uns letzten Endes aus der Bequemlichkeit für die Hintere Steinkarspitze - diese können wir nämlich ohne Auto direkt von der Haustüre unserer Unterkunft aus starten - ausgesprochen angenehm.

Wir arbeiten uns in der Sonne den gut eingefahrenen Südhang hinauf; zunächst durch die Waldpassagen des Eggwaldes, dann immer freier werdend zum Kelmer Jöchl. Von dort laufen wir einen weiten Linksbogen zum eigentlichen Gipfelhang aus, den wir relativ bequem in einigen Serpentinen bewältigen können.

Die letzten Meter zum Gipfel vor der imposanten Knittelkarspitze.

Prachtvolle Aussicht nach Nordwest

Die windigen Bedingungen am Gipfel erlauben uns keine lange Rast. Nach dem Photographieren fellen wir schnell ab und machen uns an die Abfahrt. Uns ist klar, daß uns kein großer Genuß erwartet, waren die Hänge ja schon komplett eingefahren und durch die Sonne und die Nacht schon hart verharscht. Wir machen das beste daraus...

...und können in der Abfahrt immerhin noch schöne Wolkenspiele bewundern.

Stempeljochspitze


Eine Woche später begeben wir uns in das Wohnzimmer von Andreas, unserem mehrmaligen Nepal-Reisekameraden - er unternimmt mit uns die Tour durch das Halltal zur Stempeljochspitze. Am Parkplatz leuchtet uns die hohe Fürleg in der Morgensonne eines sehr kalten Tages entgegen.

Der Weg zieht durch das Halltal stetig im Schatten bergan; es wird einige Zeit dauern, bis wir die Sonne spüren können.

An meinem Bart bilden sich Sibirien-Gedächtnis-Eiszapfen - natürlich nicht ganz so üppig wie bei den damals erlebten minus 25 Grad in Luzhba.

Das Knappenhäusl ist gut eingepackt.

Wir passieren das Issjöchl und biegen nördlich der Wildangerspitze in die Stempelreisen ein. Andreas spurt die Pulverschneeauflage von etwa fünf bis 10 Zentimetern für uns ein.

Immer steiler werdend zieht der Weg ins Joch.

Nun ist die Sonne nicht mehr fern!

Im Joch angekommen präsentiert sich die geschichtete Pyramide der Rumer Spitze vor makellos blauem Himmel.

Wir arbeiten uns den Gipfelhang zur Stempeljochspitze nach oben. Die letzten Meter laufen entlang des überwechteten Südgrates zum höchsten Punkt.

Ein gewaltiges Panorama über Innsbruck beeindruckt uns.

Danke Andreas für die Tour!

Die Abfahrt hinab zum Stempeljoch gehen wir zunächst vorsichtig an - zu weit nach links darf es im Gratbereich aufgrund der Wechten nicht gehen, auf der rechten Seite hat der Wind einige Steine freigelegt.

Etwas weiter unten präsentiert sich ein schöner Hang, den wir in der Sonne abfahren können. Die Schneeauflage hat durch die Einstrahlung schon einen leichten Stich bekommen, läßt sich aber dennoch genüßlich durchkurven.

Im Joch angekommen wechseln wir wieder in den Schatten und genießen den kalten pulvrigen Schnee - Spuren im nebenstehenden Bild sichtbar. Nach kurzem Gegenanstieg zum Issjöchl rutschen wir gemütlich den Wirtschaftsweg zurück nach Hall hinab. Der kalte Fahrtwind im schattigen Tal sorgt dafür, daß meine Jacke an den windausgesetzten Stellen einfriert - ich habe eine Rüstung bekommen!

Die leeren Energiespeicher werden nach der Tour einmal mehr in bravuröser Manier durch die Koch- und Backkünste von Andreas behandelt - herzlichen Dank für Tour sowohl für die Verköstigung! Glücklich und zufrieden rollen wir wieder zurück nach Bayern.

Wanderung auf den Wank


Der schlechten Schneelage nach dem Regen geschuldet, geht es am nächsten Wochenende nicht mit den Skien auf Tour. Stattdessen packen wir die Bergschuhe aus dem Winterschlaf aus und die Grödel mit dazu in den Rucksack ein. Am Wank geht es mit ersteren bergan; die Steighilfen können aufgrund der passablen Bedingungen bleiben wo sie sind. Erst deutlich nach der Mittelstation am Südanstieg kommen wir in den Schnee.

Das Wetter ist traumhaft; der Wetterstein steht finster im Süden.

Im Talkessel liegt Garmisch schon komplett im Grünen, und im Skigebiet zieht sich der Schnee nur in schmalen Bändern nach unten. Daß Neuschnee dringend benötigt wird, bezweifelt niemand mehr...
Wir stehen in knapp zwei Stunden am Gipfel des Wank und genehmigen uns im Anschluß auf der Terasse des geschlossenen Wank-Hauses noch eine kleine Brotzeit. Danach geht es wieder hinab ins Tal und zurück nach München.

Skitour Hochwannig


Leider ist auch am folgenden Wochenende kein Zuwachs an Neuschnee zu berichten. Was also tun, wenn die Hänge schon braun und für die Ski unpassierbar sind? Richtig, das ist die Zeit der Pistenskitour. Wir müssen nicht lange überlegen, um ein passendes Ziel auszusuchen: Es soll der Hochwannig von Biberwier aus werden. Wir rechnen damit, daß wir auf der Piste der Marienberglifte noch genügend Schnee finden werden - und genauso ist es. Um kurz vor halb acht in der Früh legen wir auf der gewalzten Piste nach oben los. Wir haben einen Spielraum bis 8:30; dann wird der Liftbetrieb anlaufen - und das schaffen wir relativ problemlos, obwohl ein paar Passagen der Piste schon arg glasig sind.

An der Sunnalm vorbei biegen wir leicht abwärts gehend ins Bergle ein. Dem großen Kar folgen wir in logischer Linie bergan. Eine schwache Neuschneeauflage von unter fünf Zentimetern hat alte Spuren verwischt, und so dürfen wir die Leinwand selbst neu bemalen.

Weiter oben nimmt mit der Steilheit auch die Neuschneeschicht in ihrer Dicke zu; bald bewegen wir uns bei zehn Zentimetern. Die Verbindung zum Untergrund ist relativ schlecht - in steileren Passagen geht der Ski mitsamt der Oberschicht beim Abdruck ein Stück nach unten durch.

Rückblick vor dem Beginn der Steilrinne. Weit unter uns sind die nächsten Aspiranten zu sehen.

In der Steilrinne arbeite ich mich beim Einspuren auf. Die Neuschneeschicht ist nochmal etwas dicker geworden, aber genauso wenig mit dem Untergrund verbunden wie in den Passagen zuvor. Bei jeder Spitzkehre rutsche ich etwa einen halben Meter nach unten durch; sehr mühselig. Im steilsten Bereich der Rinne beschließen wir, in den Stapfbetrieb umzuschalten - in der Hoffnung, daß wir so etwas ergonomischer (will heißen etwas weniger anstrengend) nach oben kommen. In der Tat kommen wir mit den Skiern am Rucksack deutlich besser voran als mit ihnen an den Füßen. Der Schnee läßt sich relativ gut stapfen, und wir bewältigen die verbleibenden etwa 80 Höhenmeter ohne größere Probleme.

Blick zurück über die Stapfspur.

Endlich gelangen wir an den Ausstieg aus der Rinne. Ein Winterwunderland erwartet uns!

Wir schnallen die Ski wieder an und können die letzten Meter genußvoll und sogar in der Sonne zum Gipfel zurücklegen.

So macht es Spaß; mit der kleinen Einschränkung, daß unsere Felle anstollen. Damit können wir aber angesichts des nahen Gipfels leben.

Gute Stimmung am Gipfel des Hochwannig

Blick über das grüne Inntal. Anfang Februar macht die Landschaft eher den Eindruck, als befänden wir uns in der Mitte des Aprils.

Blick über die vorgelagerten Handschuhspitzen nach Osten zu Grünstein, Ehrwalder Sonnenspitze und Hoher Munde. In der Bildmitte der Ausstieg aus der steilen Rinne. Wir haben einen Traumtag erwischt und das beste aus der überaus knappen Schneelage gemacht. Dennoch blutet das Herz, wenn man sieht, wie wenig vom weißen Gold übrig geblieben ist.

Am Gipfel genießen wir den Tag noch etwa fünf Minuten lang zu zweit, ehe ein starker Tourengeher an das Kreuz nachkommt. Er bedankt sich für unsere Spur, wenngleich er die Stapfpassage nicht nachgegangen war, sondern stattdessen die Rinne konsequent mit den Ski nach oben durchgespurt hatte. Respekt; das ist definitiv nochmal ein anderes Niveau in Skitechnik und Ausdauer!
Etwas später kommen zwei Damen an, die sich insbesondere bei meiner Frau für die schöne Stapfspur mit gut passender Schrittweite bedanken.

Wir machen uns nach dem Aufsaugen des tollen Panoramas wieder an den Rückweg und fahren in die Rinne ein. Von unten kommt nun eine Schar von Tourengehern entgegen. Ich schaue noch mal auf die Vielzahl der Spitzkehren, die ich im Schweiße meines Angesichts in den Hang gelegt habe - mit diesem Tagwerk kann ich zufrieden sein. Wir fahren rechts der Aufstiegsspuren ab und gelangen bald wieder in das weitläufige Bergle.

Dort können wir auf dünner Auflage noch genüßlich flotte Kurven in den Schnee legen, ehe wir rechtshaltend wieder ins Skigebiet Marienberglifte einfahren. Nach kurzem Skitragen über den kleinen Gegenanstieg rutschen wir zur Sunnalm hinab, wo wir uns auf der Sonnenterasse zu aller möglicher und unmöglicher Apres-Ski-Musik Knödelsuppe und Getränk schmecken lassen. Der Blick geht zurück zum heutigen Gipfel, an dem wir die Zacken unserer Aufstiegspur sowohl die Kurven unserer Abfahrt erahnen können. Schön wars!
Danach geht es über Sulz auf Eis in der Sonne beziehungsweise nur Eis im Schatten wieder hinab zum Parkplatz.

Wie bei diesen Bedingungen wohl ein Skibetrieb über die anstehenden Faschingsferien gewährleistet werden kann? Auf der Heimfahrt rollen wir durch Ehrwald, und ich erkenne eine Thermometeranzeige am Straßenrand, die achtzehn Grad anzeigt. Ob es in dieser Saison wohl noch einmal eine kalte Periode mit Neuschnee geben wird?

Wanderung Kramerspitz


Zunächst einmal schaut es schlecht aus mit dem weißen Gold - und deswegen findet unsere nächste Tour wieder auf Schusters Rappen statt. In einer beinahe mystischen Morgenstimmung wandern wir von Garmisch aus Richtung Stepbergalm bergan.

Die Sonnenstrahlen durchdringen den leichten Morgendunst im Wald und sorgen für wunderbare Lichtspiele.

Am Schmalzbichl-Bankerl gönnen wir uns eine kleine Pause und hoffen, einen Blick auf die gegenüberliegende Zugspitze zu erhaschen - leider vergebens.

Weiter geht es von Westen her kommend dem Gipfelaufbau entgegen.

Die letzten Höhenmeter steilen noch etwas auf. Wir stapfen grödelbewaffnet durch den Schnee nach oben.

Endlich am Kamm! Mittlerweile befinden wir uns knapp über den Wolken und genießen die Sonne.

Diel letzten Meter zum Gipfel...

...auch im Rückblick.

Am Kreuz gibt es eine kleine Stärkung bestehend aus Schokoladenlebkuchen und Äpfeln. Lange halten wir es nicht aus; es ist relativ zugig.

Bald geht es dem nördlichen Gratausläufer folgend weiter.

Phänomenale Aussichten

Blick zurück zum Gipfel

Nordseitig geht es durch etwas tieferen Schnee, aber immer noch recht zahm, nach unten.

Die Wolkenfetzen setzen das kleine Kreuz schön in Szene.

Der Blick hinüber ins Garmischer Skigebiet offenbart das Ausmaß des schneearmen Winters...

An der Kanzel lassen wir unseren Blick über das Garmischer Becken schweifen - keine Spur vom Winter! Uns wird für eine ausgedehnte Schneeberührung wohl nichts anderes übrigbleiben, als eine Fahrt in den Hauptkamm oder noch weiter weg zu unternehmen...

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