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Norwegen 2024: Südnorwegen
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Tag 13: Slogen und weiter zum Geirangerfjord
Nach einer Übernachtung auf einem kleinen Stellplatz direkt unter dem Start der Wanderung zum Slogen starten wir um Viertel nach fünf
in der Früh den langen und für eine Wanderung sehr steilen Aufstieg zum Slogen. Vorausgegangen war am Abend zuvor eine Reihe von Gesprächen
von Wanderern, die gerade von der Tour zurückgekommen waren, und uns von guten Verhältnissen berichtet hatten - meine anfängliche Vermutung,
daß der Slogen durch die Regenfälle zu naß und rutschig wäre, wurde dadurch nicht bestätigt, und wir beschlossen, die Traumtour am nächsten
Morgen anzugehen.
Im Bild befinden wir uns an eine der ersten Stellen im Waldbereich, die einen Blick über den Norangsfjord zuläßt. Unter uns liegt die Ortschaft
Øye mit dem bekannten Hotel Union auf der rechten Seite. Leichter Morgendunst liegt über dem schattigen Meer und verleiht der Ansicht eine
wunderbare Stimmung.
Auf der gegenüberliegenden Talseite schieben sich Mittagshornet und Konehornet in den Sonnenschein.
Nach ziemlich genau drei Stunden erreichen wir den Gipfel des Slogen, nachdem wir die letzte Viertelstunde durchaus die Grenze zwischen
Wandern und Kraxelei überschreiten mußten - für das letzte Stück zum Gipfel sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ein Muß, und die
Hände kommen zum Einsatz. Das Panorama am Gipfel ist schlichtwg phänomenal!
Wir genießen die idyllische Viertelstunde am höchsten Punkt. Eintausendfünfhundert Höhenmeter liegen hinter uns, bei nur vier Kilometern
horizontaler Strecke. Ich kenne nicht viele derart kontinuierlich steile Anstiege.
Die Gegend hat neben dem Slogen noch andere lohnende Wanderziele zu beiten. Hinter uns sind Klokkseggen, ein schöner Grat, und dahinter
die Saksa zu erkennen.
In die andere Richtung schweift der Blick über das Norangsdalen bis zum Horizont an den Jostedalsbreen.
Wir steigen nach unserer Gipfel-Viertelstunde wieder ab bis zum Sattel, an dem der Weg zur Patchelhytta abzweigt, und genehmigen uns hier
ein zweites Frühstück. Dann geht es noch über tausend Höhenmeter entlang des Aufstiegs hinab ins Tal - was sind wir um unsere Stöcke froh...
Auch das ist Slogen: Ganz unten am Einstieg laufen wir durch eine grüne Hölle, die genausogut irgendwo in Neuseeland sein könnte.
Nach der durchaus anstrengenden Tour geht es für einen Kaffee zurück nach Urke. Ein Blick auf den Wetterbereicht verheißt für den kommenden Tag
leider nichts Gutes. Der Plan, nach dem Slogen noch die Saksa oder den Klokkgrat mitzunehmen, fällt im Wortsinne in Wasser. Wir beschließen daher,
noch am gleichen Tag Richtung Geirangerfjord zu fahren, und diesen dann auf der Fähre zu durchqueren: Im Osten wird uns etwas besseres Wetter
versprochen.
Nach der schönen Fahrt durch Norangs- und Nibbetal passieren wir den Fähranleger bei Hellesylt und rollen ein paar Kilometer weit nach
Norden ins Strandadalen. Dort finden wir einen größeren geschotterten Platz, auf dem wir gemütlich den Abend verbringen können.
Bald schon
setzt der Regen ein - es macht uns nach der schönen Tour nun nichts mehr aus. Wir genießen unser Abendessen und freuen uns auf
den kommenden Tag.
Tag 14: Geirangerfjord zum Gamle Strynefjellvegen
Der nächste Morgen erwartet und mit einer dichten Wolkendecke in Kombination mit Sprüh- und Nieselregen. Ob die geplante Fährfahrt über
den Geiranger mit den bei Sonnenschein so spektakulären Motiven wirklich eine clevere Idee war? Ziemlich geknickt stehe ich am Bug der Fähre, als diese
von Hellesylt in die Nebelwand ablegt...
Schon bald lichtet sich jedoch die Waschküche; wir passieren die Verzweigung von Sunnylvsfjord und Korsfjord mit stimmungsvollen Ausblicken
auf die von Wolkenschwaden umwaberten Talwände.
Die Wolkenbänder werden von den Winden an den Wänden entlanggetrieben.
Je weiter wir kommen, desto besser wird die Sicht.
Ich kann mich inzwischen an dem beeindruckenden Spiel der Wolken mit dem Fels erfreuen; so etwas hat man auch nicht alle Tage!
Die sieben Schwestern stürzen von Norden her in den Fjord.
Wie schwimmende Chilischoten muten die Kajaks im Fjord an.
In Geiranger angekommen verpflegen wir uns in einem netten Café, ehe es in vielen Passkurven hinauf zur Djupvasshytta geht. Dort sehen
wir uns wieder an: Sollen wir bis zum mautpflichtigen Aussichtspunkt Dalsnibba hinauffahren? Beim Blick auf die dort installiere Webcam
sehen wir, daß wir nichts sehen... Durchaus mit schwerem Herzen beschließen wir also, gleich nach Grotli zum Beginn des Gamle Strynefjellvegen
weiterzufahren. Nur zwei Tage später wird sich herausstellen, daß diese Entscheidung eine gute war.
Wir rollen über die spektakuläre Trasse des Gamle Strynefjellvegen durch hochalpin anmutende Landschaften zwischen Berg, See und Schnee.
Für mich ist dese Landschaft ein Inbegriff von Norwegen - rau, weit, und doch sehr fotogen.
Am Gletscherskigebiet von Stryn vorbei folgen wir dann der ebenso fotogenen Straße hinab durch das Videdalen weiter zum Oppstrynsvatnet,
und dessen Südufer entlang zum unglaublich schönen Unterlauf der Stryneelva. In einem Mäander nach dem nächsten windet sich der Fluß zum Ort
Stryn - ein einzigartiger Flußlauf.
Schließlich machen wir am Nordfjord nicht weit entfernt von Oppheim Quartier an einer kleinen Parkbucht über dem Meer.
Wir genießen die idyllische Abendstimmung mit dem Blick zum Skarsteinfjellet rechts und dem Avleifjellet links.
Für den nächsten Tag haben wir uns die Wanderung zum Skålatårnet ausgesucht, eine der längsten Wanderungen überhaupt, die auf einen Gipfel
möglich ist, "dessen Füße im Meer stehen". Wir sind gespannt, wie uns die achtzehnhundert Höhenmeter von Loen aus bekommen werden...
Tag 15: Skålatårnet
Die ersten Sechshundert Höhenmeter davon legen wir jedenfalls leider im mehr oder minder dichten Nebel zurück. Ich habe schon langsam Bedenken,
ob wir an diesem Tag die Sonne überhaupt sehen werden, als wir recht unvermittelt erlöst werden - wir stoßen ans Licht durch!
Bald schon erfreuen wir uns am Blick von oben auf die Wolkendecke - wunderbar!
Der Weg nach oben ist sehr aufstiegsfreundlich angelegt; Treppen führen über weite Wegstrecken zum Gipfel.
Wir behalten unser normales Wandertempo bei, was uns nach recht genau drei Stunden zu den beiden Hütten am Gipfel bringt.
Dem Schneegrat hinter den Hütten folgend gehen wir noch ein paar Meter nach Osten weiter.
Mit einem tollen Panorama zum Jostedalsbreen hin gönnen wir uns die mittlerweile dringend benötigte Brotzeit.
Langsam lösen sich auch die Wolken auf, die bislang den Blick hinunter in die Fjorde versperrt hatten.
Am Gipfel beobachten wir einen Norweger dabei, wie er einen steinbeschwerten Loipen-Schlitten hinter sich herzieht und damit in dem schmalen
Schneerest am Gipfelgrat eine Spur legt. Als die Arbeit beendet ist, kommt das Vergnügen: In kurzer Hose und dünnem T-Shirt dreht er Runde
um Runde auf der vielleicht 200 Meter messenden Loipe. Norweger sind aus hartem Holz geschnitzt!
Nach unserer Pause geht es zurück zu den beiden Hüttenbauten; wir schauen sowohl in den alten Turm als auch in den schicken Neubau hinein.
Eine Nacht hier heroben zu verbringen wäre sicherlich ein erbaulicher Erlebnis!
Immer wieder werden unsere Blicke nach unten ins Fjord gezogen.
Schließlich können wir Lobukta und Oldebukta des Nordfjords wolkenfrei erkennen - toll!
Ab und an kommen uns im folgenden Abstieg auch fitte Norweger entgegen, die die 1800 Hm als Berglauf zurücklegen - Respekt. Im August findet am Skålatårnet ein entsprechender Laufwettbewerb statt,
auf den ganz offensichtlich schon fleißig trainiert wird.
Nach dem ersten Drittel des Rückweges pausieren wir am eiskalten schneegespeisten Skålavatnet und halten unsere Füße hinein. Zwei Norwegern reicht eine solch kleine
Erfrischung nicht aus; sie gehen aufs ganze und schwimmen eine kurze Runde durch den kleinen See. Hartes Holz, wie ich ja schon bemerkt habe...
Im weiteren Abstieg lassen wir uns wieder einmal die vielen Blaubeeren am Wegesrand schmecken, und bewundern auch die Wasserfälle, die wir
des Morgens aufgrund des Nebels nur hören, nicht aber sehen konnten.
Die Gischt der Fälle beschert uns im mittlerweile sommerlich heißen Klima kurz über dem Meer willkommene Abkühlung.
Endlich kommen wir wieder im idyllischen Tal an und fallen am Auto über unsere Vorräte her - wie praktisch doch ein Kühlschrank sein kann!
Danach tuckern wir nach Stryn, wo wir uns im Supermarkt ausstatten und dann Rat halten, wie wir weiter vorgehn wollen. Bald einigen wir uns
auf die Fahrt hinauf zum Gamle Strynefjellwegen, den wir ja erst Tags zuvor in anderer Richtung durchfahren hatten.
Am späten Nachmittag finden wir einen prächtigen Stellplatz am Gamle Strynefjellvegen und bauen unser Quartier auf. Leichter Regen begleitet
uns zeitweise über den Abend und in die Nacht; wir schlafen nach der langen Tour wieder einmal gut und fest.
Tag 16: Gamle Strynefjellvegen, Dalsnibba nach Molde
Ein goldener nächster Morgen beschert uns einen trefflichen Start in den nächsten Tag.
Wir fahren den Gamle Strynefjellvegen nun retour nach Grotli, wo wir in der dortigen Raststätte ein schönes Frühstück machen wollen.
Leider sind wir zu früh dran und müssen unverrichteter Dinge weiter...
...was uns andererseits spektakuläre Morgenstimmungen auf der Straße zum Dalsnibba beschert, den wir nun bei sehr guten Bedingungen
besuchen können. Der Djupvatnet glitzert in der Sonne.
Der Blick hinunter ins Geirangerfjord ist nicht minder spektakulär. Tief unter uns hält sich ein Wolkenmeer genau über dem Fjord.
Natürlich wird das tolle Motiv sofort für das Photo genutzt.
Nach einem Frühstück in der Dalsnibba-Raststation machen wir uns an die Abfahrt hinab nach Geiranger. Am nebligen Fähranleger halten wir uns
dieses Mal nicht lange auf, sondern fahren zum Aussichtspunkt in der Ørnesvingen-Kehre weiter. Von dieser "Adlerschwinge" aus haben wir
Blick auf die knapp unter uns beginnende Wolkendecke. Wenn man es nicht besser wüßte, könnte man vermuten, daß unter uns ein ganz normales
Flußtal liegt, und nicht einer der steilsten Fjorde Norwegens.
Unser Weiterweg führt uns von hier nach Norden - das Ziel ist die Küstenstadt Molde, für die das Wetter in den nächsten Tagen besser zu
sein scheint als am Geiranger. Durch das tiefe Eidsdalen führt die Straße zum gleichnamigen Fähranleger, über den wir übber den Norddalsfjord
setzen. Da die Trollstigen aufgrund von Steinschlag gesperrt ist, fahren wir nicht Richtung Åndalsnes weiter, sondern nach Westen Richtung
Liabygda und von dort östlich am Jolgrøhornet vorbeinach Stordal. Wunderbare Ausblicke auf das Storfjord haben wir insbesondere bei Dyrkorn
zwischen den unvermeidlichen Tunnels. Kurz vor Sjøholt biegen wir auf die E39 nach Nordosten ab und überqueren das Ørskogfjellet und daran
anschließend das Skorgedalen. Die imposante Brücke nach Osten über den Tresford nach Vike lassen wir rechts liegen und langen schließlich am
Fähranleger bei Furneset an, von wo aus wie die Überfahrt über den Storfjord nach Molde starten.
Endlich in Molde! Die schmucke Küstenstadt wartet mit einer schönen Uferpromenade auf. Wir stocken Essens- und Wasservorräte auf, und machen uns
dann an die letzten Kilometer zum Hausberg Varden.
Dort lassen wir das spektakuläre Panorama nach Süden auf uns wirken. Bergspitze an Bergspitze reiht sich über dem Storfjord aneinander.
Die Kombination aus Bergen un Meer gibt eine ganz spezielle Stimmung - in den Alpen hat man so etwas nicht!
Wir sehen vom Varden aus den Fährbooten zu, mit denen auch wir nach Molde gekommen sind, und genießen den wunderbaren Abend hier heroben. An den
beiden großen geschotterten Parkplätzen finden wir einen guten Stellplatz für die kommende Nacht - wieder einmal umgeben von rauen Mengen an
Blaubeeren.
Tag 17: Tusenarvarden, Prestaksla
Am nächsten Tag geht es mal wieder etwas flotter ins Geschehen; wir laufen vom Varden aus eine Runde nach Norden. Bald kommen wir am Tusenarvarden
an, von welchem wir nicht nur über Molde, sondern auch über die kleinen Seen in der direkten Umgebung blicken.
Der "Varden" am Gipfel des Tusenarvarden wurde zur Jahrtausendwende errichtet - daher auch der Name.
Wir genießen es, zur Abwechslung auch mal nur im T-Shirt unterwegs sein zu können - und nicht nur das; wir können das warme Wetter auch dazu
nutzen, wieder einmal eine Runde in einem der Seen zu schwimmen.
Erfrischt geht es weiter zum Gifel des Middagsfjellet. Mittlerweile sind zwar ein paar Schleierwolken am Himmel, dennoch bleibt die Stimmung
sommerlich.
Nach einem solch erbaulichen Lauf darf die entsprechende Belohung nicht fehlen. In der Gaststätte auf dem Varden gibt es Kaffee, eine Waffel, und
zu guter letzt auch noch ein leckeres Lakritz-Eis.
Molde zeichnet sich durch Gartenbau (insbesondere Rosen), aber auch durch Jazz aus.
Der Aufenthalt in Molde war wunderschön, und
der Abschied fällt uns nicht leicht. Dennoch rollen wir am Nachmittag nach Osten aus der Stadt. Zunächst geht es entlang des Fannefjords,
dann über einen kleinen Pass an den Langfjorden.
Bei Eidsvåg machen wir einen Abstecher zum Nesset Prestegard, der mit Bjørnstjerne Bjørnson einen norwegischen
Literatur-Nobelpreisträger beheimatet hat. Da der Tag noch jung ist, beschließen wir recht sponten, auch noch die Wanderung zur Prestaksla
anzugehen, die hier startet. Wir sind sehr flott unterwegs und sehen uns eine Stunde später an Erefjord und Langfjord satt.
Speziell zum Eresfjord hin ist eine schroffe Gebirgslandschaft sichtbar - um tolle Berge ist Norwegen sicher nicht verlegen.
Die schnelle Zeit im Aufstieg können wir im Abstieg nicht aufrechterhalten - zu viele Blaubeeren am Wegesrand. Wieder einmal schlagen wir
uns den Bauch voll. Die Vitaminzufuhr ist dadurch gesichert...
An einem geschotterten Parkplatz in der Nähe finden wir unser Nachtquartier und lassen den schönen Tag ausklingen.
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